Doubtful Sound (22.03.2019)

Von Te Anau aus habe ich einen Ausflug in den Doubtful Sound gemacht. Eigentlich wollte ich mir nur den Milford Sound ansehen, aber als ich in Queenstown war, habe ich überlegt, dass ich – wenn das Wetter einigermaßen gut sein sollte – doch auch noch gerne den Doubtful Sound angucken würde. Und ich hatte Glück und das Wetter für den Tag, an dem ich den Ausflug machen wollte, sollte gut werden. 

Da der Ausflug schon um 8:00 Uhr in Manapouri, das ca. 20 Kilometer von Te Anau entfernt liegt, startete, musste ich schon sehr früh aufstehen und mich um 7:15 Uhr auf den Weg nach Manapouri machen. Die 20-minütige Fahrt war ein Erlebnis für sich, da zu meiner Linken die Sonne aufging und den Himmel golden erstrahlen ließ und rechts von mir noch der Mond riesengroß über der Landschaft hing. Und dazu noch rundherum Berge.

In Manapouri habe ich mein Auto abgestellt und im Visitor Center meine Bordkarte sowie mein vorbestelltes Lunchpaket abgeholt, bevor es kurz vor 8 Uhr auch schon aufs Schiff ging. Der Ausflug in den Doubtful Sound erfordert zunächst die Überquerung des Lake Manapouri mit dem Boot bis in den West Arm und dann eine Fahrt mit dem Bus über den Wilmot Pass bis nach Deep Cove am Doubtful Sound.

Bevor wir die Fahrt auf dem Lake Manapouri angetreten haben, konnte ich im Hafen ein paar schöne Bilder vom Morgenhimmel machen. 

Schon die Fahrt über den Lake Manapouri war an diesem frühen Morgen ein Erlebnis. 

Auf der Busfahrt hat uns der Fahrer dann einiges über die Straße, auf der wir gefahren sind, erzählt. Am Lake Manapouri gibt es dort, wo auch das Boot angelegt hat, eine großes Wasserkraftwerk, das so viel Strom produziert, das es die ganze Südinsel von Neuseeland versorgen könnte.

Gebaut wurde das Wasserkraftwerk in den 60er und frühen 70er Jahren aber, um eine Aluminiumfabrik mit Strom zu versorgen. Um die schweren Maschinen und Bauteile für das Kraftwerk an Ort und Stelle zu bringen, hätte man alles über den Lake Manapouri verschiffen können. Aber da Manapouri selbst sehr weit vom nächsten Hafen entfernt liegt und man in diesem Fall alles erstmal eine sehr weite Strecke über Land hätte transportieren müssen, hat man sich entschieden von dem Standort für das Kraftwerk aus eine Straße zum Doubtful Sound zu bauen und alles dann per Schiff in den Doubtful Sound und von dort auf der Straße weiter zu transportieren. Der Bau der Straße hat damals 5 Millionen neuseeländische Dollar gekostet, heute wären das 100 Millionen neuseeländische Dollar. Heute wird für die Erhaltung der Straße von allen, die sie regelmäßig nutzen, d.h. insbesondere auch von den Touranbietern, eine jährliche Gebühr erhoben. 

Von Deep Cove aus sind wir dann wieder mit dem Schiff weitergefahren. Die Landschaft am Doubtful Sound mit ihren hohen, dicht bewaldeten Bergen, herabstürzenden Wasserfällen und tiefhängenden Wolken war wunderschön. 

An den steilen Felshängen des Fjords wachsen erstaunlich viele Bäume, aber da es kaum Erde gibt, greifen die Bäume der Wurzeln ineinander, um Halt zu finden, und die Bäume beziehen ihre Nährstoffe vorwiegend aus Moos und Flechten statt aus dem Boden. Wenn es sehr stark geregnet hat, kann es zu sogenannten „tree avalanches“ kommen, d.h. zu Baumlawinen, bei denen die Bäume von den Felsen rutschen. 

Allein für die Landschaft hätte sich diese Tour schon gelohnt. 

Aber wir hatten sehr viel Glück und haben direkt am Anfang der Fahrt eine Gruppe von Bottlenose Dolphins (Große Tümmler) gesehen. Einer ist sogar mehrfach hoch aus dem Wasser herausgesprungen. Leider hatte ich in diesem Moment nur einen Platz in der zweiten Reihe und konnte kein schönes Foto machen. Aber ein paar Bilder von den Delfinen konnte ich schon machen.

Auf dem Weg in Richtung Tasman Sea sind wir als nächstes am „Blanket Bay Hotel“ vorbeigekommen. Dabei handelt es sich allerdings nicht wirklich um ein Hotel, sondern so wie ich es verstanden habe eher um eine Unterkunft für Fischer. Eigentlich dürfte es hier gar keine Gebäude geben, weil die Bucht im Nationalpark liegt, aber die Erbauer des Gebäudes haben wohl herausgefunden, dass der Nationalpark erst oberhalb der Hochwasserlinie beginnt und haben das Gebäude daher auf einen Ponton unterhalb der Hochwasserlinie gebaut. Ursprünglich war hier ein kleiner Betrieb, der von den Fischern Crayfisch angekauft, diesen dann vor Ort eingefroren und anschließend, wenn das Wetter es zuließ, ausgeflogen hat. 

Ganz am äußeren Ende des Doubtful Sound, an den Shelter Islands, haben wir dann auch Seehunde (New Zealand Fur Seals) gesehen. Die Seehunde waren auch der Grund für die ersten europäischen Siedler, in den Doubtful Sound zu kommen – sie haben ihren Lebensunterhalt mit der Seehundjagd verdient. 

Ich hatte meine Kamera in den Sportmodus gestellt und habe ein paar Serienaufnahmen gemacht. Einer der Mitfahrer sagte, als er das Dauerklicken meines Auslösers hörte, „That’s illegal“ – wohl weil man sich ansonsten schwer tut, ohne ein riesiges Teleobjektiv aus der Entfernung, die wir zu den Seehunden hatten, ein vernünftiges Bild zu machen. 

Auf der Rückfahrt sind wir eine Weile mit ausgeschaltetem Motor einfach dahingetrieben. Eine Gelegenheit, um sich einmal ganz auf die Stille im Doubtful Sound zu konzentrieren. Ohne das Motorengeräusch hörte man plötzlich ganz viele Vögel. Während dieser Zeit sollte man auch nicht fotografieren, reden oder sich über Deck bewegen. Es war sehr atmosphärisch.

Der Maori-Name des Doubtful Sound, Patea, lässt sich passender Weise mit „Ort der Stille“ übersetzen. Den Namen „Doubtful Sound“ hat der Fjord nach Kapitän James Cook bekommen, der hier 1770 vorbeigekommen ist und dem Fjord den Namen „Doubtful Harbour“ gegeben hat, weil er nicht sicher war, ob er wieder aus dem Fjord würde heraussegeln können, wenn er hineinfahren würde. Er hat es dann auch gelassen. Die erste Vermessung des Fjords erfolgte daher erst 1793 durch eine vom Spanier Alessandro Malespina geführte Expedition. Einige Namen im Fjord haben deshalb auch heute noch spanische Namen, so z.B. Bauza Island, die nach Don Felipe Bauza, dem Hydrograph der Expedition, benannt ist. 

Nachdem wir unsere Rückfahrt fortgesetzt hatten, hatten wir dann noch das große Glück vier Pinguine in der Nähe des Schiffes zu sehen. Sie waren mit dem bloßen Auge schwer zu erkennen, aber zumindest ein Bild konnte ich ganz gut vergrößern. 

Danach habe ich mich unter Deck gesetzt und meine Lunchbox geöffnet. Ich hatte mich für die Deluxe-Variante entschieden und diese setzte sich schon allein durch die Gestaltung der Box von den „einfachen“ Lunchboxen ab. Es mag stimmen, dass dies der abgelegenste Ort ist, an dem man je seinen Lunch zu sich nimmt. 

 

Auch der Inhalt der Box konnte sich sehen lassen. Neben einem mit Schinken und Käse belegten Croissant gab es noch einen Wrap, ein paar Cracker mit Käse, einen Obstsalat, ein Stückchen Kuchen und ein paar Nüsse. Kaffee und Tee gab es auf dem Schiff so viel man wollte. 

Bei der Rückkehr in die Deep Cove habe ich noch ein paar Bilder der Bucht und der Berge im Hintergrund gemacht, auf denen man u.a. auch den Wilmot Pass, die höchste Stelle der Straße von West Arm nach Deep Cove, sehen kann. 

Die Fahrt zurück mit dem Bus haben wir dann für einen kurzen Fotostopp am Wilmot Pass unterbrochen, damit wir alle auch noch ein Bild vom Doubtful Sound von oben machen konnten. Und jemand war so nett mich auch einmal zu fotografieren 🙂

Danach ging es zügig zurück zum Boot am Lake Manapouri und über den See zurück. 

Abends bin ich in Te Anau noch ins Kino gegangen und habe mir den Film „Ata Whenua – Shadowlands“ angesehen. Der Film, der die Region Fjordland aus der Luft zeigt, wurde von einem örtlichen Helikopter-Piloten mit Hilfe befreundeter Filmemacher produziert, die auch an den Herr der Ringe-Filmen beteiligt waren. Es war sehr, sehr beeindruckend und ich werde mir den Film noch bei Vimeo kaufen!

Zum Abendessen habe ich mir bei einem Street Food-Wagen neben dem Kino ein „Pork Belly Bao“ gekauft. Asiatisch angehaucht und sehr lecker!

Auf dem Rückweg zum Hostel konnte ich am Lake Te Anau auch noch ein paar schöne Bilder vom Sonnenuntergang machen.