Dahongpao Scenic Area & Bamboo Rafting

An meinem ersten vollen Tag in Wuyishan bin ich mit einem chinesischen Frühstück in den Tag gestartet. Auf die Reissuppe und die dazugehörigen Beilagen habe ich verzichtet, aber der Rest war okay. Insbesondere die lange, frittierte Teigstange (Youtiao) schmeckte sehr gut – noch besser, wenn man sie in den Milchtee tunkte. Aber auch der herzhafte Knödel (Baozi), gefüllt mit Fleisch, war lecker. Das Ei und die Banane hätte man natürlich auch in Deutschland beim Frühstück finden können. 

Pünktlich um 8:30 Uhr hat mich Jenny dann abgeholt und wir sind mit ihrem Auto zum nördlichen Eingang zur „Scenic Area“ gefahren. Nachdem Jenny mein Ticket am Schalter abgeholt hatte, sind wir mit dem Bus zur Haltestelle für die „Water Curtain Cave“ gefahren. Allerdings war dies nicht unser Ziel, sondern nur der Ausgangspunkt für unseren insgesamt fast zweistündigen Spaziergang zur „Dahongpao Scenic Area“. Jenny erklärte mir, dass die chinesischen Tourgruppen vom anderen Ende aus in das „Tea Valley“ hineinlaufen und zwar nur ca. 20 Minuten, um dann wieder umzukehren. So blieben mir die Tourgruppen größtenteils erspart. Kleinere Gruppen von chinesischen Besuchern waren natürlich auch auf dem Weg unterwegs, den Jenny für uns gewählt hatte, aber ohne nervige Führer mit Mikrofon und Lautsprecher. 

Direkt am Anfang kamen wir an den Überresten eines Hauses vorbei. Jenny erzählte mir, dass es früher im Tal viele Häuser gegeben habe, dass die Bewohner, nachdem das Tal zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt worden sei und der Tourismus stark zugenommen habe, das aber Tal verlassen hätten und nun außerhalb der „Scenic Area“ wohnen würden. 

Was aber geblieben ist, ist der Teeanbau im Tal. Hier wird der sogenannte Dahongpao-Tee angebaut. Dà hóng páo heißt ‚große rote Robe‘. Seinen Namen erhielt der Tee der Legende zufolge dadurch, dass die Mutter eines Kaisers der Ming-Dynastie durch einen bestimmten Tee von einer Krankheit geheilt wurde, und der Kaiser aus Dankbarkeit große rote Gewänder um die vier Büsche, von denen dieser Tee stammte, legte. Eine andere Legende besagt, dass ein junger Mann, der vor einer Beamtenprüfung stand, in einem Kloster durch einen Tee kuriert wurde, an der Prüfung teilnehmen konnte und ein ausgezeichnetes Prüfungsergebnis erzielte. Als hoher Beamter kehrte er zum Kloster zurück, ließ sich die Teepflanze zeigen und legte ihr seine vom Kaiser geschenkte rote Robe um.

Der Spaziergang durch das Tee-Tal war einfach wunderbar. Links und recht steile Felswände und im Tal dazwischen Teeplantagen.

Ein Teebusch

Jenny im Tea Valley

Nachdem wir eine Weile gelaufen waren, kamen wir zu einem kleinen Tempel. Jenny kannte den dortigen Mönch und er lud uns zum Teetrinken ein. Die losen Teeblätter werden in einer kleinen Schale mit heißem Wasser aufgegossen. Der erste Aufguss wird sofort weggeschüttet oder benutzt, um die Teeschälchen zu säubern. Erst der zweite Aufguss wird getrunken. Die Teeschälchen sind winzig, aber der Tee wurde immer wieder aufgegossen und mein Schälchen wurde ein übers andere Mal mit Tee gefüllt. Trotz oder gerade bei der Hitze in Wuyishan sehr erfrischend. 

Erfrischt vom Tee ging es nach einer Weile weiter auf dem Weg durch das Tee-Tal. Die Landschaft blieb sehr beeindruckend.

Immer wieder begegneten wir Gruppen von chinesischen Besuchern, die sich am Wegesrand niedergelassen hatten, um Tee zuzubereiten und zu trinken.

Kurz bevor wir den Endpunkt unseres Spaziergangs erreichten, war noch einmal ein ganz schöner Anstieg zu bewältigen. In der Hitze kein Vergnügen. 

Blick zurück

Ganz am Ende begegneten uns dann auch die chinesischen Tourgruppen. Aber es war wirklich so, dass wir nur auf den letzten 20 Minuten unseres Spaziergangs auf sie getroffen sind. 

Nachdem wir unseren Spaziergang beendet hatten, hat Jenny mich zum Mittagessen in das Haus ihres Onkels mitgenommen. Die Familie handelt mit Tee und im Haus ihres Onkels wird der Tee verpackt und verkauft. Jenny’s Tante kocht jeden Mittag für die Familie und auch für die Angestellten und so konnten wir einfach mitessen. Das Essen war sehr lecker. Und ich war geehrt und erfreut, dass ich einen Einblick in das Alltagsleben einer chinesischen Familie bekommen durfte. 

Anschließend sind wir kurz in die Stadt gefahren und ich habe mir noch etwas Wasser für die bevorstehende Floßfahrt gekauft. Und ein weiteres Getränk, von dem ich bis heute nicht genau sagen kann, was es war. Es schmeckte ein bisschen wie ein Joghurt-Drink mit Zitronengeschmack. Ich hatte im Supermarkt einfach in den Kühlschrank gegriffen und mir wahllos eine der Flaschen ausgesucht, um auch einmal ein typisch chinesisches Getränk zu probieren. 

Nachdem die Einkäufe erledigt waren, ging es auch sofort weiter zum Bamboo Rafting. Zum Ausgangspunkt sind wir mit dem öffentlichen Bus gefahren.

Am Eingang zum Bamboo Rafting-Pier

Das Ticket für mich hatte Jenny schon einige Tage im Voraus gebucht (was auch notwendig war). Sie selbst ist nicht mitgefahren, hat mich aber bis zum Floß begleitet und mir dabei geholfen die erforderlichen fünf Mitfahrer zu finden. Das System ist so: Man zeigt sein Ticket vor und kommt dann in eine Wartehalle. Dort muss man sehen, dass man so viele Mitfahrer findet, dass man sechs Personen zusammen hat, denn so viele Personen passen auf ein Fl0ß. Von diesem Punkt an sollte man seine Mitfahrer nicht mehr aus den Augen lassen.

Jenny und eine der Mitarbeiterinnen vor Ort haben relativ schnell eine fünfköpfige chinesische Familie (Mutter, Vater, Tochter und Großeltern) gefunden, mit der ich mir das Floß teilen konnte. Außer der Tochter konnte keiner Englisch, aber wir haben uns auch ohne Worte gut verstanden. Während der Fahrt haben sie mir sogar etwas von ihrem mitgebrachten Fischfutter geschenkt, damit ich auch Fische füttern und sie zum Springen bringen konnte. 

Die Floßfahrt als solche war sehr schön. Zwar sind mit uns gleich Dutzende weitere Flöße gestartet und wir sind in einer Art Kolonne den Fluß hinunter gefahren, aber das hat dem tollen Erlebnis keinen Abbruch getan. Ich habe natürlich nichts verstanden von den Erläuterungen, welche die Floßführer gegeben haben, aber das war auch nicht nötig. Ich war ganz zufrieden damit, die Szenerie zu betrachten und Fotos zu machen. Die Fahrt dauerte ca. 100 Minuten und nach einer Weile wurde ich in der Hitze ganz schön müde und wäre mehrfach fast eingeschlafen. Um der Hitze ein bisschen entgegen zu wirken, habe ich es so gemacht, wie mein chinesischer Sitznachbar: Schuhe ausziehen und Füße ins Wasser!

 

Am Ende der Floßfahrt hat Jenny mich eingesammelt und mich wieder in die Stadt gefahren. Dort habe ich mich erst eine Stunde im Hotel ausgeruht und dann habe ich mich wieder mit Jenny getroffen. Wir haben einen kleine Spaziergang durch Wuyishan gemacht und Jenny hat mir einen kleinen Laden gezeigt, wo es eine lokale Spezialität gab – kleine grüne Teigtaschen mit einer Füllung aus Pilzen und anderem Gemüse. Sehr lecker! Auch sehr lecker war der hausgemachte Joghurt mit Mango, den es in dem Laden noch gab.

Weiter ging es mit einem kurzen Gang über den Markt, wo es neben mehreren Obst- und Gemüseständen u.a. auch eine Stand mit frischen Nudeln gab. 

Vom Markt sind wir runter zum Fluss gelaufen und an ein Stück an der Promenade entlang gelaufen. Sehr idyllisch.

Im Anschluss hat Jenny mir ihr Büro gezeigt und wir haben zusammen Tee getrunken und uns unterhalten. In ihrem Büro hingen eine Menge Bilder von ausländischen Gästen. Unter anderem auch zwei Bilder, auf denen Kurt Beck zu sehen war, der wohl mal als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident mit einer Delegation Wuyishan besucht hat. Mit auf den Bildern mit Kurt Beck: Jenny’s Tochter Alice, die damals noch ein kleines Kind war und die Aufgabe hatte, dem hohen Gast aus Deutschland Blumen zu überreichen 🙂

Zum Abschluss hat Jenny mir ein kleines Restaurant gezeigt, wo ich zu Abend gegessen habe. Jenny hat mir noch beim Bestellen geholfen und sich dann verabschiedet. Das Essen war einfach, günstig und lecker.