An meinem zweiten Tag in Shanghai bin ich wieder erst recht spät gestartet. Mit der U-Bahn bin ich dann zur Haltestelle Laoximen gefahren, um von dort zum Ausgangspunkt für einen Spaziergang durch Xintiandi in der ehemaligen französischen Konzession zu starten. Direkt in der Nähe der Haltestelle Laoximen habe ich aber erstmal ausgekundschaftet, ob das Lele Xinjiang Restaurant, das ich letztes Jahr im Rahmen der Street Food Tour mit Untour kennengelernt hatte, noch da ist. Ist es! Gute Nachrichten, denn Essen aus Xinjiang ist in Europa wirklich schwer zu finden und dabei ist es so lecker. Da ich aber noch nicht gefrühstückt hatte und es auch noch nicht ganz Mittag war, habe ich mir vorgenommen später wiederzukommen. Zum Frühstück gab’s dann zum wiederholten Mal einen Raisin Scone und einen Green Tea Latte von Starbucks.
Noch bevor ich zum eigentlichen Spaziergang gestartet bin, habe ich einen kleinen Abstecher in den Fuxing Park gemacht. Der Park ist sehr schön angelegt. Normalerweise kann man hier wohl chinesischen Senioren bei der Freizeitbeschäftigung, z.B. Tai Chi, Musizieren oder Tanzen, beobachten. Aber da es leider mal wieder regnete, waren recht wenig Leute unterwegs.
Ich habe auch deshalb einen Abstecher in den Fuxing-Park gemacht, weil im Reiseführer stand, dass es dort ein Marx-Engels-Denkmal gibt. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen 🙂
Der Spaziergang durch Xintiandi fing dann mit einem Gang durch die schön sanierten Sinan Mansions an. Hier sind mittlerweile recht hochpreisige Geschäfte und schicke Restaurants und Bars untergebracht. Abends ist es hier sicherlich gut besucht, aber mittags hatte ich die Sinan Mansions fast für mich alleine.
Nachdem ich die Sinan Mansions wieder verlassen hatte, bin ich noch einmal in den Fuxing-Park zurückgekehrt, um mir dort auch noch den Rosengarten anzusehen. Sehr hübsch.
Als nächstes stand ein Besuch im Sun Yat-Sen Museum auf dem Programm. Sun Yat-Sen war ein chinesischer Revolutionär und Staatsmann. 1912 wurde er der provisorische erste Präsident der Republik China. Nachdem er diesen Posten 1913 an Yuan Shikai abgegeben hat, kam es in der Folge jedoch zu einem Konflikt zwischen den beiden und Sun Yat-Sen musste nach Japan ins Exil gehen. Von dort kehrte er 1917 zurück und lebte dann zunächst einige Jahre in Shanghai und zwar in dem Haus in der ehemaligen französischen Konzession, in dem heute das Museum untergebracht ist.
Bevor es in das eigentliche Haus von Sun Yat-Sen ging, führte der Weg zunächst in ein Nebengebäude, in dem das Museum untergebracht war. Hier gab es eine Vielzahl von interessanten Exponaten, die mit Sun Yat-Sen in Verbindung stehen. Besonders aufgefallen sind mir diese Schuldverschreibung, die Sun Yat-Sen herausgab, als er noch im Ausland im Exil lebte und Geld für die Revolution einsammelte, und die Instrumente, die er als Arzt benutzt hat.
Im Wohnhaus selbst durfte man leider nicht fotografieren. Laut den Beschreibungen pflegten Sun Yat-Sen und seine Frau einen einfachen Lebensstil. Das Haus vermittelt eher einen anderen Eindruck. Unten Küche, Wohnzimmer und Esszimmer, oben ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer, ein Empfangsraum und zwei (!) Badezimmer mit Badewanne und Sitz-WC. Einfach oder bescheiden ist anders – jedenfalls, wenn man bedenkt, wie die breite Masse der Chinesen damals gelebt haben dürfte (und auch heute noch lebt).
Weiter ging es danach durch Xintiandi. Das Cathay Cinema ist ein Kino im Art-Deco-Stil, das 1932 eröffnet wurde und auch heute noch in Betrieb ist.
Schlusspunkt des Spaziergangs war dann der ehemalige französische Klub, in dem heute ein Hotel untergebracht ist.
Weil ich mittlerweile recht hungrig war, habe ich im Reiseführer nachgeschaut, welche Restaurants in der Nähe empfohlen werden. Ich habe mich dann für ein kleines Nudelrestaurant entschieden, bei dem es unter anderem auch frische Nudeln mit Sesam-Soße gibt. Wie in so vielen chinesischen Imbissen, musste man auch hier zunächst an einer Theke bestellen und bezahlen und die Quittung dann einem der Angestellten übergeben, der einem im Gegenzug das Essen brachte. Für 10 RMB, d.h. nur 1,27 €, ein wirklich tolles Essen. Diese einfachen Speisen in unscheinbaren Imbissen sind es, was ich besonders vermissen werde, wenn ich wieder zu Hause bin. Denn so etwas findet man bei uns nirgends.
Danach habe ich die U-Bahn genommen und bin noch einmal rüber nach Pudong gefahren. Denn mittlerweile war das Wetter etwas besser geworden und ich hatte die Hoffnung, dass ich doch noch auf die Aussichtsetage eines großen Hochhäuser fahren und Shanghai von oben betrachten könnte. Als ich in Pudong angekommen bin, konnte ich die Spitzen der Hochhäuser sehen, sodass davon auszugehen war, dass ich auch von oben etwas würde sehen können.
Das Ticket für den Shanghai Tower (180 RMB) war schnell gekauft, aber da es erste 15 Uhr war und ich gerne zur Goldenen Stunde zwischen 17 Uhr und 18 Uhr oben sein wollte, bin ich erst noch etwas in die IFC Mall gegangen. Da mein Handy leider kurz davor war den Geist aufzugeben, habe ich dort noch einen sündhaft teuren Power Pack erstanden. Merke: niemals ohne Power Pack verreisen. Lieber andere Dinge zu Hause lassen.
Um kurz nach 16 Uhr bin ich dann wieder zurück zum Shanghai Tower gelaufen. Bevor man nach oben auf die Aussichtsetage fährt, geht man unten im Gebäude noch durch eine Ausstellung, die sich mit Hochhausbauten in der ganzen Welt beschäftigt.
Von einigen anderen Hochhäusern der Welt gab es sogar kleine beleuchtete Modelle, so u.a. auch von The Shard in London.
Schautafeln vermittelten allerlei interessante Informationen zu Hochhäusern. Der Shanghai Tower ist momentan das zweithöchste Gebäude der Welt, nach dem Burj Khalifa. Der Shanghai Tower hat aber die höchstgelegene Aussichtsetage der Welt.
Nachdem ich mir noch einiges wissenswerte über den Shanghai Tower selbst durchgelesen hatte, ging es dann erstmal mit der Rolltreppe abwärts, bevor es in den Aufzug nach oben ging. Der Aufzug schafft es in nur 55 Sekunden in die 118. Etage.
Von dort oben hatte ich einen ganz fantastischen Blick auf Shanghai! Höhenangst habe ich auch beim Blick aus der 118. Etage in die Tiefe nicht entwickelt. Ich hätte stundenlang dort oben am Fenster sitzen und nach unten schauen können. Das Fotografieren war allerdings etwas schwierig, weil die Scheiben immer für Reflexionen gesorgt haben. Später als es dunkel wurde, kam dann noch hinzu, dass sich die Lichter der Aussichtsetage in den Fensterscheiben spiegelten. Und der über Shanghai hängende Dunst hat auch nicht gerade für die allerbesten Fotos gesorgt. Zum Glück kann man die Bilder aber nachbearbeiten. Die Unterschiede sind, wie ich finde, verblüffend.
Nachdem ich wieder runter gefahren war, habe ich im Tunnel zur U-Bahn noch ein tolle kleine Fotoausstellung entdeckt.
Bevor ich in die U-Bahn gestiegen bin, um wieder nach Laoximen zu fahren und bei Lele Xinjiang etwas zu essen, habe ich noch ein paar weitere Bilder von Pudong bei Nacht gemacht.
Auf dem Weg zurück zur U-Bahn habe ich mir, da der Hunger doch schon recht groß war, eine Portion Pot Sticker (Dumplings) gekauft. Lecker, lecker! Und wieder nur 10 RMB, d.h. 1,27 €.
Danach bin ich dann aber zu Lele Xinjiang gefahren und habe dort unwahrscheinlich leckere Lammspieße gegessen. Dazu gab’s Gurke mit Knoblauch und Chili sowie Xinjiang Black Beer – für mich das beste Bier, das ich bislang in China getrunken habe.
Glücklich und gesättigt bin ich im Anschluss wieder ins Hotel gefahren. Ein weiterer sehr gelungener Tag in Shanghai!