Paihia & Waitangi Treaty Grounds (3. – 4.11.23)

Nach drei Tagen in Auckland holen wir Freitagvormittag unseren Mietwagen bei Apex ab und starten unsere Rundreise auf der Nordinsel. Die Abholung des Mietwagens verläuft völlig problemlos. Statt des gebuchten Toyota Rav4 bekommen wir einen Nissan X-Trail – die beiden Autos sind, soweit wir das beurteilen können, gleich groß, sodass es für uns keinen Unterschied macht. Wie wir später merken, ist es allerdings statt des gebuchten 2WD ein Allradfahrzeug – das wird uns schon bald zu Gute kommen.

Unser Mietwagen

Auf dem Weg nach Paihia machen wir zunächst einen Abstecher nach Albany. Dort erwerben wir bei Burnsco eine 12V-Kühlbox – unabdingbar für einen langen Road Trip. Nach einem Besuch im Icebreaker Outlet, ebenfalls in Albany gelegen, machen wir uns dann endgültig auf den Weg in Richtung Norden. Kurz hinter Warkworth legen wir eine Pause bei Sheepworld ein – zum einen regnet es in Strömen und das Fahren ist nicht einfach, zum anderen sind wir beide recht müde. Nachdem wir uns mit Kaffee & Pies gestärkt haben, setzen wir die Fahrt fort – die Müdigkeit zwingt uns aber schon bald zu einer weiteren Pause. Christiane schläft eine Runde und ich vertrete mir die Beine und mache ein paar Fotos.

In Waipu legen wir eine weitere Kaffeepause ein – wir sind einfach zu müde. Hier siedelten sich im 19. Jahrhundert sehr viele Schotten an, woran nicht nur ein Street Art-Kunstwerk erinnert, sondern auch die jährlich abgehaltenen Highland Games.

Etwas suchen müssen wir auf der Weiterfahrt nach der von Friedensreich Hundertwasser gestalteten öffentlichen Toilette in Kawakawa, aber am Ende finden wir sie dann doch. Der Künstler hat von 1975 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 in der Nähe von Kawakawa gelebt und die Toiletten sind das einzige von ihm gestaltete Objekt auf der Südhalbkugel. Noch mehr von Hundertwasser gibt es in Whangarei im Hundertwasser Art Center zu sehen, dazu später mehr.

Hundertwasser-Toilette in Kawakawa

Nach dem Stop in Kawakawa erreichen wir gegen 18 Uhr dann endlich Paihia. Unsere Unterkunft liegt nur wenige Gehminuten vom Ortskern entfernt und so drehen wir erst noch eine kleine Runde an der Promenade entlang bis ins Zentrum, bevor wir uns in der Gemeinschaftsküche unser Abendessen zubereiten.

Der nächste Tag ist dem Besuch der Waitangi Treaty Grounds gewidmet. Dort wurde am 6. Februar 1840 der Vertrag von Waitangi unterzeichnet. 43 Häuptlinge der Maori unterzeichneten ihn vor Ort, mehr als 500 weitere unterzeichneten in den folgenden Monaten Kopien, mit denen im ganzen Land um Zustimmung weiterer Stämme geworden wurde.

In den Waitangi Treaty Grounds kann man sowohl das Treaty House besuchen, wo der Vertreter der britischen Krone bei den Verhandlungen untergebracht war, als auch ein 1940 zum 100. Jubiläum der Unterzeichnung des Vertrages von Waitangi errichtetes, kunstvoll verziertes Meeting House der Maori.

Treaty House
Meeting House

Nach einer Führung über das Gelände sowie einer „Maori Cultural Performance“ im Meeting House erkunden wir auf eigene Faust zunächst das ebenfalls auf dem Gelände befindliche Museum „Te Rau Aroha“. Das Museum erzählt die Geschichte der Kriegsteilnahmen der Maori in der neuseeländischen Armee. Die Maori erhofften sich von ihrer Teilnahme u.a. am ersten und am zweiten Weltkrieg die Anerkennung als gleichwertige Bürger Neuseelands, die sie nach dem Vertrag von Waitangi eigentlich immer hätten sein müssen, aber faktisch nicht waren. Sie sahen ihre Kriegsteilnahmen als „den Preis der Staatsbürgerschaft“ an. Der Besuch des Museums vermittelt den Eindruck, dass in Neuseeland mittlerweile eine Menge getan wird, um die Maori und ihre Bräuche auch in die Armee zu integrieren. Spannend ist z.B., dass die neuseeländische Armee seit Mitte der 90er Jahre ein „Iwi“, also ein Stamm, ist. Jeder neue Rekrut wird in diesen Stamm, Ngāti Tumatauenga, aufgenommen und der Stamm hat – wie üblich bei Maori-Stämmen – ein eigenes Marae, ein zeremoniellen Zwecken vorbehaltenes, abgegrenztes Areal. Das ist schon eine erstaunliche Entwicklung, wenn man bedenkt, dass die neuseeländische Armee aus Kolonialtruppen hervorgegangen ist, die in den Neuseeland-Kriegen gegen Maori-Stämme gekämpft haben, die sich gegen die Landnahme durch die europäischen Siedler zur Wehr gesetzt hatten.

Vor dem Besuch des zweiten Museums gehen wir noch ein wenig auf dem Gelände spazieren, genießen die Aussicht auf die Bay of Islands und bewundern zwei große zeremonielle Kanus, die jedes Jahr am Waitangi Day zu Wasser gelassen werden.

Zum Abschluss besuchen wir noch das Museum Te Kongahu, welches die Geschichte Neuseelands bis zum Treaty of Waitangi, die Geschichte des Vertrages selbst, aber auch die Kontroversen rund um die unterschiedlichen Fassungen des Vertrages darstellt. Das Treaty of Waitangi gilt als Gründungsurkunde der Nation, aber es gibt bis heute Probleme mit der Auslegung. William Hobson unterschrieb für die britische Krone die englische Fassung und die Fassung in te reo Maori, obwohl er kein te reo Maori verstand. Die Maori unterschrieben ausschließlich die Fassung in te reo Maori. In der englischen Fassung gaben die Maori der englischen Königin Souveränität, d.h. absolute und totale Kontrolle über alles. In der englischen Fassung gaben die Maori der britischen Krone somit volle Kontrolle über das Land. Dem Wort „Souveränität“ entspricht in te reo Maori am ehesten das Wort „rangatiratanga“. Die Fassung in te reo Maori verwendet allerdings nicht das Wort „rangatiratanga“ sondern „kawanatanga“ – letzteres lässt sich eher mit „Regierungsgewalt“ übersetzen. Die Maori unterschrieben dies, weil sie wollten, dass die Briten regierten, insbesondere auch Gesetze erließen. Viele glauben heute, dass die Maori den Vertrag nicht unterschrieben hätten, wenn für „Souveränität“ das Wort „rangatiratanga“ benutzt worden wäre. Die Maori verloren trotz des vereinbarten Schutzes im 19. und 20. Jahrhundert viel Land und erst das 1975 eingesetzte Waitangi-Tribunal, das bis heute über Entschädigungsanträge entscheidet, befasste sich mit der Fragen nach Rückgabe oder Entschädigung für unrechtmäßig entzogenes Land.

Den Abend lassen wir im Restaurant Zane Grey’s am Hafen von Paihia bei Fish & Chips ausklingen – besonders begeistert sind wir leider beide nicht von dem, was uns dort geboten wird. Schade, aber wir werden auf dieser Reise noch viele Chancen haben Seafood zu essen!