Aoraki/Mount Cook Nationalpark (25.03.2019)

Meine nächste Station nach meiner Übernachtung auf der Schaffarm war ein kleiner Ort namens Twizel. Und er lag nur knapp 47 Kilometer entfernt! Die kürzeste Strecke zwischen zwei Übernachtungen auf meiner gesamten Reise. Der Grund dafür war, dass ich von der Schaffarm erst in den Aoraki/Mount Cook Nationalpark fahren wollte, um dort eine Wanderung auf dem Hooker Valley Track zu machen. Der Hooker Valley Track endet am Hooker Lake, von dem aus man bei gutem Wetter einen wunderschönen Ausblick auf Mount Cook im Hintergrund hat. Bei gutem Wetter. Leider hatten mir Tim und Geva am Vorabend gesagt, dass es in den nächsten zwei Tagen sehr viel Regen geben würde. Ich hatte dann auch selbst noch einmal nachgeschaut und war zu dem Ergebnis gekommen, dass es an diesem Tag etwas weniger regnen sollte, als am nächsten, an dem ich die Wanderung auch noch hätte machen können, da ich in Twizel zwei Übernachtungen eingeplant hatte. 

Also bin ich nach einem guten „cooked breakfast“ und einer weiteren netten Unterhaltung mit Geva gegen 9:15 Uhr auf Dunstan Downs gestartet und Richtung Aoraki/Mount Cook Nationalpark gefahren. Kurz nachdem ich die Abzweigung vom State Highway 8 auf die Straße genommen hatte, die entlang des Lake Pukaki zum Nationalpark führt, sah ich in der Ferne dicke, dunkle Regenwolken. Noch regnete es da, wo ich gerade war, aber noch nicht und der Lake Pukaki neben mir leuchtete in einem irren Türkisblau. Der Lake Pukaki hätte an einem normalen Tag sicher mehr Aufmerksamkeit verdient, aber da ich den kommenden Regen fürchtete, habe ich nur einmal kurz angehalten, um die außergewöhnliche Farbe des Lake Pukaki zu dokumentieren.

Auf der Weiterfahrt zum Parkplatz, von dem aus die Wanderung auf dem Hooker Valley Track startet, fing es dann schon an zu regnen. Noch nicht in Strömen, aber doch merklich. 

Nachdem ich mein Auto abgestellt hatte, habe ich die Regenhülle um meinen Rucksack gemacht und bin losgelaufen.

Das Bid ist auf dem Rückweg entstanden – daher auch die große Pfütze rechts im Bild.

Direkt als ich meine Kamera das erste Mal rausgeholt habe, habe ich sie auch gleich im mitgebrachten „emergency rain cover“ verpackt. Dieses Mal habe ich das obere Ende des Regenschutzes in den Ärmel meiner Jacke gestopft und so war die Kamera wirklich komplett vor dem Regen geschützt – abgesehen vom Objektiv natürlich. Das war ein ganz schöner Kampf, zu versuchen möglichst keine Regentropfen auf das Objektiv zu bekommen. Es hat natürlich nicht immer funktioniert und so war ich froh, dass ich in den Tiefen meines Rucksacks in der Hülle für meine Sonnenbrille (an diesem Tag vollkommen überflüssig) noch ein Mikrofasertuch zum Wischen gefunden habe. 

Kamera mit Notfallregenschutz

Der Regen wurde schnell immer stärker. Nach einer Weile kamen mir zwei andere Wanderer entgegen, die sagten, hier sei es ja ganz angenehm, ein Stück weiter käme der Regen quasi von der Seite. Das waren ja schöne Aussichten. Schöne Aussichten gab es aber trotz des starken Regens. Immer wieder habe ich angehalten, die Kamera mit dem Objektiv in Richtung Boden gehalten, den Objektivdeckel entfernt, die Kamera kurz hoch gerissen und so gut es ging ein paar Fotos gemacht, bevor ich das Objektiv wieder in Richtung Boden richten musste, um allzu viele Regentropfen auf der Linse zu vermeiden. Ich will an dieser Stelle nur ein paar wenige hervorheben, der Rest folgt am Ende des Beitrags in einer Galerie. 

Die erste Sehenswürdigkeit auf dem Weg war der Mueller Lake. Selbst bei Regen war dieser Gletschersee sehr beeindruckend und im Hintergrund konnte man gerade noch die Berge erkennen. 

Am Mueller Lake ging es über eine Hängebrücke über den Tasman River. Auch dieser war trotz oder vielleicht gerade wegen des Regens ein grandioser Anblick.

Über eine zweite Hängebrücke ging es kurze Zeit später über den Hooker River, der vom Hooker Lake in den Mueller Lake fließt und sich dann mit dem Tasman River vereint. Der Hooker River ist der Hauptabfluss sowohl des Hooker Gletscher als auch des Mueller Gletscher und erhält seine Farbe vom fein zermahlenen Gestein (Gesteinsmehl), das er von den Gletschern mit ins Tal bringt. Aufgrund der Farbe wird das Wasser auch als „Gletschermilch“ bezeichnet. Gelangt das Gesteinsmehl in ruhige, stehende Gewässer (Seen), reichert es sich in ihnen an. Trifft nun Sonnenlicht darauf, werden von dem Gesteinsmehl vor allem die blaugrünen Anteile des Lichts reflektiert, sodass derartige Seen, u.a. auch der Lake Pukaki, in einem satten Türkis leuchten.

Eine ganze Weile verlief der Wanderweg auf einem gut ausgebauten Boardwalk. Dies war die Passage, wo der Regen gefühlt von der Seite kam. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon total nass und wollte nur so schnell wie möglich das Ende des Weges am Hooker Lake erreichen, um so schnell wie möglich wieder zum Auto zurücklaufen zu können. Es war kein Vergnügen. Alles war durchweicht, einschließlich meiner Socken und ich war wieder einmal froh, dass ich Socken aus Merinowolle hatte, die auch im nassen Zustand warm halten. 


Als ich den großen Felsbrocken im nächsten Bild erreicht hatte, kamen mir ein paar andere Wanderer entgegen und sagten, gleich hätte ich es geschafft. Zum Glück!

Der Ausblick auf den Hooker Lake, mit den darin treibenden, vom Gletscher abgebrochenen Eisbrocken, war die Anstrengung des Wanderns im Regen durchaus wert. Es war trotzdem sehr schade, dass das Wetter so schlecht war, denn normalerweise sieht man von hier aus eben auch noch den Mount Cook. Und der Hooker Lake leuchtet bei Sonnenschein natürlich auch noch schöner türkis. 

Nachdem ich ein paar letzte Fotos gemacht hatte, habe ich die Kamera in den Rucksack gepackt und bin im Marschschritt wieder in Richtung Parkplatz gelaufen. Teilweise habe ich nur 11 Minuten pro Kilometer gebraucht. Ein älteres Wandererpaar ließ mich vorbei mit den Worten, ich sei viel schneller als sie – worauf ich entgegnete, ich wolle nur schnell in mein Auto und trockene Kleidung anziehen.

Während meiner Wanderung auf dem Hooker Valley Track habe ich nicht nur fotografiert, sondern auch mit der GoPro gefilmt. Diese ist wasserdicht, sodass man mit ihr problemlos auch im Regen filmen kann. Das Ganze habe ich zu einem kurzen Video zusammengeschnitten.

Zum Glück hatte ich meinen Koffer im Kofferraum und mein Mietwagen hatte hinten abgedunkelte Scheiben. So konnte ich die Rückbank dann tatsächlich als Umkleidekabine nutzen und trockene Sachen anziehen. Eine Wohltat. Meine Socken (und auch alle anderen Kleidungsstücke, die ich getragen hatte) konnte ich auswringen, so nass waren sie. 

Nachdem ich mich umgezogen hatte, habe ich noch eine Weile bei laufender Heizung auf dem Parkplatz gesessen und mit meinen ebenfalls mitgeführten Snacks ein kleines Picknick veranstaltet. Es gab ja auch sonst nichts zu tun. An weiteres Sightseeing im Mount Cook Nationalpark war aufgrund des Regens nicht zu denken. Ich bin noch nicht einmal mehr zum Informationszentrum gefahren, weil ich keine Lust hatte, in diesem Regen noch einmal aus dem Auto zu steigen. Stattdessen habe ich mich auf den Weg in Richtung Twizel gemacht. 

Zum Glück hat der Regen wieder aufgehört, während ich am Lake Pukaki entlang fuhr. Auf dem Hinweg hatte ich kurz nach dem Verlassen des State Highway 8 ein Hinweisschild auf eine Lavendelfarm und ein dazugehöriges Café gesehen und dort habe ich auf dem Rückweg eine kleine Pause gemacht. Leider gab es weder Kaffee noch sonstige Heißgetränke – darauf hatte ich mich während der Fahrt am meisten gefreut. Stattdessen gab es Vanilleeis mit Lavendelaroma und getrockneten Lavendelblüten oben drauf. Vielleicht nicht ganz das Richtige, nachdem ich komplett nass geregnet worden war, aber trotzdem lecker. 

Bevor ich zu meiner Unterkunft gefahren bin, die etwas außerhalb von Twizel lag, habe ich noch einen kleinen Abstecher in das Ortszentrum von Twizel gemacht, in erster Linie, um Geld abzuheben. Bei dieser Gelegenheit habe ich aber auch noch ein paar Postkarten und Briefmarken erworben (wie sich herausstellen sollte, eine Fehlproduktion – die Briefmarken waren auf das nicht-klebende Papier gedruckt, dass eigentlich als Trägermaterial für die Briefmarken dient und so klebte nicht die Briefmarken, sondern nur der Teil, den man eigentlich wegschmeisst). 

Twizel machte einen sehr guten ersten Eindruck auf mich. Alle Restaurants und Geschäfte waren um eine kleine Grünfläche herum in einer Art Mall angeordnet und es gab eine für einen so kleinen Ort gar nicht schlechte Auswahl an Restaurants.

Meine Unterkunft war der absolute Wahnsinn. Karuhangi Bed & Breakfast ist eigentlich mehr ein Homestay als ein Bed & Breakfast. Der Gastgeber Moses betreibt das Bed & Breakfast nur von montags bis donnerstags, während seine Frau in Christchurch arbeitet. An den anderen Tagen ist es geschlossen. Und es gibt auch nur ein Gästezimmer im Haus. Man hat ein eigenes Badezimmer und eine eigene Toilette auf der anderen Seite des Ganges vom Zimmer, aber das Wohnzimmer teilt man sich mit dem Gastgeber.

Vom Zimmer gelangt man direkt auf die überdachte Verandah, von der aus man eine wunderschöne Aussicht hat. 

Ich habe an diesem Nachmittag erstmal ausgenutzt, dass es im Badezimmer eine große Badewanne gab und dazu auch noch entsprechende Badesalze. So habe ich mich ganz gut wieder aufgewärmt.

Zum Abendessen bin ich wieder nach Twizel gefahren, eine Fahrt von nur etwa 10 Minuten. Moses hatte mir verschiedene Restaurants empfohlen und ich habe mich an diesem Abend für indisches Essen bei „Fishtail“ entschieden. Lecker, lecker!