Acharn – Aberfeldy

Auf die vorletzte Etappe sind wir noch früher gestartet als am vorherigen Tag. Eigentlich sollten wir von Kingshouse Travel bis Ardtalnaig gefahren werden und von dort bis Aberfeldy laufen, aber wir haben uns bis nach Acharn fahren lassen, um uns 8 km „road walking“ zu sparen. Denn wir wollten so früh wie möglich in Aberfeldy ankommen, da dort nachmittags Highland Games stattfanden. Also haben wir uns schon um 8 Uhr abholen lassen und sind um halb neun in Acharn los gewandert. 

Zunächst ging es auf einem steinigen Weg steil bergauf in Richtung Falls of Acharn. 

Nach einer Weile wies ein Schild auf eine „Hermits Cave“ hin. In unserem Guidebook stand, dass wir durch den unteren Eingang hinein und durch den oberen hinaus gehen sollten und dass wir die Aussicht auf den Wasserfall genießen sollten. 

In der Hermit’s Cave zweigte nach wenigen Metern ein Tunnel ab und führte zu der besagten Aussichtsplattform mit Blick auf die Acharn Falls. Wir wurden allerdings ein wenig von der noch recht tief stehenden Sonne geblendet, sodass es schwierig war gute Bilder vom Wasserfall zu machen. 

Nachdem wir die Höhle wieder verlassen hatten, ging es weiter auf dem steinigen Weg bergauf. 

Oben angekommen, sind wir noch einen kleinen Umweg gegangen, um den Acharn Burn anzusehen. 

Ein Wegweiser zeigte uns an dieser Stelle die richtige Richtung nach Aberfeldy an. Und die Entfernung. Es sollten noch 9,5 Meilen sein und wir lagen schlecht in der Zeit, da wir etwas zu viel Zeit in der Hermit’s Cave und am Acharn Burn verbracht hatten und vielleicht auch nicht ganz so schnell den Hügel hoch gelaufen waren, wie auf der Etappe von Killin nach Ardtalnaig.

Zum Glück verlief der Weg jetzt ziemlich eben und wir konnten ein bisschen schneller laufen, um etwas Zeit gut zu machen. Der Rob Roy Way verläuft auf diesem Stück auf dem Queen’s Drive, so benannte, weil Queen Victoria von hier aus den Blick auf das Loch Tay bewundert hat. 

Queen’s Drive oberhalb von Loch Tay

Es boten sich wieder – wie auch schon auf der letzten Etappe – sehr schöne Ausblicke in Richtung Loch Tay.

Blick auf Loch Tay
Blick auf Loch Tay
Loch Tay
Blick auf Kenmore am Loch Tay

Nachdem wir eine Farm passiert hatten, wurde aus dem breiten Weg ein schmaler Trampelpfad. Trotzdem kamen wir weiter gut voran. 

An den Trampelpfad schloss sich ein Stückchen „road walking“ bergauf an. Am Tombuie Cottage hätten wir die Straße eigentlich wieder verlassen und auf einer „farm road“ weiterlaufen sollen, aber wir hatten uns entschieden einen alternativen Weg nach Aberfeldy einzuschlagen. Es gibt auf dem Rob Roy Way noch eine Variante, bei der man von Ardtalnaig nach Amulree und dann von Amulree nach Aberfeldy läuft. Wir hatten auf der Karte gesehen, dass es möglich ist, einen Teil der Etappe von Amulree nach Aberfeldy zu laufen, wenn man am Tombuie Cottage der Straße für einige Kilometer weiter bergauf folgt. Wir gingen davon aus, dass diese alternative Route abgelegener und rauer sein würde und dies sprach uns eher an als die „Standard-Route“ weiter zu laufen.

Die Straße den Berg hinauf zog sich ganz schön.

Aber nachdem wir das kleine Lochan und das Häuschen im nachfolgenden Bild erreicht hatten, konnten wir endlich links auf einen steinigen Track abbiegen. Ab hier ging es ohne größere Steigungen durch ziemlich karge Landschaft. 

Es gab wieder sehr dunkle Wolken am Himmel, aber wir sind an diesem Tag komplett vom Regen verschont worden. Daher konnten wir mittags auch oberhalb des Urlar Burn meine Picknick-Decke ausbreiten und unser im Coop in Killin erworbenes Mittagessen aus Sandwiches und Nudelsalat genießen.

Nach dem Mittagessen sind wir weiter dem steinigen Track gefolgt. Die Landschaft war aus meiner Sicht sehr schön, allerdings war das Laufen auf dem steinigen Weg doch recht anstrengend.

 

Auf diesem Abschnitt des Weges haben wir auch das erste (und einzige) Bothy entdeckt. Wir haben einen Blick hinein geworfen und im Vergleich zu dem Bothy, an dem wir im Glen Banchor Rast gemacht haben, war es sehr sauber – dort hätte man durchaus eine Nacht verbringen können.

Wenig später haben wir die Urlar Farm erreicht. Dort warnte eine Schild davor, dass es für Wanderer keinen Zugang zum Gelände der Farm gebe, sodass wir auf einem schmalen Trampelpfad außen um eine zu der Farm gehörende Weide herumlaufen mussten. 

Auf ein kurzes Stück „road walking“ folgte dann auf einem schmalen Pfad der Abstieg nach Aberfeldy durch die Birks of Aberfeldy, eine bewaldete Schlucht, die vom Moness Burn über die Jahrtausende in das Gestein gegraben wurde.

Die Birks of Aberfeldy haben Robert Burns dazu inspiriert, das gleichnamige Lied zu schreiben.

Bonnie lassie, will ye go,
Will ye go, will ye go?
Bonnie lassie, will ye go
Tae the birks of Aberfeldy?

Now Simmer blinks on flow’ry braes,
And o’er the crystal streamlets plays;
Come, let us spend the lightsome days
In the birks of Aberfeldy.

The little birdies blythely sing,
While o’er their heads the hazels hing,
Or lightly flit on wanton wing
In the birks of Aberfeldy.

The braes ascend like lofty wa’s,
The foaming stream, deep-roaring, fa’s
O’erhung wi‘ fragrant-spreading shaws
The birks of Aberfeldy.

The hoary cliffs are crown’d wi flowers,
White o’er the linns the burnie pours,
And, rising, weets wi‘ misty showers
The birks of Aberfeldy.

Let Fortune’s gifts at random flee,
They ne’er shall draw a wish frae me;
Supremely blest wi‘ love and thee
In the birks of Aberfeldy.

Nachdem wir noch eine ganze Weile dem Monets Burn bergab gefolgt waren (gut das wir unsere Stöcke hatten, denn es war ein ziemlich steiler Pfad), haben wir um kurz vor 15 Uhr den Ortseingang von Aberfeldy und wenige Meter weiter auch schon unser Bed & Breakfast Balnearn House erreicht. Leider sollte der Check-in erst ab 16 Uhr möglich sein und es war tatsächlich auch niemand da, als wir ankamen. Nachdem wir uns auf der Veranda ein paar Minuten ausgeruht und zumindest unsere Gamaschen ausgezogen und unsere Wanderstöcke abgestellt hatten, sind wir auf die andere Seite des River Tay gelaufen, wo die Highland Games stattfanden.

Der Eintritt zu den Highland Games sollte 10 Pfund pro Person kosten. Gerade als wir bezahlen wollten, fragte uns ein älterer Herr, der offensichtlich als Ordner arbeitete, wo wir herkämen. Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass wir aus Deutschland kommen, sagte er „you go in for free“. Die Damen an der Kasse guckten einen Moment etwas irritiert, gaben uns dann aber tatsächlich zwei Armbänder mit denen man rein und wieder rausgehen konnte, ohne dass wir dafür bezahlen mussten. Zunächst haben wir gedacht, dass wir vielleicht die einzigen Gäste aus Deutschland sein könnten, aber später haben wir festgestellt, dass eine ganze Menge Deutsche da waren. Vielleicht waren es auch unsere Rucksäcke und der Eindruck, dass wir weit gelaufen waren, die uns zum freien Eintritt verholfen haben.

Wir kamen gerade rechtzeitig, um noch den letzten Teilnehmer bei „tossing the caber“ zu sehen. Den „weight over the bar“ Wettbewerb haben wir dann komplett verfolgen können. 

Und es gab natürlich auch eine Dudelsack-Band, die das Ganze musikalisch begleitete.

Neben den eigentlichen Highland Games gab es auch eine Scottish Food Fair. Wir haben nicht nur vier verschiedene Sorten Met probieren können, sondern auch verschiedene schottische Käse. An einem Stand, an dem man Gin probieren konnte, habe ich anschließend ein kleines Fläschchen Gin-Likör erworben.

Nachdem wir uns mit Käse und Met gestärkt hatten, sind wir weiter um den Festplatz herum gelaufen. Auf der anderen Seite fand ein Wettbewerb im Tauziehen statt. Und „Carrying the Menzies Stone“. Bei diesem Wettbewerb muss man einen ziemlich großen (und vermutlich sehr schweren) Stein hochheben und damit so weit laufen, wie man nur kann. Viele Teilnehmer sind schon daran gescheitert, den Stein überhaupt hochzuheben. Aber einige sind auch erstaunlich weit mit dem Stein gelaufen.

Der Menzies Stone

Als wir nach dem Besuch bei den Highland Games wieder zu unserem Bed & Breakfast zurückkamen, konnten wir zum Glück einchecken. Das Zimmer im Balnearn House war bislang das beste während unserer gesamten Wanderung. Aber wir hatten auch kein normales Zimmer, sondern die sogenannte Tay Suite – ein sehr großes Zimmer mit einem Doppel- und einem Einzelbett sowie einer Fernsehecke mit Sofa. Und es gab wieder ein sehr ordentliches Badezimmer mit einer hervorragenden Dusche. 

Zum Abschluss des Tages sind wir einer Empfehlung unserer Gastgeber folgend im Three Lemons Essen gegangen. Wir haben beide eine Pizza bestellt und waren beide sehr zufrieden, auch wenn bei meiner Pizza die Artischocken fehlten. Der Nachtisch, Lemon Cheesecake, war ein absoluter Traum!