Ausflug nach Xitang

Am Dienstag, meinem zweiten Tag in Suzhou, habe ich einen Ausflug in die alten Wasserstadt Xitang gemacht. Ich hatte mich an der Rezeption meines Hotels erkundigt, wann die Busse nach Xitang fahren und die Damen an der Rezeption hatten mir die Zeiten ausgedruckt. Leider konnten sie mir nicht sagen, wann die Busse von Xitang nach Suzhou zurückfuhren. Bewaffnet mit den Ausdrucken bin ich zum Bahnhof von Suzhou gefahren und nach kurzem Suchen habe ich auch den Busbahnhof für die Fernbusse gefunden. Dort gab es wie im Bahnhof auch eine „Ticket Hall“ und meine Strategie, der Schalterbeamtin auf Chinesisch zu sagen, dass ich nach Xitang fahren wolle und dabei auf meinem Ausdruck auf die richtige Zeit zu zeigen, hat wunderbar funktioniert. Ich bekam ohne Probleme mein Ticket und zum Schluss sagte die Schalterbeamtin noch auf Englisch „upstairs“ und wies mir damit den Weg zum richtigen Wartesaal.
Die Luft war an diesem Tag so schlecht, dass ich meine Atemschutzmaske sogar im Bus aufgesetzt habe.
Die Fahrt nach Xitang dauert mit einem Zwischenstopp am Suzhou South Bus Terminal ca. anderthalb Stunden und so war ich um halbzwölf in Xitang. 
Dort habe ich zunächst wieder den Fahrkartenschalter aufgesucht und in meinem gebrochenen Chinesisch mitgeteilt, dass ich nach Suzhou fahren wollte. Die Schalterbeamtin sagte daraufhin auf Englisch „one fifteen“. Auf mein „later“ erwiderte sie „6 o’clock, last bus“. Ich nickte, gab ihr das Geld für die Fahrkarte und war glücklich, dass dies so problemlos funktioniert hatte. Mit Hilfe von Google Maps suchte ich mir danach den Weg zur Altstadt von Xitang. Auf dem Weg machte ich noch ein Foto von dem Straßenschild der Straße, in der der Busbahnhof lag, damit ich später auch meinen Weg zurückfinden würde.
Nachdem ich die Eintrittskarte erworben hatte (mit 100 Yuan recht teuer) machte ich mich auf den Weg zum Eingang zur alten Wasserstadt von Xitang. Auf dem Weg kam ich an einem großen Schild mit einem Plan von Xitang vorbei. Dabei wurde mir die relative Größe von Xitang bewusst und ich bekam Zweifel, ob ein Nachmittag ausreichen würde, um alles zu sehen. Dies insbesondere auch deshalb, weil auf meiner Eintrittskarte vermerkt war, dass ich damit in Xitang noch Eintritt zu 11 Sehenswürdigkeiten hätte.
Am Eingang zur alten Wasserstadt angekommen, traf mich erstmal fast der Schlag – es war sehr, sehr voll. Dabei hatte ich im Internet, auf einer Seite auf der die verschiedenen Wasserstädte rund um Suzhou und Shanghai beschrieben wurden, gelesen, dass Xitang eine ruhige Wasserstadt sei und besonders schön für Fotografen. 
Zunächst begrüßten mich in den überdachten Gängen entlang der Kanäle, für die Xitang u.a. bekannt ist, eine Fressbude und ein Verkaufsstand an dem anderen. 
Die Menschenmassen und die allgemeine Betriebsamkeit haben den Gesamteindruck von Xitang allerdings nicht nachhaltig gestört. Xitang ist wirklich ein sehr hübsches altes Städtchen.
Wie es sich für eine Wasserstadt gehört, gibt es an verschiedenen Stellen in Xitang Anlegestellen, von denen aus man zu einer Bootsfahrt auf den Kanälen starten kann.
Bei der Bootsfahrt kann man dann die vielen Steinbrücken, für sie Xitang auch bekannt ist, aus der Nähe bewundern.
Ich habe keine Bootstor gemacht, sondern habe Xitang weiter zu Fuß erkundet. Dabei habe ich neben den überdachten Gängen entlang der Kanäle auch eine Reihe kleiner, ruhiger Gässchen entdeckt.
Am Ende dieser Gässchen gab es dann hin und wieder noch eine positive Überraschung, wie dieses Haus hier mit einem schönen Wandgemälde oder eine Reihe von Lampions, die quer über das Gässchen gespannt war.
Wenn man wieder zu den „Hauptverkehrswegen“ zurückkehrte, waren aber auch die Menschenmassen und die Geschäfte wieder da.
Obwohl ich den ganzen Tag über keinen anderen Ausländer in Xitang gesehen habe, wurde ich tatsächlich nur einmal angesprochen, ob ich mich fotografieren lassen würde. Bei den beiden Mädchen, die sich mit mir fotografieren wollten, drehte ich den Spieß im Anschluss einfach um und bat die beiden ein Foto von ihnen machen zu dürfen.
Von den 11 Sehenswürdigkeiten, die man mit der Eintrittskarte besuchen konnte, seien hier nur vier erwähnt, auch wenn ich mir noch eine Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten angesehen habe.
Aus meiner Sicht besonders interessant war das Wohnhaus der Familie von Mr. Ni. Mr. Ni stammte aus Xitang, brachte es aber bis zum stellvertretenden Bürgermeister von Shanghai. Das Haus seiner Familie in Xitang zeigt, wie eine reiche Familie im alten Xitang gelebt hat.
Ebenfalls sehr interessant war die „Ming and Qing Dynasty Wood Carving Hall“, in der eine Reihe sehr kunstvoller Holzschnitzarbeiten ausgestellt war.
Ruhe von dem sonstigen Trubel der Gässchen von Xitang konnte man u.a. in der sog. „Holy Hall“, einem Tempel, finden.
Im „West Garden“ traf ich hingegen auf eine große chinesische Touristengruppe, die sich dort gerade auszuruhen schien. Jedenfalls saßen sie rechts und links der überdachten Gänge auf den Bänken und ich kam mir ein bisschen vor wie im Zoo während ich mich zwischen ihnen hindurchschlängelte. Aber so ist es halt, wenn man als einziger westlicher Tourist allein unter Chinesen ist.
Zum Abschluss habe ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht. Und obwohl es – wie die nachfolgenden Bilder zeigen – eine Reihe sehr nett aussehender Restaurants und Cafés gab, entschied ich mich für ein einfaches Essen von einem der vielen Stände am Wegesrand.
Dabei hatte ich sogar einen Sitzplatz mit Aussicht.
Als Nachtisch habe ich mir noch ein Mangoeis gegönnt. Nachdem ich schon bezahlt hatte, bekam ich von der Verkäuferin noch einen ordentlichen Nachschlag – ich vermute, dass nicht sehr oft Ausländer an ihren Stand kommen.
Am Busbahnhof von Xitang hatte ich dann noch etwas über eine Stunde Wartezeit zu überbrücken, bis mein Bus zurück nach Suzhou fuhr. Aber ich saß ganz gut in der Wartehalle und habe die Zeit genutzt, um auf meinem iPad schon einmal die Bilder vom vorherigen Tag zu sichten.
Ganz pünktlich um 18 Uhr konnte ich dann in den Bus einsteigen und die Rückfahrt antreten.
Wieder in Suzhou angekommen, bin ich vom Busbahnhof entlang des Flusses zum Bahnhof gelaufen und konnte dabei mit meinem Handy noch ein paar schöne Bilder von Suzhou bei Nacht machen.
Die Größe des Bahnhofsvorplatzes und auch des Bahnhofsgebäudes von Suzhou waren schon sehr beeindruckend. Ein weiteres Beispiel chinesischer Gigantomanie.
Zum Abschluss des Abends bin ich dann noch – wie in alten Pekinger Zeiten auch so oft – bei Aijsen Ramen Essen gegangen, um danach erschöpft, aber glücklich, ins Bett zu fallen.