Für den gestrigen Tag hatten wir uns spontan ein kleines Auto gemietet, um mehr von der Umgebung von Inverness entdecken zu können. Nachdem wir das Auto pünktlich um halb neun bei EasyDrive Scotland in der Innenstadt von Inverness abgeholt hatten, sind wir zuerst nach Culloden gefahren. Dort haben wir uns zunächst sehr ausgiebig die Ausstellung zur Schlacht bei Culloden 1746 angesehen.
Die Ausstellung war sehr gut gemacht und hat nicht nur die Hintergründe der Schlacht als solcher erklärt, sondern auch die Bezüge zur europäischen und zur Weltgeschichte. So war der Krieg zwischen Frankreich und Großbritannien und die Tatsache, dass ein Großteil des britischen Heeres auf dem Kontinent kämpfte, entscheidend dafür, dass sich „Bonnie Prince Charlie“ eine gute Chance ausrechnete, erfolgreich von Schottland nach England zu marschieren und den Thron zurückzuerlangen, den sein Großvater, Jakob der VII. von Schottland und II. von England, im Jahr 1688 im Rahmen der Glorious Revolution an seine Tochter Maria und ihren Ehemann Wilhelm den III. von Oranien verloren hatte.
Die anfänglichen Erfolge der Jakobiten führten jedoch dazu, dass ein Teil des britischen Heeres vom Kontinent zurückgerufen wurde und unter der Führung des Duke of Cumberland gen Norden marschierte. Die Jakobiten, die bis Derby vorgestoßen waren, zogen sich wieder nach Schottland zurück. Statt des erhofften Zulaufs von Freiwilligen begannen die Truppen der Jakobiten allerdings zu desertieren, da sie keinen Sold mehr bezahlt bekamen und auch die erhoffte Unterstützung aus Frankreich ausblieb. Die Jakobiten zogen sich daher weiter in den Norden nach Inverness zurück. Die Armee unter dem Duke of Cumberland folgte ihnen. Zahlenmäßig und auch hinsichtlich Verpflegung und Ausstattung war die Armee des Duke of Cumberland den Jakobiten weit überlegen. Ihre Versorgung war insbesondere durch die britische Marine gesicherte, die für Nachschub auf dem Seeweg sorgte.
In der Nacht vom 15. auf den 16. April 1746 lagerten die Truppen des Duke of Cumberland bei Nairn, die Truppen der Jakobiten nur wenige Meilen entfernt in Culloden. Aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit der Truppen des Duke of Cumberland entschieden sich die Jakobiten für einen Überraschungsangriff in der Nacht. Sie marschierten los, konnten aber in der Dunkelheit die Formation nicht halten und kamen nicht so voran, wie die Führung es sich vorgestellt hatte. Letztlich brachen sie den Nachtmarsch ab und kehrten in ihr Lager zurück. Anstatt sich weiter zurückzuziehen, entschied „Bonnie Prince Charlie“ gegen den Rat seiner Berater, sich der Armee von Cumberland im Moor von Culloden entgegenzustellen.
Taktische Fehler, die Überlegenheit an Männern und Waffen sowie die Erschöpfung der jakobitischen Truppen aufgrund des Nachtmarschs führten am Ende dazu, dass die Schlacht von Culloden nur eine Stunde dauerte. Eine Stunde, in der auf Seiten der Jakobiten 1500 Männer fielen, auf Seiten der Armee von Cumberland 300. Die Schlacht als solche wird im Informationszentrum im Rahmen einer sehr dramatischen Videopräsentation dargestellt. Man befindet sich in einem Raum mit Leinwänden an jeder Seite und kann sehen, wie die jeweiligen Truppen am Horizont auftauchen, ihre Formationen einnehmen und schließlich auf einander losgehen.
Nachdem wir die Ausstellung angeschaut haben, sind wir hinaus gegangen und haben einen Rundgang über das Culloden Moor gemacht. Dort sind die Positionen der Armee von Cumberland mit roten Fahnen und die der Jakobiten mit blauen Fahnen gekennzeichnet. Auf Seiten der Jakobiten sind zudem Steine aufgestellt, die anzeigen, wo sich die Truppen welcher Clans befanden.
Das Gelände ist heute sehr viel trockener, als es 1746 war. Aber der National Trust for Scotland wird das Gelände nach und nach wieder in den Zustand versetzen, in dem es damals war. An einigen Stellen sieht man schon wieder die ursprüngliche Moorlandschaft.
Überwiegend ist das Moor heute aber mit Heide bewachsen und trockengelegt.
An dem Gebiet, in dem die gefallenen Highlander in verschiedenen Massengräbern beerdigt wurden, steht heute ein Steinturm, ein sogenannter Cairn, zur Erinnerung. Daneben gibt es auch noch einzelne Steine, auf denen die Namen einzelner Clans oder Gruppen von Clans verzeichnet sind.
Das einzige Gebäude auf dem Gelände, Leanach Cottage, wurde unmittelbar nach der Schlacht von den Truppen des Duke of Cumberland als Lazarett genutzt.
Als wir mit unserer Besichtigung in Culloden fertig waren, war es schon 12:15 Uhr und so haben wir nur schnell im dortigen Café zwei Sandwiches und etwas Wasser gekauft und haben unsere geplante Rundfahrt begonnen. Diese war im Lonely Planet beschrieben und sollte sechs bis sieben Stunden dauern. Da wir den Mietwagen schon um 17:15 Uhr wieder zurückgeben sollten, erschien es bereits jetzt unrealistisch, dass wir die ganze Rundfahrt schaffen würden.
Zunächst sind wir nach Beauly gefahren, einem schönen kleinen Städtchen, das an der Einmündung des River Beauly in den Beauly Firth liegt. Dort haben wir unsere Mittagspause gemacht. Der Ort Beauly entwickelte sich um ein 1230 vom Valliscaulianer Orden gegründetes Kloster herum, welches sie Prioratus de Bello Loco, also Kloster am schönen Ort, nannten. Hätten wir etwas mehr Zeit gehabt, hätte wir uns hier gut noch etwas länger aufhalten können, aber da die Zeit knapp war, sind wir nach unserem Picknick im Auto sofort weitergefahren.
Die nächste Station waren die Dog Falls im Glen Affric Nationalpark. Dorthin gelangten wir über ein abenteuerliches kleines Sträußchen, das in weiten Teilen „single track“ war, sodass man entgegenkommenden Autos an sogenannten „passing places“ ausweichen musste. Eigentlich nicht weiter problematisch, aber die Straße war zudem noch sehr kurvig, sodass man oft nicht sehen konnte, ob einem jemand entgegenkam oder nicht. Ich bin jedenfalls besonders langsam gefahren, weil einem die „locals“ teilweise mit recht hoher Geschwindigkeit entgegenkamen.
Vom Parkplatz an den Dog Falls sind wir über eine Brücke auf die andere Seite des River Affric gegangen und dann noch eine ganze Weile auf einem Pfad bergan gelaufen, weil wir zumindest bis zum ersten Aussichtspunkt auf dem Rundweg zu den Dog Falls laufen wollten, auch wenn wir nicht genug Zeit für den ganzen Rundweg hatten. Aber die Aussicht war nicht besonders beeindruckend, also sind wir wieder heruntergelaufen, ohne ein Bild gemacht zu haben. Auch hier hätte man mit etwas mehr Zeit sicher noch mehr sehen können.
Von den Dog Falls sind wir Richtung Drumnadrochit gefahren, um von dort ein Stück auf der A82 entlang der Nordseite des Loch Ness zu fahren. Am Urquhart Castle konnten wir leider nicht anhalten, weil der Parkplatz wegen Überfüllung geschlossen war. Also sind wir weiter gefahren in Richtung Invermoriston. Auf dem Weg haben wir zwischendurch kurz angehalten und ich habe bei der Mietwagenfirma angerufen, um zu fragen, ob wir den Wagen auch am nächsten Tag bis 8:30 Uhr zurückbringen könnten. Denn wir hatten den Wagen eigentlich für 24 Stunden gemietet. Zum Glück war es dann auch kein Problem, den Wagen erst heute Morgen zurückzugeben. Ab diesem Zeitpunkt haben wir unsere Fahrt deutlich entspannter fortgesetzt.
Bei Invermoriston haben wir zunächst eine Pause im Glen Rowan Café gemacht. Danach haben wir uns die alte Invermoriston Bridge angesehen, die von Thomas Telford entworfen und von 1805 bis 1813 erbaut wurde.
Statt weiter auf der A82 in Richtung Fort Augustus zu fahren, sind wir bei Invermoriston auf die A887, die „Road to Skye“ in Richtung Kyle of Lochalsh abgebogen. Nach 16 Meilen sind wir dann wieder abgebogen und auf der A87 in Richtung Invergarry gefahren. Der Lonely Planet schreibt: „You are now among some of the finest mountain scenery in the Highlands.“ Dem können wir nur zustimmen. Die Ausblicke, die sich uns auf Loch Loyne und Loch Garry boten, waren atemberaubend schön.
Nur der vom Lonely Planet angepriesene „Glengarry viewpoint“ war ein echter Reinfall. Denn in den vergangenen Jahren sind unterhalb des Parkplatzes wohl neue Bäume angepflanzt worden, die nun den gesamten Blick versperren. Da hat irgendjemand nicht richtig nachgedacht.
Von Invergarry sind wir auf der A82 wieder in Richtung Norden nach Fort Augustus gefahren. Dort sind wir auf die Südseite des Loch Ness hinüber gefahren, um auf dieser deutlich weniger befahrenen Seite des Lochs nach Inverness zurückzukehren. Die Straße führte allerdings zunächst einmal weg vom Loch Ness, entlang des Südufers des Loch Tarff.
Nachdem wir das Loch Tarff hinter uns gelassen hatten, wurde die Landschaft immer beeindruckender.
Der Höhepunkt war sicherlich der Aussichtspunkt Suidhe Chuimein. Von dort hat man bei klarem Wetter angeblich Blick auf sieben verschiedene Lochs. Wir hatten nicht so perfektes Wetter, aber die Aussicht war trotzdem grandios.
Wir setzen unsere Fahrt fort und entschieden uns an der nächsten Gabelung die sogenannte „low road“ zu nehmen und noch bei den „Falls of Foyers“ vorbeizufahren.
An den Falls of Foyers ging es ziemlich steil den Hang hinunter, bis man zu einem ersten Aussichtspunkt gelangte. Auf dem Weg hinab waren mehrere Steintafeln mit Zeilen aus einem Gedicht von Robert Burns angebracht.
Das Gedicht trägt den Titel „Lines On The Fall Of Fyers Near Loch-Ness“:
Among the heathy hills and ragged woods
The roaring Fyers pours his mossy floods;
Till full he dashes on the rocky mounds,
Where, thro‘ a shapeless breach, his stream resounds.
As high in air the bursting torrents flow,
As deep recoiling surges foam below,
Prone down the rock the whitening sheet descends,
And viewles Echo’s ear, astonished, rends.
Dim-seen, through rising mists and ceaseless show’rs,
The hoary cavern, wide surrounding lours:
Still thro‘ the gap the struggling river toils,
And still, below, the horrid cauldron boils.
Schon von dem ersten Aussichtspunkt aus, war der Wasserfall sehr beeindruckend.
Ich bin aber froh, dass ich noch weiter hinunter gelaufen bin bis zum zweiten Aussichtspunkt. Denn erst von dort öffnete sich der Blick auf das gesamte Becken unterhalb des Wasserfalls.
Wieder oben angekommen, habe ich noch einen Schnappschuss durch die Bäume in Richtung Loch Ness gemacht, bevor wir unsere Fahrt in Richtung Dores fortgesetzt haben, wo wir im Dores Inn spontan Abendessen wollten.
Leider war das Dores Inn für den Abend komplett ausgebucht und so haben wir dort am Ufer des Loch Ness lediglich ein paar – allerdings sehr schöne – Bilder gemacht und sind dann zurück nach Inverness gefahren.
In Inverness haben wir dann direkt neben der Jugendherberge in der Castle Tavern sehr gut zu Abend gegessen. Für mich gab es Lachs, für Katha „Hunter’s Chicken“. Es ist erstaunlich, wie sehr sich selbst Pub Food in den letzten Jahren zum Besseren gewendet hat.