Milford Sound (23.03.2019)

Für den Milford Sound hatte ich etwas ganz Besonderes geplant – eine Bootsfahrt mit Übernachtung! Da die Tour erst um 16:30 Uhr startete, hatte ich den ganzen Tag, um gemütlich von Te Anau zum Milford Sound zu fahren. 119 km sollten bis zum Check-In um 16:15 Uhr gut zu schaffen sein.

Ausgestattet mit einem Faltblatt zu den besten Stopps entlang des Weges bin ich um kurz nach 9 Uhr in Te Anau gestartet. Bereits kurz hinter der Stadtgrenze habe ich das erste Mal angehalten und habe die Aussicht auf den Lake Te Anau genossen.

Mein nächster Halt war am Ausgangspunkt für den kurzen Spaziergang zum Lake Mistletoe, der nach dem obligatorischen Hinweisschild 45 Minuten dauern sollte. Tatsächlich habe ich nur etwa 25 Minuten gebraucht. Wie sich herausstellte, handelt es sich um einen Rundweg, bei dem man auf dem Rückweg ein Stück an der Straße entlang laufen muss – ich vermute, dass man 45 Minuten braucht, wenn man auf dem gleichen Weg zurückläuft, auf dem man gekommen ist. 

Der Weg führte mich zunächst zum Ufer des Lake Mistletoe, wo es einen schönen Picknicktisch gab, der aufgrund der ebenfalls anwesenden Sandflies aber nicht wirklich zum Verweilen einlud. Danach verlief der Weg durch den Wald, wobei sich immer wieder der Blick auf den Lake Mistletoe öffnete. Über eine Brücke ging es auf die andere Seite des Mistletoe Creek und nach wenigen Minuten stand ich auch schon am Ende des Weges am Highway. Bevor ich wieder zu meinem Auto zurückgelaufen bin, habe ich von der anderen Straßenseite aus noch einen weiteren Schnappschuss vom Lake Te Anau gemacht. 

Kaum war ich weitergefahren, habe ich auch schon wieder angehalten. Der Parkplatz bei Te Anau Downs ist der Ausgangspunkt für den Milford Track und entsprechend viel war dort los. Daher habe ich auch nicht dort, sondern etwas oberhalb angehalten, wo auch schon mehrere kleine Tourbusse standen. Da es hier für mich abgesehen von ein paar alten Farm-Gebäuden nichts wirklich Interessantes zu sehen gab, bin ich schnell weitergefahren.

Bei einem Roadtrip wie diesem muss man eigentlich keine Karte dabei haben und auch kein Faltblatt, das einem erklärt, wo man anhalten sollte – man kann auch einfach den Hinweisschildern rechts und links der Straße folgen. Dies habe ich auch getan. Und so habe ich nicht nur bei den „Highlights“ auf dem Weg zum Milford Sound angehalten, sondern auch an einer Reihe weniger überlaufener, aber nicht weniger beeindruckender Orte. Zum Beispiel am Mackay Creek. Dort befindet sich ein vom Department of Conservation (DOC) betriebener Campingplatz. Sicher ein sehr schöner Platz, um mit dem Camper einen Übernachtungsstopp einzulegen. 

Kurz hinter Mackay Creek kam dann aber einer der Orte, wo dem Eindruck nach alle, aber auch wirklich alle, Tourbusse anhalten – das Eglington Valley, genauer Eglington Flats. Dort entstehen dann Fotos für Instagram, die den Eindruck vermitteln, dass die Person im Bild allein in einem weiten Tal, umgeben von hohen Bergen steht. Die Realität ist eine andere. Wie gesagt, hier hält gefühlt jeder einzelne Tourbus. Und kippt seine Ladung hauptsächlich chinesischer Fahrgäste aus. Die dann auf das Feld neben der Straße strömen um DAS Instagram-Foto zu machen. Eglington Flats gleicht daher eher einem Ameisenhaufen als einem ruhigen, unberührten Tal. Trotzdem – wenn man ein paar Meter von den Tourgruppen weggeht, kann man die beeindruckende Aussicht auf die Berge rundum genießen und fast vergessen, dass hinter einem gerade wieder der nächste Tourbus angekommen ist.

Am nächsten Stopp sollte es nicht anders aussehen. Die Mirror Lakes sind möglicherweise noch beliebter als Eglington Flats. Hier musste ich mein Auto ein ganzes Stück die Straße runter parken, weil der eigentliche Parkstreifen schon von mehreren großen Reisebussen belegt war.

An den Mirror Lakes ist mir wieder einmal aufgefallen, wie viele Menschen ausschließlich mit ihrem Handy fotografieren. Da reisen sie von China oder Indien bis nach Neuseeland und knipsen alles nur mir dem Handy. Dann kann man es eigentlich auch gleich sein lassen. Die ganzen Selfie-Fotografen mit ihren Handys gingen mir mittlerweile ziemlich auf den Keks, weil sie natürlich beim Schießen ihrer Selfies keinen Blick dafür hatten, dass jemand vielleicht gerade versuchte ein richtiges Foto zu machen. Ob ich gerade mühsam einen Bildausschnitt ohne Selfie-Fotografen im Bild gewählt hatte, war ihnen dabei ziemlich egal – Hauptsache, sie konnten ihr Selfie machen.

Am Hollyford Valley Lookout (Pop’s View) waren dann aber wieder nur ein paar Individualtouristen unterwegs – Tourbusse dürfen hier schlicht nicht anhalten! Trotz der beeindruckenden Aussicht habe ich mich dort allerdings nur kurz aufgehalten, denn am Parkplatz hielten sich mehrere sehr aufdringliche Hummeln auf, die mir für meinen Geschmack deutlich zu nahe gekommen sind.

Kurz hinter Pop’s View habe ich am Falls Creek Waterfall angehalten. Da ich ein vernünftiges Bild vom Wasserfall machen wollte, habe ich mein Stativ ausgepackt. Leider musste ich mein Stativ auf einer Brücke unterhalb des Wasserfalls aufstellen, die bei jedem vorbeifahrenden Auto und auch bei jedem Fußgänger stark schwankte. Also musste ich eine ganze Weile warten, bis außer mir niemand anders mehr auf der Brücke war und auch gerade kein Auto kam, bevor ich mein Foto machen konnte. 

Auf der Weiterfahrt habe ich nach einer Weile einfach noch einmal am Straßenrand angehalten, um den Ausblick auf die umliegenden Berge und auch einen Gletscher im Hintergrund zu genießen. 

Vor dem Homer Tunnel musste ich ein paar Minuten warten, weil der Tunnel in der Hauptsaison als Einbahn-Tunnel betrieben wird. Der Tunnel ist 1270 Meter lang und hat ein Gefälle von 1:10. Aus dem Auto heraus habe ich die Felswand neben dem Osteingang zum Tunnel fotografiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass es im Hinblick auf mögliche Lawinenabgänge im Winter zu gefährlich ist, Fahrzeuge vor dem Tunnel warten zu lassen – daher wird die Ampelanlage dann auch nicht betrieben. Wie man sich dann im Tunnel aneinander vorbei quetschen muss, möchte ich aber auch nicht wissen. 

Auf die Fahrt durch den Tunnel, hinein in die Dunkelheit und dann immer bergab, nehme ich Euch jetzt einfach mal mit. Auf dem Video ist es nicht so gut zu erkennen, aber die Wände und die Decke des Tunnels sind nur an ganz wenigen Stellen verstärkt – an den meisten Stellen sind es einfach die rohen Steinwände. Ganz gut kann man auf dem Video hingegen nachvollziehen, wie dunkel es im Tunnel ist, da der Tunnel auch nicht durchgehend beleuchtet ist. 

Das letzte Stück hinter dem Homer Tunnel bis zum Milford Sound war dann nicht mehr weit. Es hätte noch eine „Sehenswürdigkeit“ auf dem Weg gegeben, „The Chasm“, aber als ich dort auf den Parkplatz kam, war dieser so überfüllt, dass ich keine andere Wahl hatte, als sofort weiterzufahren. Schade, aber ich hatte an diesem Tag schon so viel gesehen, dass ich dies noch verschmerzen konnte. 

Am Milford Sound habe ich zunächst eine kurze, verspätete Mittagspause gemacht und bin dann zum Milford Sound Foreshore Walk gestartet. Dabei handelt es sich wirklich nur um einen kleinen Spaziergang am Ufer des Fjords, von dem aus man aber einen schönen Blick auf den Fjord und den Mitre Peak im Hintergrund hat. 

Danach war es Zeit zum Terminal zu fahren und für meine Bootstour einzuchecken. Als Übernachtungsgast darf man direkt am Terminal parken, wenn man eine Tagestour macht, muss man sein Auto auf einem Parkplatz etwa 10 Minuten vom Terminal entfernt parken. Das habe ich allerdings nur durch Zufall erfahren, denn als ich gerade zu meinem Auto am „normalen“ Parkplatz zurücklief, wurde ein anderes Fahrzeug, nachdem der Fahrer darauf hingewiesen hatte, dass sie „overnight guests“ seien, von den Ordnern durchgelassen, wo eigentlich abgesperrt war. Das habe ich dann natürlich auch so gemacht.

Das Cruise Terminal am Milford Sound hatte etwas von einem kleinen Flughafen. 

Pünktlich um 16:15 Uhr ging das Boarding los und ich war die erste an Bord. So konnte ich mir in meiner Vierer-Kabine auch ein unteres Bett aussuchen. Perfekt! Die Kabine habe ich mir noch mit drei anderen Frauen geteilt, u.a. einer sehr netten Studentin aus den USA, Salam oder „Salami without the i“, wie sie erklärte.

Nach dem Boarding gab es zunächst eine Einführung in das Programm für den restlichen Nachmittag und dann, während wir ablegten und in den Milford Sound hinausfuhren, eine Suppe zur Begrüßung. 

Nach kurzer Fahrt haben wir wieder geankert und sind dann mit einem Beiboot zum Sandfly Point übergesetzt, von wo aus wir unseren anderthalbstündigen „Nature Walk“ auf dem Milford Track gestartet haben. Dabei ist die Gruppe noch einmal aufgeteilt worden, sodass wir letztlich pro Guide nur etwa sechs Personen waren. Unser Führer war Richard, der Nature Guide an Bord der Milford Wanderer. Er hat uns unheimlich viel über die Pflanzenwelt entlang des Weges erzählt. 

Auf unserem kurzen Spaziergang kamen wir auch an dem nachfolgend abgebildeten, vollkommen ausgetrockneten Flusslauf vorbei. Aber wenn es ordentlich regnet, dann wird auch dieser innerhalb kürzester Zeit wieder zu einem reißenden Strom. 

Gleiches gilt für den nächsten Fluß, an dem wir vorbeigekommen sind. Hier hat mich besonders das glasklare Wasser beeindruckt, von dem man problemlos trinken kann. 

Nach unserer Rückkehr auf das Schiff wurde das Abendessen serviert. Ich habe mir einen Tisch mit Salam und Bernadette aus Sydney geteilt und wir haben uns sehr gut unterhalten. Das Essen selbst war sehr lecker!

Während wir gegessen haben, sind wir zu unserem Ankerplatz für die Nacht gefahren. Nachdem die Sonne untergegangen war und es ganz dunkel geworden war, habe ich noch einige Zeit auf Deck gesessen, mich mit meinen Mitfahrern unterhalten und die Sterne betrachtet. 

Nach einer relativ kurzen Nacht bin ich morgens um kurz nach sechs Uhr wieder aufgestanden, um vor dem Frühstück noch die Gelegenheit zu nutzen und zu duschen. Über Nacht waren die Generatoren, mit denen auch die Duschen betrieben werden, abgeschaltet und sie wurden erst um 6:20 Uhr wieder eingeschaltet. 

Das Frühstück war sehr reichhaltig (das Foto zeigt nur das Cooked Breakfast, es gab auch noch kontinentales Frühstück dazu) und so habe ich mich um kurz nach sieben gut gestärkt an Deck gestellt und die morgendliche Fahrt durch den Milford Sound genossen.

Zum Fotografieren war es leider bis kurz bevor wir wieder am Terminal angelegt haben fast zu dunkel. 

 

Auf der Rückfahrt haben wir sogar noch ein paar Seehunde gesehen! Allerdings war es auch um sie gut zu fotografieren leider etwas zu dunkel, was auf den Bildern gar nicht wirklich zu sehen ist. 

Das Highlight der Rückfahrt war dann aber, dass wir ganz nah an einen der großen Wasserfälle im Milford Sound herangefahren sind – so nah, dass ich aufpassen musste, dass die Linse vom Objektiv nicht nass gespritzt wird. 

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Den zweiten großen Wasserfall haben wir dann aus sicherer Distanz betrachtet. 

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Und so endete die schöne Kreuzfahrt auf dem Milford Sound dann auch schon bald und um kurz nach 9 Uhr waren wir wieder am Terminal.