Gestern sind wir schon um 9 Uhr auf die Etappe von Killin nach Ardtalnaig gestartet, da wir über 19 km vor uns hatten und für 16 Uhr unser Transfer von Ardtalnaig zurück nach Killin gebucht war.
Von unserem Bed & Breakfast mussten wir zunächst wieder ein paar hundert Meter zurück laufen auf die andere Seite des River Dochart. Dabei konnte ich von der Brücke aus noch ein Bild von den beeindruckenden Falls of Dochart machen.
Hinter der Brücke ging es dann auf einer Nebenstraße zunächst in Richtung Ardeonaig. Nachdem wir von der Nebenstraße („minor road“) auf eine noch kleinere Nebenstraße („very minor road“) abgebogen waren, stieg der Weg stetig und beständig an. Die ersten vier Kilometer ging es auf der „very minor road“ immer bergauf. Und es hatte angefangen zu regnen. Während wir also im Regen den Berg hoch stapften, kamen von unten mehrere Fahrzeuge von SSE Hydro an uns vorbei. Wohin sie fuhren sollte uns später noch aufgehen.
Nach ca. vier Kilometern kamen wir zu einem großen Mast, vermutlich Mobilfunk, der etwas oberhalb des Weges stand und von dem man eine noch bessere Aussicht haben sollte. Also haben wir einen kleinen Abstecher gemacht und den Ausblick genossen. Der Regen hatte zwischenzeitlich aufgehört, aber die dunklen Wolken verhießen weiterhin nichts Gutes.
Die Straße schlängelte sich weiter den Berg hinauf, immer weiter und weiter. Der Anstieg schien überhaupt nicht mehr aufzuhören.

Die Aussichten entschädigten aber für die Anstrengungen.
Nach ca. 8 km erreichten wir das Lochan Breaclaich. Hier verhindert ein Staudamm, dass das Wasser aus dem Lochan Breaclaich und einigen weiteren Zuflüssen in das Loch Tay fließt. Stattdessen wird das Wasser durch Tunnel und Pipelines zur Lednock Power Station geleitet. Am Staudamm trafen wir auch wieder auf die Arbeiter von SSE Hydro, die uns vorher mit ihren Fahrzeugen überholt hatten. Einer hielt an, kurbelte sein Fenster herunter und unterhielt sich mit uns. Er war extrem schwer zu verstehen. Aber er machte Witze darüber, dass er uns doch mit dem Auto von unten hätte mitnehmen können. Hätten wir nur mal unten den Daumen rausgehalten. Die 8 km road walking bergauf bis zum Staudamm hätten wir uns gut sparen können.
Hinter dem Staudamm hörte die geteerte Straße auf und es ging weiter auf einem steinigen Track. Und zwar weiter bergauf. Allerdings nicht mehr so extrem steil wie am Anfang der Etappe. Erst nach über 9 km hatten wir den höchsten Punkt der Etappe erreicht. Gerne hätten wir an dieser Stelle eine Pause gemacht, aber es war einfach zu windig.

Also sind wir noch ein Stückchen weiter gelaufen, dankenswerterweise jetzt bergab, bevor wir uns auf ein paar große Steine gesetzt und mit der Zubereitung unseres Mittagessens im Barocook begonnen haben. Leider hat es just in diesem Moment wieder angefangen zu regnen. Also haben wir alles wieder eingepackt, unsere Regenjacken angezogen und sind weiter gelaufen. Allerdings hat es sich so richtig eingeregnet, sodass wir nach 15 Minuten doch wieder angehalten und unser Mittagessen im Regen verzehrt haben.
Nachdem wir eine Zeit lang parallel zu einer Pipeline gelaufen waren, bog der Rob Roy Way auf einen Trampelpfad ab. Endlich weder Asphalt noch Schotter unter den Füßen! (Katharina möchte ein Ausrufezeichen an dieser Stelle).
Auf dem Trampelpfad ging es nun querfeldein den Berg hinab in Richtung Loch Tay. Wir freuten uns riesig über den weichen Boden unter unseren Füßen und sogar über die morastigen Stellen. So hätte die ganze Etappe sein können.

Leider endete der Trampelpfad nach einer Weile wieder und es ging auf einem steinigen Pfad weiter in Richtung Loch Tay.
Auf dem Weg stießen wir nach einer Weile auf eine Gruppe Hochland-Rinder. Sie standen mitten auf dem Weg. Und machten keine Anstalten sich weg zu bewegen. Da sie Kälber hatten und wir gelesen hatten, dass man vorsichtig sein soll, wenn sie Jungtiere haben, sind wir stehen geblieben und haben gewartet. Wir hätten sicher eine ganze Weile gewartet und den Rindern beim Grasen zugeschaut, aber zum Glück kamen aus derselben Richtung, aus der wir auch gekommen waren, nach kurzer Zeit zwei Schotten. Diese hatten deutlich weniger Berührungsängste im Hinblick auf die Rinder und scheuchten sie kurzerhand vom Weg. Und wir konnten auch weiter laufen.
Das letzte Stück weg bis hinunter zum Loch Tay war dann wieder Straße – darauf hätten wir gut verzichten können.
Unten am Loch Tay sind wir in Ardeonaig am gleichnamigen Hotel ausgekommen. Dort haben wir uns einen schnellen Cappuccino gegönnt. Schnell, da wir ziemlich in Verzug waren. Als wir wieder losliefen, war es schon 15 Uhr und es lagen – wenn man der Ordnance Survey App glauben wollte – noch 5 km road walking bis nach Ardtalnaig vor uns, wo wir ja um 16 Uhr ankommen mussten.
Also sind wir sehr zügig gegangen. Teilweise haben wir 1 km in 10 Minuten geschafft. Trotzdem haben wir uns immer wieder einen kurzen Moment Zeit genommen, um die wirklich sehr schöne Aussicht auf Loch Tay zu genießen.
Nach einer Weile haben wir die Grenze zur Region Perth & Kinross erreicht, nachdem wir die letzten Tage in der Region Stirling verbracht hatten.
Fast ganz pünktlich um 16:05 Uhr sind wir in Ardtalnaig angekommen, wo der Bus von Kingshouse Travel schon wartete, um uns zurück nach Killin zu fahren. Und zwar genau auf der Straße, auf der wir gerade erst von Ardeonaig nach Ardtalnaig gelaufen waren …
Fazit zu dieser Etappe: Es war die landschaftlich bislang mit Abstand schönste Etappe des Rob Roy Way. Endlich verlief auch mal ein Stückchen des Weges abseits von Straßen, Fahrradwegen oder Forest Tracks. Aber es war auch eine verdammt anstrengende Etappe. Die ersten paar Kilometer „road walking“ bergauf hätten wir uns gut und gerne schenken können.
Abends sind wir im Falls of Dochart Inn Essen gegangen. Für einen Pub hatte es einen sehr ungewöhnliche Speisekarte. Wir haben uns als Vorspeise eine schottische Tapasplatte geteilt.

Als Hauptspeise gab es für mich Haggis, Neeps & Tatties mit Whisky Sauce. Katharina hat sich für einen Wild-Burger entschieden. Und zum Abschluss haben wir uns noch ein Eis geteilt!