Am Freitag habe ich es nicht geschafft, so früh loszukommen, wie ich es geplant hatte. In meinem fensterlosn Zimmer habe ich bis nach 9 Uhr geschlafen. Nachdem ich bei Starbucks ein nicht wirklich gut schmeckendes getoastetes Sandwiches gegessen und einen sehr leckeren Green Tea Latte getrunken hatte, bin ich mit der U-Bahn zur Gedächtnishalle für die Opfer der Massaker von Nanjing gefahren.
Im Außenbereich der Gedächtnishalle ist das Erste, was man sieht, eine Reihe von Skulpturen, die Szenen der Flucht der Zivilbevölkerung von Nanjing vor der herannahenden japanischen Armee im Dezember 1937 zeigt.
Nanjing – damals auch als Nanking bekannt – war zu dieser Zeit die Hauptstadt von China und nachdem die Japaner im 2. Japanisch-Chinesischen Krieg Shanghai eingenommen hatte, marschierten sie weiter auf Nanjing vor und griffen die Stadt von drei Seiten und aus der Luft an.
Nachdem die Japaner Nanjing am 13. Dezember 1937 eingenommen hatten, began eine Reihe von Massakern an der Zivilbevölkerung und an chinesischen Kriegsgefangenen, die sechs Wochen andauern und 300.000 Menschen das Leben kosten sollten. Außerdem kam es in der Stadt zu einer großen Zahl an Vergewaltigungen. All dies wird in der Gedächtnishalle sehr detailliert mit sehr vielen authentischen Exponaten dargestellt. Der Ausstellung gelingt dabei das Spagat zwischen Information über die Ereignisse und Gedenken an die Opfer sehr gut.
Gleich an mehreren Stellen in der Ausstellung wird John Rabe erwähnt. Er war 1937 der Repräsentant von Siemens in Nanjing und gründete mit anderen Ausländern, welche die Stadt ebenfalls nicht verlassen hatten, das „Internationale Komitee für die Nanking Sicherheitszone“, dessen Vorsitzender er wurde.
Durch die Einrichtung der Sicherheitszone konnte Tausenden Menschen das Leben gerettet werden. Dementsprechend ist den Ausländern, die sich im Komitee engagierten, auch ein eigener Teil der Ausstellung gewidmet. Neben John Rabe werden insbesondere auch der amerikanische Pfarrer John Magee, der die Massaker teilweise mit seiner 16mm Kamera dokumentieren konnte, sowie der amerikanische Arzt Robert O. Wilson, der einzige in der Stadt verbliebene Chirurg, erwähnt.
Mehr zu den Massakern von Nanjing kann man bei Wikipedia nachlesen:
Von der Gedächtnishalle bin ich mit der U-Bahn zur Station Xinjiekou gefahren und habe einen kleinen Abstecher in die Deji Plaza gemacht und zu Mittag gegessen. Dieses Mal entschied ich mich für ein kleines Restaurant, welches ganz gut besucht war. Mit Hilfe der leider nur teilweise bebilderten Speisekarte schaffte ich es mir Ente und Gemüse zu bestellen. Leider hatte ich nicht bedacht, dass Geflügel in China oft mit Knochen serviert wird. Nun ja, ich habe es überlebt. Aber „boneless chicken“ hat schon viele Vorteile.
Weiter ging es zu Fuß zu dem Haus, in dem John Rabe von 1932 bis 1937 gewohnt und in dessen Garten er während der Massaker von Nanjing über 600 Menschen Zuflucht gewährt hatte. Das Haus befand sich bis vor einigen Jahren in einem sehr schlechten Zustand. Aber nach einem Besuch des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau wurde das Haus mit finanzieller Unterstützung von Siemens wieder hergerichtet und beherbergt heute eine Ausstellung über das Leben von John Rabe.
Leider war es jetzt schon viel später, als ich es eigentlich geplant hatte. Statt mir den Jiming Tempel anzusehen, der nur noch eine halbe Stunde geöffnet hatte, bin ich durch den Xuanwuhu Park gelaufen. Er erstreckt sich über mehrere mit Brücken miteinander verbundene Inseln im Xuanwu-See.
Hier, wie auch andernorts in Nanjing, blühte es überall sehr schön.
Bei meinem Spaziergang durch den Xuanwuhu-Park hatte ich auch Gelegenheit die Abendstimmung in Bildern einzufangen.