Da mein Rückflug nach Frankfurt erst abends ging, bin ich an meinem letzten Tag in Hongkong morgens zunächst mit meinem großen Rucksack zur Hongkong Station in Central gefahren und habe den Rucksack dort am In-Town-Check-In Schalter eingecheckt. Der In-Town-Check-In ist eine der besten Erfindungen im Zusammenhang mit Flugreisen, die es meiner Meinung nach gibt. Denn so kann man sein Gepäck bereits in der Stadt abgeben und muss es nicht bis zum Flughafen mitnehmen. Und man kann das Gepäck bis zu 23 Stunden vorher abgeben. Perfekt, wenn man morgens schon aus dem Hotel auschecken muss, aber erst abends fliegt.
Anschließend habe ich im Hotel mein Handgepäck abgeholt, habe ausgecheckt und bin mit der Tram bis nach Wan Chai gefahren, einem an Central angrenzenden Stadtteil auf Hongkong Island, den ich bis dahin noch nicht besucht hatte. Eine Fahrt mit den schmalen Doppeldecker-Straßenbahnen, auch liebevoll Ding Ding genannt, ist schon für sich genommen ein Erlebnis. Es bietet sich aus meiner Sicht an, am Anfang eines Besuchs in Hongkong einfach einmal vom Western Market Terminus in Sheung Wan bis zur Haltestelle O’Brien Road in Wan Chai zu fahren. Eine günstigere Stadtrundfahrt wird man nicht finden. Denn ein 4-Tages-Pass für die Trams kostet nur 34 HKD, d.h. umgerechnet nur etwa 3,75 Euro. Und wenn man lieber bei der Fahrt auch noch einen Kommentar hören möchte, dann ist auch das möglich: bei der TramOramic Tour! Und auch diese ist mit 95 HKD, sprich 10,45 Euro, sehr erschwinglich und schließt ein 2-Tages-Ticket für das Tram-Netzwerk mit ein.
In Wan Chai angekommen, bin ich zunächst zum taoistischen Pak Tai Tempel gelaufen, der 1863 zu Ehren des Meeresgottes Pak Tai gebaut wurde. Allerdings muss ich sagen, dass ich – mal wieder – an einem Punkt meiner Reise angelangt war, an dem ich bereits zu viele Tempel gesehen hatte. Also habe ich nur einen kurzen Blick ins Innere geworfen und habe dann meinen Rundgang durch Wan Chai fortgesetzt.
Die Straßen von Wan Chai an sich sind aus meiner Sicht schon interessant genug. Zum Beispiel dann, wenn wie auf dem nachfolgenden Bild an einer Straßenkreuzung alte, wunderbar bunt angestrichene Häuser auf moderne Hochhäuser aus Glas und Stahl treffen.
Zu den architektonischen Highlights von Wan Chai gehört ohne Zweifel das Blue House, das auf dem nächsten Bild zu sehen ist. Zusammen mit seinen Nachbarn, dem Yellow House (ebenfalls im Bild) und dem Orange House (am Bildrand) bildet es das Viva Blue House Ensemble. Das Blue House wurde in den 1920er Jahren gebaut und ist bis heute ein Mietshaus.
Obwohl es im Blue House auch eine Ausstellung zum alten Hong Kong gibt, habe ich meinen Spaziergang unmittelbar fortgesetzt. Denn neben Wan Chai wollte ich am Nachmittag auch noch meinen Besuch im Hongkong Museum of History fortsetzen, sodass meine Zeit begrenzt war.
Auf der Suche nach einem Restaurant zum Mittagessen hat es mich dann auf die Lee Tung Avenue verschlagen, eine Fußgängerzone mit etlichen wunderschön restaurierten alten Gebäuden.
Ein Restaurant, das mir zugesagt hätte, habe ich nicht gefunden. Dafür aber einen wunderschönen und kaum besuchten Rooftop Garden mit Bänken im Schatten, die zum Verweilen einluden.

Nach einer kleinen Pause im Rooftop Garden habe ich beschlossen, mein Glück hinsichtlich des Mittagessens in der IFC Mall zu versuchen. Letztenendes ist es eine Salatbox von Pret-A-Manger geworden.
Und zum Nachtisch gab es ein Eis von Grom. Es ist schon erstaunlich, dass Grom – eine Eisdielen-Kette aus Italien – auch eine Filiale in Hongkong hat. Aber ich will mich nicht beklagen. Bei den Temperaturen in Hongkong war das Eis eine willkommene Abkühlung.
Den Nachmittag habe ich dann wie geplant mit der Fortsetzung meines Besuches im Hongkong Museum of History verbracht. Besonders interessant fand ich es, etwas über die Hintergründe der Public Housing Schemes in Hongkong zu erfahren. Nach dem zweiten Weltkrieg kam eine große Zahl von Flüchtlingen aus Festland-China nach Hongkong. Diese Neuankömmlinge lebten unter oft erbärmlichen Bedingungen in improvisierten Unterkünften. Nachdem die Shek Kip Mei Shantytown im Jahr 1953 von einem großen Feuer zerstört wurde, waren 53000 Menschen obdachlos. Die Regierung von Hongkong entschied sich die restlichen Hütten abzureißen und öffentliche Wohnblocks zu bauen.

Die Wohnungen waren nur 28 qm groß und für fünf Personen gedacht. Im Museum ist eine solche Wohnung nachgebaut, um einen Eindruck von den Wohnverhältnissen zu vermitteln.
Ebenfalls nachgebaut wurden einige alte Läden und Arbeitsstätten, um auch einen Eindruck vom Arbeitsalltag im alten Hongkong vermitteln zu können.
Der letzte Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Rückgabe von Hongkong an die Volksrepublik China im Jahr 1997. Beim Rundgang durch die Ausstellung, in der u.a. auch das „One Country, Two Systems“-Prinzip erklärt wurde, welches für 50 Jahre festgeschrieben worden ist, wurde mir klar, dass von diesen 50 Jahren bereits über 20 Jahre vergangen sind. Ich frage mich, wie es mit Hongkong weitergehen wird, wenn die Übergangsphase, in der China der Stadt in vielerlei Hinsicht, insbesondere auch im Bereich Presse- und Meinungsfreiheit, einen Sonderstatus zugesteht, vorbei ist.
Nachdem ich meinen Rundgang durch das Museum beendet hatte, bin ich zurück zum Victoria Harbour gelaufen und bin noch ein letztes Mal mit der Star Ferry rüber nach Hongkong Island gefahren. Ich hatte Glück und konnte noch ein paar schöne Bilder machen.
Schweren Herzens habe ich mich dann auf den Weg zum Flughafen gemacht. Dort bin ich nach dem Passieren der Sicherheitskontrolle als erstes zur Plaza Premium Lounge gegangen. Dort kann man (gegen Gebühr) duschen – eine willkommene Erfrischung nach einem Tag in der Hitze von Hongkong. Anschließend habe ich noch eine Massage für später gebucht und bin dann erstmal Essen gegangen.
Nach dem Essen stand die Massage an. Vor einem langen Flug ebenfalls sehr empfehlenswert. Vollkommen entspannt bin ich danach noch ein wenig durch die Geschäfte im Terminal gelaufen, habe bei Starbucks noch einen letzten Green Tea Latte getrunken und mir als Souvenir zwei kleine Espresso-Tassen gekauft, bevor auch schon das Boarding anfing. Ich hatte wieder einen Platz mit sehr viel Beinfreiheit und auch dieses Mal war mein vorbestelltes Hindu Meal wieder sehr lecker! Insgesamt ein sehr angenehmer Flug mit Lufthansa.