Christchurch (27.03.2019)

Von Twizel bin ich nach Christchurch gefahren, um von dort am nächsten Tag nach Singapur zu fliegen. Kurz hinter Twizel konnte ich noch einmal den Lake Pukaki bestaunen. 

Danach bin ich ohne größere Pausen bis nach Christchurch durchgefahren. Die Fahrt war überwiegend angenehm, über lange Strecken ging es schnurgerade aus. Allerdings hat sich die Fahrt ziemlich gezogen, da man natürlich wieder nur 100 km/h fahren durfte. 

In Ashburton, etwa eine Stunde von Christchurch entfernt, bin ich an einer Moschee vorbeigekommen – davor ein Blumenmeer. Nach dem verheerenden Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch zwölf Tage vorher hatten die Bewohner von Ashburton so ihre Anteilnahme zum Ausdruck gebracht. 

Als ich nach Christchurch hineinfuhr, überkam mich nicht nur wegen des Anschlags ein Gefühl der Beklemmung. Denn schon auf den ersten Blick war erkennbar, dass Christchurch sich auch acht Jahre danach immer noch nicht von dem großen Erdbeben vom 22. Februar 2011 erholt hat. Überall stehen eingezäunte Gebäude, die vom Einsturz bedroht, aber immer noch nicht abgerissen sind. In der Innenstadt gibt es zudem auffällig viele unbebaute Flächen – auch dies eine Folge des Erdbebens. Ich habe im Internet ein Video gefunden, dass Christchurch von oben zeigt – vor dem Erdbeben und fünf Jahre danach, also im Jahr 2016. Ich denke, dass in den drei Jahren seitdem schon einiges neu gebaut worden ist, aber die Zerstörung ist immer noch deutlich erkennbar. 

Nachdem ich in mein Hotel, das BreakFree on Cashel, das ganz zentral in der Innenstadt, nur fünf Minuten zu Fuß vom Cathedral Square entfernt liegt, eingecheckt hatte, habe ich zunächst mein Auto bei Apex abgegeben. Vorher habe ich es noch gesaugt und voll getankt. Die Rückgabe hat problemlos geklappt – der Wagen hatte bei der Fahrt auf der Matukituki Valley Road auf dem Weg zum Rob Roy Glacier Track (eine der vier Straßen in ganz Neuseeland, auf der man mit dem Mietwagen nicht fahren durfte …) zum Glück keinen Schaden erlitten. 

Im Anschluss habe ich im Hotel meine Kamera eingesammelt und bin zu einem Spaziergang durch die Innenstadt von Christchurch gestartet. Schräg gegenüber von meinem Hotel befindet sich eine der vielen großen Brachflächen, die durch den Abriss beschädigter Gebäude nach dem Erdbeben von 2011 entstanden sind. Dort stehen recht verloren mehrere Food-Trucks. Bei Smoke ’n‘ Barrel habe ich ein spätes Mittagessen zu mir genommen – sehr leckeres Pulled Pork mit einer Portion Salat. 

Ein Ort, den ich mir auf jeden Fall angucken wollte, war die „Cardboard Cathedral“, die provisorische Kathedral, die nach dem Einsturz der eigentlichen Kathedrale von Christchurch als Übergangslösung gebaut worden ist – aus Pappe!

Auf dem Weg zur „Cardboard Cathedral“ bin ich auch an der Stelle vorbeigekommen, an der bis zum 22. Februar 2011 das Gebäude von Canterbury Television stand. Allein beim Einsturz dieses Gebäudes sind 115 Menschen gestorben. Heute befindet ich auf dem Grundstück ein Garten der Erinnerung, der zum Innehalten und Nachdenken einlädt. 

Standort des CTV Gebäudes

Die „Cardboard Cathedral“ wurde vom japanischen Architekten Shigeru Ban entworfen. Er hatte auch schon nach dem Erdbeben in Kobe im Jahr 1995 eine Kirche aus Kartonage gebaut. Neben Kartonage wurden für den Bau auch Holz und Polycarbonat genutzt. Der Unterbau besteht aus Containern. Leider konnte ich in der Kirche keine Fotos machen, da gerade ein Kinderchor probte.

Cardboard Cathedral

Von der provisorischen Kathedrale bin ich zur alten Kathedral gelaufen. Ich war sehr erschrocken zu sehen, in welchem Zustand die Kirche acht Jahre nach dem Erdbeben noch ist. Sie sieht immer noch so aus, als sei eine Bombe darauf gefallen. Das am Wiederaufbau gearbeitet wird, konnte ich nicht wirklich erkennen.

Die zerstörte Kathedrale von Christchurch

Cathedral Square mit Kunstwerk „The Chalice“ von Neil Dawson

Gegenüber der Kathedrale, auf der anderen Seite des Cathedral Square, steht das alte Hauptpostamt. Das Gebäude hat beim Erdbeben selbst nur geringe Schäden erlitten, konnte aber aufgrund von Schäden an Nachbargebäude trotzdem jahrelang nicht genutzt werden. Erst seit 2018 laufen die Renovierungsarbeiten.

Altes Hauptpostamt im Vordergrund

Während ich durch die Straßen von Christchurch lief, sah ich aber auch Hinweise auf den Anschlag auf zwei Moscheen zwölf Tage vorher. Und zwar in Form von Botschaften der Solidarität und gegen den Hass, die an verschiedenen Stellen in der Stadt angebracht waren. 

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An den Anschlag erinnerte auch die auf Halbmast gesetzte neuseeländische Flagge an der Bridge of Remembrance, die der Erinnerung an die Kriegstoten Neuseelands dient. 

Hinter der Bridge of Remembrance waren dann aber auch deutliche Zeichen des Wiederaufbaus von Christchurch zu erkennen. 

Auf dem Weg zurück zu meinem Hotel habe ich eine Ben & Jerry’s Eisbude entdeckt. Und es gab meine absolute Lieblingssorte Cherry Garcia – eine Art Stracciatella mit Kirscheis, statt Vanille – die leider seit Jahren in Deutschland nicht mehr verkauft wird. Obwohl es eigentlich schon eher Zeit zum Abendessen war, habe ich mir eine Portion gegönnt.

Zurück im Hotel habe ich angefangen meine Sachen zusammenzupacken und vor allem auch einiges wegzuwerfen, was sich während meines Monats in Neuseeland angesammelt hatte, aber nicht mit nach Hause kommen sollte oder konnte. Bevor ich mein Hotelzimmer beim Packen in Chaos versetzt habe, habe ich aber noch ein Bild gemacht, um mein kompaktes kleines Zimmer zu dokumentieren. Für eine Nacht war das Zimmer genau das Richtige!

Nachdem ich mit dem Packen fertig war, konnte ich mich nicht entscheiden, wo ich essen gehen sollte. Letztlich bin ich nur noch runter ins hoteleigene Café 165 gegangen und habe mir einen Cider und eine gemischte Portion Frittiertes bestellt. Womöglich das schlechteste Essen während meiner gesamten Reise. Ich werde einfach mein Drei-Gänge-Menü in Twizel als Abschiedsessen in Erinnerung behalten 😉

Frühlingsrollen, Samosas, Tintenfischringe, Fischhappen und Kartoffel-Wedges mit Chilisauce

In Christchurch hätte ich gerne noch mehr Zeit verbracht. Da ich nur einen Nachmittag in der Stadt hatte, konnte ich mir z.B. das Museum „Quake City“ nicht ansehen. Und auch das International Antarctic Center wäre sicher einen Besuch wert gewesen. Aber die Südinsel von Neuseeland ist ohnehin eine weitere Reise wert – zu vieles habe ich auf dieser Reise aufgrund der begrenzten Zeit ausgelassen.