Ausflug nach Neapel

Gestern habe ich einen Ausflug nach Neapel gemacht. Ich hatte ein Ticket für den Zug um 10:23 Uhr gebucht und da es von meinem Studio bis zum Bahnhof Termini mit der Metro 15 Minuten sind, bin ich um Viertel vor zehn gestartet, in der Annahme, dass ich so überpünktlich in Termini sein würde. An der Metrostation Piramide tat sich dann aber erst einmal bestimmt 10 Minuten gar nichts, bevor eine Ansage auf Italienisch kam, die einen Großteil der anderen Wartenden dazu veranlasste, den Bahnsteig wieder zu verlassen. Ich musste davon ausgehen, dass durchgesagt worden war, dass die Metro nicht fährt. Jetzt war es allerdings schon fast 10 Uhr. Hektisch habe ich auf Google Maps nachgeguckt, wie ich noch pünktlich nach Termini kommen könnte. Es sah schlecht aus. Die einzige Möglichkeit schien zu sein, die Straßenbahn zu nehmen und das letzte Stück zu laufen. Also bin ich zurück zur Via Marmorata gerannt, um in die Straßenbahn einzusteigen. Zum Glück musste ich nicht lange warten. Aber die Fahrt ging nur langsam voran. Ich merkte bald, dass ich niemals pünktlich ankommen würde, wenn ich mit der Straßenbahn bis zu der am nähesten an Termini  liegenden Straßenbahn-Haltestelle fahren und dann laufen würde. Also bin ich am Colloseum wieder ausgestiegen. Und gerannt. Bis ich nicht mehr konnte. Und dann wieder gerannt. Wieder hatte ich Glück und es stand ein U-Bahn abfahrbereit an der Haltestelle. Als wir in Termini ankamen, war es bereits 10:22 Uhr. Und ich musste noch von der U-Bahn zum Gleis. Dabei habe ich mich auch noch kurz verlaufen. Als ich oben ankam, sah ich den Zug noch am Bahnsteig stehen. Ich lief in die Richtung des Bahnsteiges und merkte zu spät, dass ich erst in der Mitte (Termini ist ein Kopfbahnhof) eine Kontrolle passieren musste, bevor ich zum Bahnsteig konnte. Also wieder zurück. Zu diesem Zeitpunkt habe ich jede Höflichkeit aufgegeben und mich schamlos durchgedrängelt. Und bin wieder gerannt. Der Zug stand immer noch am Bahnsteig, obwohl es mittlerweile schon 10:26 Uhr war und er eigentlich schon seit 3 Minuten hätte weg sein sollen. Ich dachte, dass er mir vor den Augen wegfährt. Auf dem Bahnsteig stand aber noch eine Mitarbeiterin von Italo, dem Bahnbetreiber. Als ich sie erreichte, fragte sie nach meinem Ticket und sagte mir dann, dass ich in den letzten Wagen einsteigen und dann im Zug nach vorne zu meinem Platz laufen könnte. Kaum war ich eingestiegen, setzte sich der Zug in Bewegung. Ich war völlig außer Puste und ließ mich erleichtert in meinen Sitz fallen.

Die Fahrt nach Neapel verging dann wie im Flug. Bei Italo ist selbst in der niedrigsten Beförderungsklasse WiFi im Preis inbegriffen und so konnte ich die Zeit nutzen, um an meinem Blog weiterzuschreiben.

In Neapel angekommen, bin ich zu Fuß ins Centro Storico, d.h. in das historische Stadtzentrum gelaufen, das ich mit Hilfe eines aus meinem Reiseführer ausgedruckten Vorschlags für einen Spaziergang entdecken wollte. 

Auf dem Plan standen sehr viele Kirchen, aber die ersten beiden waren geschlossen und bei einer weiteren war ich nicht bereit Eintritt zu zahlen. Die erste Kirche, die ich auch betreten konnte, war der Duomo von Neapel. Ganz schön, aber mir schon wieder fast ein bisschen zu überladen. Ich habe zwar auch ein Bild vom Inneren der Kirche, aber leider liegt das Bild nach dem Hochladen „auf der Seite“ und ich kann es auch nicht wieder gerade rücken. Daher hier doch nur eine Bild von außen.

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Ein weiteres Highlight war die Guglia die San Gennaro gegenüber der Kirche Pio Monte della Misericordia (da wo ich keinen Eintritt zahlen wollte). Wie sich später zeigen sollte, gibt es in der Altstadt von Neapel eine ganze Reihe solcher Mini-Plätze mit Statuen oder Säulen aller Art. 

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Nachdem die nächste Kirche auf meinem Plan, die Basilica di San Paolo Maggiore, auch geschlossen war, habe ich beschlossen, zunächst eine Mittagspause einzulegen. Mit Hilfe von Tripadvisor habe ich mich für eine in der Nähe gelegene Pizzeria, Sorbillo, entschieden. Dort angekommen, musste ich feststellen, dass sich vor der Tür eine kleine Schlange gebildet hatte. Aber ich hatte wirklich Hunger und keine Lust noch weiter zu suchen. Also habe ich mich in die Schlange eingereiht. Zum Glück bewegte sie sich ziemlich schnell. Nach wenigen Minuten war ich die erste in der Schlange und hinter mir stand auch nur noch ein weiterer Mann. Als ich dran war, fragte die Kellnerin mich und den Mann hinter mir, ob wir bereit seien, uns einen Tisch zu teilen. Nach kurzem Zögern stimmten wir zu. Eigentlich hätte mir nichts besseres passieren können. Mein Tischnachbar hieß Jerry und war, wie sich herausstellte, ein indisch-stämmiger Amerikaner aus New York, der in der Werbebranche tätig war und gerade anlässlich seines zehnjährigen Firmenjubiläums ein einmonatiges Sabbatical genießen durfte, das er mit mehreren aufeinander folgenden Kreuzfahrten durch das Mittelmeer verbrachte. Wir haben uns sehr gut unterhalten. Und meine Pizza Quattro Stagioni war auch sehr lecker.

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Nach dem Mittagessen habe ich meinen Spaziergang durch das Centro Storico fortgesetzt. Gleich zu Anfang gab es noch eine weitere Kirche, die tatsächlich geöffnet war. Die im gotischen Stil gehaltene Complesso Monumentale di San Lorenzo Maggiore hat mir besser gefallen als der Duomo, weil sie viel schlichter war.

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Von der Complesso Monumentale di San Lorenzo Maggiore ging es weiter über die Via San Gregorio Armeno. Dem Reiseführer zu Folge kommen in der Vorweihnachtszeit sehr viele Besucher aus ganz Italien hier her, um sich die Läden mit Krippenszenen anzusehen, die sich rechts und links der Straße (eigentlich ist es eher eine schmale Gasse) befinden, anzusehen. Mich hat hier nichts interessiert. Es war aus meiner Sicht alles furchtbarer Kitsch.

Die Piazza San Domenico Maggiore bot einige schöne Beispiele alter neapolitanischer Palazzi. 

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Insgesamt hat mir das Centro Storico sehr gut gefallen – allerdings weniger wegen der einzelnen Sehenswürdigkeiten, sondern ganz allgemein wegen seines heruntergekommenen Charms. Kaum ein Haus, bei dem nicht der Putz von der Fassade bröckelte. Und dazwischen dann aber auch wieder Gebäude, die schon frisch renoviert waren und in neuem Glanz erstrahlten. 

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Nachdem ich am Ende meines Spaziergangs angekommen war, habe ich überlegt, was ich noch machen könnte und bin schlussendlich mit der U-Bahn zur Station Municipio gefahren und von dort Richtung Lungomare, d.h. zur Uferpromenade, gelaufen. Dort angekommen eröffnete sich mir ein fantastischer Blick auf den Vesuv und die Bucht von Neapel.

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Die Uferstraße ist weitestgehend autofrei und so ließ es sich dort ganz entspannt spazierengehen.

Nach einer Weile kam ich zum Castel dell’Ovo. Der Eintritt dort ist frei und da es bis 19:15 Uhr geöffnet ist, ist es ein wunderbarer Ort, um von erhöhter Position aus den Blick auf den Vesuv in der goldenen Stunde bzw. bei Sonnenuntergang zu genießen. Bis zum Sonnenuntergang konnte ich nicht bleiben, aber ich habe trotzdem ein paar sehr schöne Bilder machen können.

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Ich habe sogar einige Belichtungsreihen gemacht und Google Photos macht daraus dankenswerterweise automatisch HDR-Bilder. Allerdings wird der Upload der Bilder zu Google Photos noch einige Zeit dauern, so dass es hier erstmal nur die „normalen“ Bilder gibt. Es folgt aber bald eine Galerie mit HDR-Bildern aus Neapel.

Vom Castel dell’Ovo bin ich in westlicher Richtung weiter an der Uferpromenade entlang gelaufen.

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An den verkehrsberuhigten Teil schloss sich ein Park an, dem ich eine Weile gefolgt bin, bevor ich mich wieder landeinwärts gewandt habe und bergauf in Richtung Piazza Amedeo und zur dortigen U-Bahn-Station gelaufen bin.

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Von der Piazza Amedeo waren es nur wenige Minuten mit der U-Bahn bis Napoli Centrale, wo ich mit einigen Minuten Verspätung die Rückfahrt nach Rom angetreten habe. 

Den Abend habe ich dann in der Taverna Volpetti ausklingen lassen, der Nachfolgerin von Volpetti Piu. Die Taverna hat erst vor zwei Wochen eröffnet und bietet ein ganz anderes, moderneres Konzept als Volpetti Piu. Ich habe meine drei Fritti, u.a. ein Suppli und gefüllte, frittierte Zucchiniblüte, sehr genossen, auch wenn ich in einem meiner kleinen frittierten Häppchen ein Haar gefunden habe. 

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Als Entschädigung für das Haar im Essen bekam ich auf Kosten des Hauses noch eine kleine Platte mit Schinken, Salami und Käse. Sehr lecker.   

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