Als ich morgens in Punakaiki aufwachte, regnete es. Immer noch oder schon wieder, jedenfalls regnete es in Strömen. Also konnte ich mir beim Frühstück etwas mehr Zeit lassen, denn ein zweiter Besuch bei den Pancake Rocks war bei diesem Regen ausgeschlossen. In der Küche der Rata Lodge des Te Nikau Resort gab es eine kleine Auswahl an Lebensmitteln, die man käuflich erwerben konnte. Das Ganze funktionierte auf Vertrauensbasis – „pay the Buddha“ – man legte das Geld einfach in die Schale zu Füßen des Buddha.
Ich habe an diesem Morgen ein halbes „German-style bread“ gekauft. Und einen Brownie. Ich war der Meinung, dass ich später am Tag sicher eine Aufmunterung würde gebrauchen können, denn ich hatte die Befürchtung, dass es den ganzen Tag durchregnen würde und ich von den Gletschern, die für diesen Tag auf dem Programm standen, nichts, aber auch gar nichts sehen würde.
Von Punakaiki bin ich dann gegen 9 Uhr gestartet. In Greymouth habe ich einen kleinen Zwischenstopp gemacht und bei Countdown eingekauft. Man sollte keine Gelegenheit ungenutzt lassen, bei einem vernünftigen, großen Supermarkt einzukaufen.
Danach habe ich meine Fahrt fortgesetzt, aber der Regen wurde kurz vor der nächsten Stadt, Hokitika, so stark, dass ich zur Seite fahren musste. In einer kleinen Regenpause bin ich dann bis Hokitika weitergefahren. Es hat dann zwar wieder angefangen zu regnen, aber ich musste irgendwann trotzdem weiterfahren. Der Regen war mal stärker und mal schwächer, aber er war für die nächsten paar Stunden mein ständiger Begleiter. Ich war sicher, dass es nichts werden würde mit meinem Besuch beim Franz Josef-Gletscher und beim Fox-Gletscher.
Kurz vor dem Franz Josef-Gletscher, bei Whataroa, wurde der Himmel dann aber plötzlich heller und der Regen hörte auf. Noch ein Stückchen weiter kam dann sogar die Sonne durch. Ich war absolut euphorisch. Es würde doch noch klappen. Wenn ich sofort zum Gletscher fahren würde, würde ich ihn vielleicht doch sehen können. Also fuhr ich ohne im Franz Josef Village anzuhalten sofort zum Parkplatz, an dem die Gletscher-Wanderungen beginnen und machte mich auf den Weg zum Gletscher.
Während ich mich dem Ende des Gletschers näherte, hatte ich den Gletscher immer im Blick. Und es war kaum zu glauben, aber auf den Gletscher schien die Sonne!
Auf dem Weg zum Gletscher waren immer wieder Schilder aufgestellt, die zeigten, wie der Gletscher geschrumpft ist.
Sehr interessant fand ich auch die Farbe des Gerölls – die Steine hatten oft eine deutliche Rotfärbung.
Den gesamten Weg über bis zum Fuß des Gletschers regnete es nicht einen Tropfen. Das einzige Wasser, was von oben runter kam, kam von den vielen Wasserfällen, die neben dem Weg die Felswände herunterstürzten.
Erst als ich am Fuß des Gletschers angekommen war und gerade einige Bilder machte, kamen die ersten Regentropfen. Aber ich hatte schon alles gesehen und fotografiert und konnte trotz einsetzendem Regen gut gelaunt zu meinem Auto zurücklaufen. Als ich dort angekommen war, fing es wieder an in Strömen zu regnen. Mit dem Fox-Gletscher würde es nichts werden, dachte ich mir, während ich im Auto meine Mittagssnacks verzehrte. Ein entspannter Nachmittag im Hostel wäre aber auch okay, entschied ich, denn den Franz Josef-Gletscher bei Sonnenschein gesehen zu haben, war schon Erlebnis und Freude genug.
Aber wie schon auf der Fahrt zum Franz Josef-Gletscher wurde das Wetter umso besser, je näher ich dem Fox Glacier Village kam. So ermutigt, bin ich statt zu meiner Unterkunft erst noch zur Glacier View Road gefahren. Vom Parkplatz am Ende der Schotterstraße war es ein kurzer Spaziergang durch wunderschönen dichten Regenwald bis zum Aussichtspunkt auf den Fox-Gletscher.
Und wieder hatte ich Glück – die Sonne schien direkt auf den Gletscher!
Nachdem ich eine ganze Reihe von Fotos geschossen hatte, habe ich mich wieder auf den Rückweg gemacht. Auf der Rückfahrt habe ich zwischendurch noch zweimal angehalten. Einmal, um einen weiteren Ausblick auf den Fox-Gletscher zu genießen, einmal, um den sogenanten Moraine Walk zu machen. Dieser führt mitten durch dichten Regenwald. Wie aus einer anderen Welt.
Nach diesem kleinen Abstecher bin ich dann aber zum Hostel gefahren. Beim Check-In wies mich die Mitarbeitern noch auf den Lake Matheson Walk sowie einen weiteren Aussichtspunkt hin, von dem aus man den gesamten Fox-Gletscher sehen können sollte.
Obwohl ich schon ziemlich fertig war, habe ich mich trotzdem aufgerafft und bin zunächst zum Aussichtspunkt gefahren.
Am Lake Matheson habe ich dann einen etwa viereinhalb Kilometer langen Spaziergang gemacht – eigentlich war es aber eher eine kleine Wanderung, mit einigen ganz schönen Anstiegen.
Der Lake Matheson ist dafür bekannt, dass sich die Berge rundherum in seinem Wasser spiegeln und wenn man besonders viel Glück hat, auch der Mount Cook. Ich hatte nicht so viel Glück, aber die Spiegelungen im Wasser waren trotzdem schön.
Und als ob es nicht schon schön genug gewesen wäre, rissen auf dem Rückweg auch noch die Wolken über Mount Cook und Mount Tasman auf und ich konnte ein paar richtige gute Bilder der beiden Gipfel im Abendlicht machen und auch ein kleines Zeitraffer-Video aufnehmen.
Was für ein verrückter Tag!