An meinem letzten Abend in Peking habe ich an einem kulinarischen Spaziergang teilgenommen. Die „Old Beijing Dinner Tour“ wird von Untour angeboten, einem Veranstalter mit dem ich im letzten Jahr schon zwei ähnliche Touren in Shanghai gemacht habe.
Los ging es um 19 Uhr an der U-Bahnstation Beixinqiao. Ich habe es pünktlich dorthin geschafft, obwohl ich mich etwas mit der Zeit vertan hatte, die ich vom Hostel bis dahin brauchen würde, sodass ich mich ziemlich beeilen musste.
Wir waren nur drei Teilnehmerinnen. Eine Belgierin, die in Kanada lebt, eine chinesisch-stämmige Australierin aus Melbourne und ich. Unsere Führerin Katie kam aus England. Ich fragte sie, wo sie in England herkomme und sie sagte, sie komme aus der Nähe von Portsmouth. Ich sagte, ob das nicht in der Nähe von Fareham sei, weil ich meinte mich zu erinnern, dass wir bei meinem Schüleraustausch damals auch in Portsmouth waren. Und sie antwortete, dass sie aus Fareham komme! Wie klein die Welt doch mal wieder ist. Dass Fareham eine Partnerstadt namens Pulheim hat, war ihr aber nicht bekannt. Das gesamte Konzept der Städtepartnerschaften schien ihr unbekannt zu sein.
Bei unserem ersten Stopp, „Restaurant des verkrüppelten Bruder“, haben wir nur schnell zwei verschiedene Sorten Dumpings und eine Portion Schweinebauch mit Essig und ganz viel Knoblauch zum Mitnehmen gekauft und sind dann weitergezogen. Als nächstes haben wir uns dann in ein kleines Restaurant, „Lao Liu’s Mongolischer Feuertopf“, gesetzt, um die mitgebrachten Speisen zu verzehren und Hot Pot zu essen. Hotpot wurde angeblich von mongolischen Soldaten erfunden, die ihre Helme zum Kochen über dem offenen Feuer genutzt haben.
In den Hotpot kam Brühe und dazu unterschiedliche Gewürze und in dicke Scheiben geschnittener Ingwer. Wir haben darin dann u.a. Spinat, Pilze und Lotuswurzel, aber auch ganz fein geschnittenes Fleisch gegart. Das ganze tunkte man nach dem Garen in eine sehr, sehr leckere Sesamsauce, die man mit Koriander und Ingwer vermischte.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Stopp haben wir uns bei „Xiao Yan’s Jianbing“ die namensgebenden Jianbing mitgenommen. Jianbing sind einer der beliebtesten chinesischen Snacks und werden auch oft zum Frühstück gegessen. Sie bestehen aus einer dünnen Crepe, die traditionell mit einem aufgeschlagenen Ei, das dünn verstrichen wird, mit Hoisin-Sauce und Chili-Sauce, einer frittierten Wantan-Platte, Koriander und Frühlingszwiebeln gefüllt wird. Aber es können auch noch andere Dinge mit hineingegeben werden, z.B. chinesische Würstchen. Unsere Jianbing waren aber vegetarisch. Auf dem Bild sieht man, wie unsere Jianbing zusammengefaltet wird.
Mit der Jianbing auf der Hand ging es weiter. Nachdem wir noch für jeden einen Trinkjoghurt im Steingutbecher eingesammelt hatten (diese werden recycelt), sind wir zu Wang Pangzi gegangen. Wang Pangzi heißt übersetzt soviel wie „Der fette Wang“. Definitiv kein Imbiss, den man ohne ortskundigen Führer finden würde. Und wenn man über ihn stolpern würde, würde man vermutlich weitergehen. Aber manchmal versteckt sich in den schäbigsten kleinen Buden das beste Essen. Die Spezialität von Wang Pangzi ist eine Art Burger – gefüllt mit Eselsfleisch. Als Beilage gab es noch einen Salat, der aus fein geschnittener Gurke und fein geschnittener grüner Paprika bestand. Es war lecker!
Unser nächster Stopp, „Qin Tang Wei Dao“, war dann ein richtiges Restaurant und dort haben wir handgemachte breite Nudeln probiert.
Wir waren zwar alle schon ziemlich voll, aber ein Stopp stand noch auf dem Programm. „Fünfter Bruder Chicken Wings“. Ein absoluter Geheimtipp. Ohne Reservierung kann man dort nicht hingehen, es sei denn, man möchte riskieren, vom Inhaber angeschrien zu werden. Er hat wohl einige Regeln: 1) Man muss reservieren, 2) man darf die scharfen Gewürze nicht von den Wings kratzen und 3) man muss alles was man bestellt hat aufessen oder den Rest mitnehmen. Vielleicht waren es auch noch ein paar mehr. Die Chicken Wings kommen jedenfalls in vier verschiedenen Schärfegraden: von nur leicht mit Gewürzen bestreut bis von beiden Seiten mit Gewürzen bedeckt. Wir haben von jedem Schärfegrad 10 Stück genommen (noch eine Regel – man muss immer zehn Stück bestellen). Ich habe bis Schärfegrad drei gegessen, aber das hat mir dann auch gereicht, denn unter den Gewürzen ist unter anderem Sichuan-Pfeffer und der betäubt ganz schön die Lippen.
Als Beilage gab es unwahrscheinlich leckeres Brot am Spieß.
Zum Abschluss haben wir dann alle noch einen Schnaps getrunken und weil er mir ganz gut geschmeckt hat und man ohnehin die ganze Flasche kaufen musste, durfte ich sie mitnehmen. Jetzt kann ich also immer mal wieder einen kleinen Schnaps trinken – zum Beispiel jetzt, während ich diesen Beitrag schreibe!