Am Dienstag habe ich einen Ausflug nach Shanhaiguan gemacht, dem Ort, wo die große chinesische Mauer am Meer endet. Bereits um kurz nach halbacht morgens fuhr mein Zug an der Beijing Railway Station ab. Schon vor Betreten des Bahnhofs wurden meine Fahrkarte und mein Pass gecheckt. Ohne Ticket kommt man also nicht in den Bahnhof. Danach wurde das Gepäck durchleuchtet – aber das ist in Peking sogar an jeder U-Bahn-Sation Standard. Da ich noch nicht gefrühstückt hatte, habe ich – Schande über mich – schnell noch bei McDonalds einen Egg McMuffin und einen Hash Brown gegessen, bevor ich in den Zug gesprungen bin.
Mein reservierter Platz 9A in Wagen 8 hatte leider keinen guten Ausblick, aber ich konnte mich eine Reihe weiter nach vorne setzen und von dort aus hatte ich gute Sicht aus dem Fenster. Die Landschaft, die an mir vorbeizog, war aber eher deprimierend. Staubige Felder und heruntergekommene Häuser, soweit das Auge reichte. Zwischendurch immer wieder Menschen, die versuchten dieses karge Land zu bewirtschaften.
Nachdem ich in Shanhaiguan angekommen war, bin ich zunächst vom Bahnhof zur Altstadt gelaufen. Soweit ich erkennen konnte, ist diese komplett von einer (vielleicht nicht ganz antiken, aber dafür intakten) Stadtmauer umgeben. Innerhalb der Stadtmauern reiht sich ein kleines Häuschen an das andere und die Straßen sind nicht asphaltiert, sondern mit großen Steinplatten gepflastert. Shanhaiguan soll bei einheimischen Touristen sehr beliebt sein, aber es ist noch Nebensaison und es war nicht viel los. Ausländer habe ich mit einer Ausnahme in Shanhaiguan überhaupt nicht gesehen.
Die erste Sehensürdigkeit, die ich mir angucken wollte, war der sogenannte „First Pass Under Heaven“ – ein schon recht poetischer Name für eine Befestigungsanlage. Was man heute sieht ist – wie sollte es anders sein – natürlich kein Original mehr, sondern stammt alles aus den achtziger Jahren. Aber man bekommt trotzdem einen guten Eindruck davon, wie das Reich der Mitte sich gegen drohende Invasionen aus dem Norden abgeschottet hatte.
Nachdem ich mir die ersten zwei Wachtürme angesehen hatte, bin ich wieder von der Mauer hinuntergestiegen und der Mauer innerhalb der Stadt folgend bis zum letzten Wachturm gelaufen. Auf dem Weg habe ich ein paar interessante Statuen gesehen, die wohl Verteidigungsszenen darstellen sollen.
Insgesamt kam mir die Altstadt von Shanhaiguan an diesem Tag sehr verlassen vor – ein bisschen wie ein Freilichtmuseum fast ohne Besucher.
Da es mittlerweile schon Mittag war, habe ich mir mit Hilfe meines Lonely Planet-Reiseführers ein Restaurant ausgesucht. Sehr viel Auswahl gab es in der Altstadt ohnehin nicht. Die Nudelsuppe mit Rindfleisch, die ich für sage und schreibe 0,98 € bekommen habe, war sehr, sehr lecker.
Nach dem Mittagessen bin ich mit dem Bus (für 0,28 €) zum Old Dragon Head gefahren, also dahin, wo die große Mauer ins Meer endet. Ich hatte eigentlich nur die Mauer und einen Wachturm erwartet, aber da am Old Dragon Head in der Vergangenheit, als die Anlage noch zu Verteidigungszwecken genutzt wurde, eine Garnison war, gab es auch einen Nachbau davon, der einen ganz guten Eindruck in das Leben und Arbeiten der hier stationierten Soldaten vermittelte.
Das Highlight und auch der Grund für meinen Ausflug nach Shanhaiguan war aber der Old Dragon Head selber.
Den Abschluss meines Besuches am Old Dragon Head bildete ein Besuch des Tempels der Meeresgöttin.
Danach bin ich wieder mit dem Bus in die Stadt gefahren. Mittlerweile war ich ganz schön durchgefroren, da in Shanhaiguan ein recht kalter Wind pfiff. Meinen Zug zurück nach Peking hatte ich aber erst für 19:30 Uhr gebucht – und es war erst 15:30 Uhr! Ich hätte die Zeit noch nutzen können, um mir ein weiteres Stück der Mauer anzugucken. Der Reiseführer schrieb es würde sich an einem klaren Tag wegen des Ausblicks lohnen. Mittlerweile war der Himmel aber nicht mehr blau, sondern eher grau und da ich die Mauer bei Peking schon mehrfach gesehen habe, beschloss ich zu versuchen einen früheren Zug zurück nach Peking zu bekommen. Mit der App von Ctrip (alles auf Englisch) gelang es mir auch das Ticket zu buchen und nachdem ich die Bestätugungsemail mit dem Buchungscode bekommen hatte, konnte ich das Ticket am Bahnhof abholen. Alles absolut problemlos und auch ohne jede Kenntnis der Landessprache machbar. Einfach per App buchen, Buchungscode auf einen Zettel schreiben, Zettel und Pass dem Schalterbeamten geben und voilà – man bekommt sein Ticket.
Auf der Rückfahrt nach Peking bin ich ein paar Mal eingenickt, obwohl es erst später Nachmittag war. Da machte sich der Jetlag dann doch bemerkbar. Als ich zwischenzeitlich einmal wach war, habe ich bei tagesschau.de die Nachricht von den Anschlägen in Brüssel gelesen. Danach war ich wieder hellwach.
Am Bahnhof in Peking angekommen, bin ich mit dem Taxi zu einem Restaurant gefahren, dass ich noch von meinem Aufenthalt 2007 kannte. Leider war es zu voll und ich habe keinen Platz bekommen. Aber es war keine vertane Zeit, denn auf der Fahrt dorthin habe ich mich nett mit dem Taxifahrer unterhalten, der sehr gut Englisch sprach und mir erklärte, er habe früher für ein kanadisches Unternehmen gearbeitet.
Vom Restaurant aus bin ich dann unverrichteter Dinge bis zur Nanluoguxiang-Straße, an der mein Hostel liegt, gelaufen. So habe ich auch einmal das andere Ende dieser sehr hübschen kleinen Fußgänger-Einkaufs- und Ausgehstraße kennengelernt.
Gegenüber von meinem Hotel habe ich dann auch ein Restaurant gefunden, wo ich zum Abschluss des Tages sehr lecker gegessen und das erste Tsingtau-Bier meiner Reise getrunken habe.