Ostersonntag habe ich in Phnom Penh verbracht. Nachdem ich mir einen faulen Vormittag im Hotel gemacht hatte und auch dort im Restaurant zu Mittag gegessen hatte, bin ich am frühen Nachmittag zu einem Spaziergang durch Phnom Penh gestartet.
Nur wenige Meter vom Hotel entfernt befindet sich ein recht schöner Park. Dort steht auch das Denkmal der kambodschanisch-vietnamesischen Freundschaft.
Es war der Einmarsch vietnamesischer Truppen, der 1979 die Schreckensherrschaft der Khmer Rouge beendete. Bis 1989 waren noch vietnamesische Truppen im Land stationiert. Heute scheint das Verhältnis zu Vietnam – jedenfalls was die „einfachen“ Kambodschaner angeht – getrübt zu sein. Jemand sagte Präsident Hun Sen sei eine Marionette der Regierung in Hanoi. Ob es so schlimm ist, kann ich nicht beurteilen – aber es liegt nicht fern, dass er unter vietnamesischem Einfluss steht. Er war in der Zeit der Khmer Rouge – obwohl selbst ein solcher – aus Angst vor internen Säuberungsaktionen nach Vietnam geflohen. Dort wurde er Gründungsmitglied der United Front for the Salvation of Kampuchea und kehrte 1979 mit vietnamesischen Truppen nach Kambodscha zurück. Im selben Jahr wurde er in der von Vietnam installierten Regierung unter Heng Samrin stellvertretender Premierminister und Außenminister. Seit 1985 ist er nun Premierminister – und in den Augen der Kambodschaner, mit denen ich gesprochen habe, tief verstrickt in die im Land vorherrschende Korruption. Viel Geld entgeht dem Staat und fließt in die Hände weniger bzw. nach Vietnam. Letzteres schürt gewisse Ressentiments – zwei Tage vor meiner Abreise brannte in Angkor ein zum Khmer New Year errichtetes Tor ab, weil es angeblich vom Stil her zu vietnamesisch war.
Soweit dieser kleine Exkurs – zurück zu meinem Spaziergang.
Weiter ging es über den Suramarith Boulevard zum Nationalmonument. Auf dem Weg begegneten mir mehrere Bänke mit diesem sitzenden Bären – ob es wohl Puh der Bär sein soll?
Das Nationalmonument ist nicht ganz der Arc d’Triomphe, aber definitiv eine Abwechslung zu den Scheußlichkeiten, die man hier andernorts in der Mitte von Kreisverkehren sieht – allen voran die goldenen Löwenstatuen am gleichnamigen „Golden Lions Roundabout“ in Sihanoukville. Ein Anblick so trashig, dass ich ihn gar nicht erst fotografiert habe.
Direkt neben dem Nationalmonument liegt das Kloster Wat Langka – gegründet 1442 u.a. als Treffpunkt für Mönche aus Kambodscha und Sri Lanka.
Von dort bin ich über den Norodom Boulevard, vorbei an verschiedenen Botschaften, zur Street 240 gelaufen. Dort gibt es ein paar hübsche kleine Läden und ich habe mich bei D’s Books und Mekong Quilts umgesehen, bevor ich bei Bambou Indochine ein Oberteil für mich erworben habe. Auf der anderen Straßenseite machte mich dann ein Schokoladen-Shop neugierig, der mit Ostereiern und – hasen warb.
Spontan habe ich entschieden, mir zur Feier des Tages eine kleine Schachtel Osterpralinen zu gönnen. Zum Glūck lag der Lade nur zwei Minuten von meinem Hotel entfernt, denn die Schokolade musste nun schnellstens in den Kühlschrank – ansonsten hätte ich keine Freude an ihr gehabt.
Nach einem nur kurzen Zwischenstopp im Hotel habe ich mich per Tuk Tuk zum Central Market fahren lassen, um von dort aus einen Teil eines weiteren von Khmer Architecture Tours entworfenen Architektur-Spaziergangs zu machen.
Erster Halt war der 1937 im Art Deco-Stil gebaute Central Market. Die Restaurierung wurde 2011 abgeschlossen. Das Gebäude ist sehr beeindruckend. Im Inneren werden unter der Kuppel hauptsächlich Schmuck und Uhren verkauft in den vier Seitenarmen finden sich u.a. Kleidung und diverse Elektronikartikel.
Außen rund um die Markthalle herum werden Lebensmittel aller Art von Fisch über Obst und Gemüse bis Reis verkauft. Ich war wie immer besonders von der Vielfalt der Meeresfrüchte und des Obstes begeistert.
Nachdem ich meinen Rundgang über den Markt beendet hatte, habe ich noch ein paar Aufnahme des Central Markets von außen machen können.
Im Anschluss habe ich meinen Architekturspaziergang fortgesetzt. Das nächste sehenswerte Gebäude stammt aus den Jahren 1935 – 1945 und war damals eine Peugeot-Fabrik mit Verkaufsraum. Heute ist dort eine chinesische Bank untergebracht.
Das alte Zollgebäude stammt aus den 1920er Jahren und ist der Stilrichtung des Art Nouveau zuzurechnen.
Dieses Bürogebäude aus den 1960er Jahren besticht vor allem durch seine klar gegliederte Fassade.
Mit seinen abgerundeten Balkonen ähnelt dieses Haus, in dem früher ein Hotel untergebracht war, der französischen Architektur des Mittelmeerraums.
Etwas Besonderes ist die Kreuzung Street #130 und Street #15. Dort findet sich neben diesem Gebäude im französischen Kolonialstil aus der Zeit zwischen 1900 und 1910 …
… ein Gebäude im Stil der Moderne aus der Zeit zwischen den Jahren 1935 und 1945.
Auf den beiden anderen Straßenecken dieser Kreuzung stehen zwei Häuser aus den frühen 1980er Jahren.
Etwas weiter findet sich dieses kleine französisch-chinesische Gebäude, das langsam aber sicher von den umliegenden Neubauten verschluckt wird.
Das aus der Zeit zwischen 1900 und 1910 stammende Gebäude in dem früher das Hotel International untergebracht war, steht auf der ehemals belebtesten Einkaufsstraße Phnom Penhs. Das Schild „Hotel International“ ist noch zu erkennen.
Dieses aus dem Jahr 1918 stammende Gebäude ist ein sehr gutes Beispiel dafür, was man aus den alten Kolonialbauten machen kann, wenn man sie saniert.
Dieses Apartment-Gebäude stammt aus den 1950er Jahren und beherbergte ursprünglich einen chinesischen Schreibwarenladen. Das Schild „Librairie Sy Cai“ ist noch vorhanden.
Kurz vor Ende meines Spaziergangs stand ich plötzlich auf einer Straße, auf der frische Palmzuckersaft verkauft wurde. Hier sieht man, wie die Rohre vorbereitet werden, bevor sie ausgepresst werden.
Das letzte Gebäude, das Teil meines Architektur-Spaziergangs war, war dieses wunderschön sanierte Gebäude am Sisowath Quay aus den 1910er Jahren, in dem heute Apartments und im Erdgeschoss ein Café untergebracht sind.
Auf dem Weg zum Foreign Correspondents‘ Club (FCC) habe ich dann auch noch einen Schnappschuss vom Wat Ounalom gemacht, welcher 1443 gegründe wurde.
Im Foreign Correspondents‘ Club habe ich mich auf die Dachterrasse gesetzt und die Aussicht und die Happy Hour genossen. Nach einer Weile setze sich ein Paar neben mich und die Frau sprach mich sofort an, dass es sehr nett sei, dass ich „ihren“ Schal (gemeint war der typisch kambodschanische Krama) tragen würde.
Wie sich herausstellte, war sie Kambodschanerin und er war Schotte. Sie war Orthopädie-Technikerin und er arbeitete für eine australische Entwicklungshilfeorganisation in Osttimor im Bereich der Erwachsenenbildung. Zusammen waren sie schon mehrmals in Deutschland und waren ganz begeistert. So haben wir uns eine Weile sehr nett unterhalten – was ein Schal nicht alles bewirken kann 😉 Ein Krama ist aber auch praktisch – ich hatte meinen bei meiner Ankunft im FCC mit kaltem Wasser getränkt, um mir so etwas Kühle im Nacken zu verschaffen.
Im Anschluss bin ich zum Bodia Spa, einem der besten Spas der Stadt, gelaufen und habe mir eine balinesische Massage gegönnt. Sehr entspannend.
Zum Essen bin ich dann wieder ins Hotel zurückgelaufen, da das Restaurant, bei dem ich eigentlich essen gehen wollte, nicht geöffnet hatte. Aber das Essen im Hotel war auch sehr lecker!