Gelaufen: 9,9 km; Bus: 20,5 km.
Vom Hostel in Rhenigidale aus haben wir die schönste Wanderung unserer gesamten Resie gemacht. Und diese ist nicht einmal Teil des Hebridean Way, sondern ein Abstecher.
Zunächst ging es auf der Straße hinaus aus Rhenigidale und den Hügel hoch.


Schon nach einem kurzen Stück kam allerdings das Hinweisschilder für den Wanderweg nach Urgha und Tarbert.

Dieser Pfad ist besser bekannt als Postman’s Path. Über Jahrhunderte konnte Rhenigidale nur per Boot oder eben über diesen Pfad erreicht werden. Nicht nur der namensgebende Postbote, sondern auch Schulkinder haben diesen Pfad lange genutzt, um zur weiterführendem Schule nach Tarbert zu kommen. Erst 1989 wurde die Straße nach Rhenigidale gebaut. Gute Läufer sollen den Weg früher in einer Stunde gerannt sein, um z.B. den Arzt zu holen.



Vom Hinweisschild aus ging es zunächst ganz bequem auf einem guten Pfad an der Küste entlang bergab. Höhenangst durfte man hier allerdings stellenweise nicht haben. Von oben konnten wir einige Padler beobachten, die mit dem Boot im Loch Trolamaraig unterwegs waren.


Wir kamen an einer Reihe kleinerer Wasserfälle und Flüsse vorbei, die von kleinen Brücken überspannt wurden, die allesamt – wie auch der Wanderweg selbst – sehr gut in Schuss waren.

Bereits nach wenigen Minuten haben wir das verlassene und verfallene Dorf Gearraidh Lotaigear erreicht, das bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bewohnt war. Im nächsten Bild kann man sehr gut die Ruinen eines Blackhouses mit seinen dicken Mauern erkennen. Wie Blackhouses gebaut und isoliert wurden, haben wir ein paar Tage später in Arnol auf Lewis gelernt.

Hinter dem verfallenen Dorf ging es erst noch ein Stück auf hügeligem Weg weiter, bevor der erste richtige Anstieg zu bewältigen war (auf dem nachfolgenden Bild die zweite Spitze).



Nachdem der Anstieg geschafft war, ging es allerdings wieder ganz runter bis zum Meer. Unerfreulich, aber unvermeidbar, um das schmale Gleann Trolamaraig zu überwinden, durch das der Abhainn Ceann an Locha hinab ins Meer fließt.




Bevor wir den Strand am Loch Trolamaraig erreicht haben, konnten wir auf der anderen Seite des Tales schon sehen, wie sich der Pfad steilt den Hang hochwindet.

Am Strand haben wir eine Weile Pause gemacht, einen Riegel gegessen und die Sonne genossen, um uns auf den folgenden Anstieg vorzubereiten.


Nach der Pause sind wir dem Pfad im Zick-Zack den Berg hoch gefolgt. Es war sehr anstrengend, die Wanderstöcke waren da schon sehr hilfreich. Ich bin an jeder Kehre stehen geblieben, habe Luft geschnappt und einen Schluck getrunken. So ging es einigermaßen. Die nachfolgenden Bilder vermitteln nicht wirklich, wie steil es hoch ging.





Am Ende des steilen Teils des Anstiegs steht ein Cairn, ein Steinhaufen, an dem wir Pause gemacht haben. Hier hatte ich auch wieder Mobilfunkempfang, sodass ich nach Hause telefonieren konnte.


Von dort oben hatten wir eine wunderbare Aussicht auf die vorgelagerten Shiant Inseln und bis rüber nach Skye und aufs Festland. Wir hätten wirklich keinen besseren Tag für diese Wanderung erwischen können.

Danach ging es nur noch mit mäßiger Steigung weiter. Der schwierigste Teil der Wanderung war geschafft.


Kurz nachdem wir den Abzweig nach Molinginish passiert hatten, erreichten wir einen zweiten, größeren Cairn. Von da an ging es nur noch bergab. Jetzt hatte auch Katharina wieder Empfang und hat uns den Bus zurück nach Rhenigidale bestellt – damit wir nicht wieder mit dem Taxi fahren mussten


Nachdem wir bei Urgha die Straße erreicht hatten, mussten wir leider noch ein ganzes Stück road walking bis Tarbert hinter uns bringen. Wir haben erst versucht ein Auto anzuhalten, hatten aber kein Glück. Auch das Taxi hätte ziemlich lange gebraucht, bis es uns hätte einsammeln können, also sind wir gelaufen.

In Tarbert hatten wir dann noch genug Zeit, um im Waterside Café ein Sandwich zu essen und etwas zu trinken. Vorher sind wir aber noch einmal zum Hotel Hebrides gelaufen, denn Katharina hatte morgens festgestellt, dass ihr eine ihrer Gamaschen fehlte und wir vermuteten, dass sie am Tag vorher in der Bar des Hotel Hebrides aus dem Rucksack gefallen sein könnte. Katharina hatte Glück – die Gamasche war tatsächlich dort!


Gegen 17 Uhr waren wir wieder im Hostel in Rhenigidale, das wir für die zweite Nacht ganz für uns allein hatten. Während Katharina unser Abendessen gekocht hatte, habe ich die Lounge, den Flur und die Küche gesaugt – mit Henry the Hoover. Denn ich hatte in der Lounge ein Schild entdeckt, dass das Hostel nicht „duty free“ wäre und man es nach Möglichkeit sauberer hinterlassen solle, als man es vorgefunden habe. Dies erinnerte mich an Christianes Erzählungen von den „chores“ in schottischen Jugendherbergen in den Siebzigern.




Mit unserem Abendessen haben wir uns auf die Bank vor dem Hostel gesetzt und die Abendsonne genossen.


Nach dem Abendessen mussten wir uns allerdings in die Lounge setzen, weil die Midges rauskamen. Dort haben wir auf meinem Handy einen Film geguckt – Kleinstkino 😉 Und dazu einen Cider getrunken, den wir noch in Tarbert gekauft hatten. Ein entspannter Abschluss eines sehr schönen Wandertages.
