Kylemore Abbey (23.07.2019)

Am Lough Inagh haben wir einen Ruhetag eingelegt und einen Ausflug zur nahegelegenen Kylemore Abbey und nach Letterfrack gemacht. Da es in dieser Gegend keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, waren wir darauf angewiesen, dass unsere Gastgeber uns zur Kylemore Abbey fuhren und uns in Letterfrack wieder abholten. Aus diesem Grund waren wir nicht in dem Maße Herr unserer eigenen Zeit, wie wir es gerne gewesen wären. So starteten wir erst verhältnismäßig spät in Richtung Kylemore Abbey. 

Das Schloss von Kylemore wurden von dem Großindustriellen und Politiker Mitchell Henry (1826–1910) und dessen Ehefrau Margaret Henry (1829–1874) erbaut. Der Bau dauerte vier Jahre (1867 bis 1871). Die Henrys hatten neun Kinder. Während eines Urlaubs in Ägypten erkrankte Margaret Henry an der Ruhr und verstarb innerhalb weniger Tage am 4. Dezember 1874. Sie wurde nach Kylemore zurückgebracht und in dem für sie errichteten Mausoleum beigesetzt. Zwischen 1877 und 1881 ließ Mitchell Henry eine Gotische Kirche zum Andenken an seine Frau erbauen. Am 22. September 1903 verkaufte Mitchell Henry das Schloss und die Ländereien für 63.000 Pfund an den Herzog von Manchester. 1914 erwarb der Londoner Bankier und Immobilienmakler Ernest Fawke das Anwesen, der es so lange verwalten ließ, bis ein neuer Käufer gefunden war.

1920 erwarb das Benediktinerinnenkloster das Schloss und 405 Hektar Land für etwas mehr als 45.000 Pfund. Das Kloster war 1665 in Ypern gegründet worden. Es sollte, als in Irland noch strenge antikatholische Gesetze galten, irischen Frauen eine religiöse Gemeinschaft bieten. Im Jahre 1682 siedelte der Benediktinerorden nach Irland über. Auf Befehl des Königs Jakob II.  mussten die Nonnen 1688 nach Dublin ziehen. 1690 kehrten sie wieder nach Ypern zurück. Die Gemeinschaft verließ Ypern letztendlich, als die dortige Abtei im 1. Weltkrieg zerstört wurde. Erst flüchteten sie nach England, dann ins County Wexford in Irland, bis sie sich schließlich im Dezember 1920 im Schloss von Kylemore niederließen. 

Kylemore Abbey mit Pollacapall Lough im Vordergrund

Heute kann man einige Räume der Kylemore Abbey, die kleine gotische Kirche auf dem Anwesen und den viktorianischen Mauergarten ansehen. Wir haben unseren Besuch in der Kylemore Abbey begonnen. Leider konnte man nur eine sehr begrenzte Zahl von Räumen im Erdgeschoss ansehen. Diese waren dafür umso anschaulicher gestaltet und die vielen Erläuterungen vermittelten einen sehr guten Einblick in die Geschichte von Kylemore Abbey und seinen Bewohnern, insbesondere der Familie Henry sowie den heutigen Eigentümern, den Benediktinerinnen. 

Nach dem Rundgang durch die Kylemore Abbey sind wir zu der kleinen gotischen Kirche gelaufen, die sich nur wenige hundert Meter entfernt befindet. Auf dem Weg konnten einen Blick zurück auf Kylemore Abbey werfen.

Die Kirche ist zwar klein, aber von ihrer Bauweise her einer Kathedrale nachempfunden und recht beeindruckend. 

Nachdem wir uns ausgiebig in der Kirche umgesehen und viele Fotos gemacht hatten, sind wir zurück zum Eingang gelaufen und haben den Shuttlebus zum viktorianischen Mauergarten genommen. Im dortigen Café haben wir uns zuerst kurz gestärkt – Katharina mit einem Scone, ich mit einem Stück Quiche – bevor wir zu unserem Spaziergang gestartet sind. Der viktorianische Mauergarten war das absolute Highlight des Besuches der Kylemore Abbey! Der Garten wurde ebenfalls von Mitchell Henry angelegt. Heute kann man neben den gut erhaltenen Gärten selbst auch noch die Fundamente der ehemaligen Gewächshäuser sehen. In der Hochzeit gab es 21 beheizte Gewächshäuser und es waren 40 Gärtner angestellt. In den Gewächshäusern wuchsen u.a. Tomaten, aber auch Bananen. Mit der Zeit verfiel der Garten allerdings und war schließlich vollkommen verwildert und mit Brombeersträuchern und Bäumen zugewachsen, die seine ganze frühere Schönheit verdeckten. 1995 starteten die Benediktinerinnen ein groß angelegtes Restaurierungsprogramm und im Jahr 2000 wurde der Garten für die Öffentlichkeit geöffnet. Heute werden nur noch Pflanzen aus der viktorianischen Ära angepflanzt. 

Wir haben uns bei unserem Spaziergang viel Zeit gelassen und auch ein paar sehr schöne Nahaufnahmen von der Blütenpracht gemacht. 

Anschließend haben wir den Shuttlebus zurück zum Eingang genommen und dort noch ausgiebig im Souvenirladen gestöbert (und auch einiges gekauft). Da Kylemore Abbey mehr als vier Kilometer vom nächsten Ort, Letterfrack, wo uns unsere Gastgeber wieder einsammeln sollten, entfernt liegt und wir keine Lust auf road walking entlang der viel befahrenen Straße hatten, haben wir beschlossen zu versuchen, per Anhalter nach Letterfrack zu kommen. Dazu haben wir uns an der Ausfahrt vom Parkplatz von Kylemore Abbey aufgestellt und wir mussten tatsächlich nicht lange warten, bis jemand angehalten und uns mitgenommen hat. Unser erster Versuch per Anhalter von A nach B zu kommen war also sehr erfolgreich!

In Letterfrack gab es nicht viel zu sehen, wie wir bei einem kleinen Rundgang festgestellt haben, und so sind wir recht zügig bei Veldon’s Seafarer eingekehrt, einem Pub, der uns von unseren Gastgebern empfohlen worden war. Dort haben wir ein sehr spätes Mittagessen genossen und auch ein Pint Cider. 

Anschließend haben wir im Supermarkt noch ein paar Sandwiches und Snacks für den Abend gekauft und uns dann wieder ins Veldon’s gesetzt und bei einem weiteren Pint Cider darauf gewartet, dass wir eingesammelt wurden. Es war ein schöner, entspannter Tag!