Twizel (26.03.2019)

Obwohl ich bei meiner Wanderung auf dem Hooker Valley Track bis auf die Knochen nass geregnet worden war, war es eine gute Entscheidung, die Wanderung an diesem Tag zu machen. Denn am nächsten Tag hat es in Twizel noch viel stärker geregnet. So stark, dass ich den ganzen Tag im Bed & Breakfast verbracht habe. Welch Glück, dass dieser Regentag auf den Tag fiel, an dem ich in der wohl besten Unterkunft meiner ganzen Reise war.

Morgens hatte Moses für mich ein wunderbares Frühstück vorbereitet – ohne Zweifel das besten Frühstück meiner gesamten Reise! 

Ich habe den Tag genutzt, um Bilder zu bearbeiten und meinen Blog weiter zu schreiben. Zwischendurch habe ich mich lange mit Moses über seine Wahlheimat Neuseeland, aber auch über Singapur, wo er ursprünglich herstammt, unterhalten. Ich habe dabei viel über beide Länder gelernt. Moses sagte, Singapur sei ein „pressure cooker“, also ein Dampfkoch-Topf. Man sei ständig im Stress, müsse lange auf der Arbeit bleiben, auch wenn man eigentlich früher gehen könnte. In Neuseeland sei alles entspannter. Er fliege selten nach Singapur – lieber sollten ihn Familie und Freunde in Neuseeland besuchen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass er Singapur nicht wirklich vermisst. 

Während es in Twizel, östlich der neuseeländischen Alpen, an diesem Tag schon sehr, sehr viel geregnet hat, hat es zur gleichen Zeit an der Westküste, wo ich erst zehn Tage vorher war, so stark geregnet, dass es zwischen Franz-Josef und Fox-Gletscher die Brücke über den Waiho River, Teil des State Highway 6, weggespült hat. 

Der Verlust einer einzigen Brücke mag auf den ersten Blick nicht so dramatisch erscheinen, aber man muss wissen, dass es an der Westküste nur eine Straße von Norden nach Süden gibt – den State Highway 6. Dadurch, dass die Brücke am Waiho River weggespült wurde, war der State Highway 6 gekappt und von Franz-Josef kam man nicht mehr zum 23 Kilometer entfernten Fox-Gletscher und dem dazugehörigen Ort und umgekehrt. Nördlich des Waiho River kann man die neuseeländischen Alpen am Arthur’s Pass überqueren, südlich davon am Haast Pass. Über diesen Umweg ist die Strecke von Franz-Josef nach Fox-Gletscher aber fast 1000 km lang. Und hinzu kam, dass auch der Arthur’s Pass nach den Regenfällen wegen Erdrutschen kurzfristig gesperrt war. 

Die Regenfälle haben aber nicht nur die Brücke weggespült, sondern auch die Zufahrtsstraßen zum Franz-Josef-Gletscher und zum Fox-Gletscher sowie die Wanderwege beschädigt. D.h. selbst wenn man von Wanaka oder Queenstown noch zum Fox-Gletscher hätte fahren können und auf derselben Strecke wieder zurück, hätte man den Gletscher nun nur noch mit dem Helikopter erreichen können. Und das ist für viele einfach zu teuer. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es den Touristen ergangen sein muss, die wie ich eine Fahrt von Nord nach Süd oder umgekehrt an der Westküste geplant hatten und nun ihre ganze Reiseplanung umwerfen mussten. Ich wäre verzweifelt. An dieser Stelle war ich besonders froh, dass mein Verfahren nicht noch länger gedauert hatte und ich nicht zwei Wochen später unterwegs war. Denn dann wäre meine ganze schöne Planung für die Tonne gewesen.

Abends habe ich mich dann doch noch aus dem Haus gewagt und bin nach Twizel zum Abendessen gefahren. Moses hatte mir Shawty’s Restaurant empfohlen. Zum Ausgleich für den verregneten Tag, habe ich mir ein Drei-Gänge-Menü gegönnt 🙂

Bread & Dips – Flatbread with homemade dips, hummus, baba ganoush & roquette walnut pesto
Hot smoked salmon fillet, served on a on creamy squid ink linguine pasta 32 with cherry tomatoes crispy capers and baby spinach
Dark Chocolate mousse with baked crepe & summer berries

(Ich schreibe diesen Beitrag mit einigem zeitlichen Abstand und seit dem 13. April ist die Brücke über den Waiho River wieder befahrbar – zum Glück war die Strecke nur 18 Tage unterbrochen, obwohl auch dies für die Tourismus-Industrie an der neuseeländischen Westküste schon eine absolute Katastrophe war).