Am Samstag bin ich mit einem Besuch im buddhistischen Jiming-Tempel in den Tag gestartet. Es handelt sich um einen aktiven Tempel und an diesem Samstag waren morgens schon sehr viele Menschen da, die beteten und Räucherstäbchen aufstellten.
Wie so häufig bei chinesischen Tempeln, war auch dieser Tempel sehr kunstvoll verziert. Insbesondere die Steinmetzarbeiten waren sehr schön anzuschauen.
Vom Tempel-Gelände hatte man einen guten Ausblick auf die alte Stadtmauer von Nanjing. Seltsamerweise stehen auf der Mauer die olympischen Ringe – warum auch immer.
Vom Jiming-Tempel hat man direkten (allerdings nicht kostenlosen) Zugang zu der Stadtmauer, von der man wiederum einen guten Blick auf den Tempel hat.
Auch sehr schön zu sehen von oben war die Straße, die zum Jiming-Tempel führt. Man sieht zum einen, dass es relativ voll war, zum anderen kann man erkennen, dass die Straße von wunderbar blühenden Bäumen gesäumt ist.
Vom Jiming-Tempel bin ich dann auf der Stadtmauer bis zum Jiuhuashan Park gelaufen, also so weit, wie man hier auf der alten Stadtmauer laufen kann.
Von hier oben hatte ich auch eine schönen Blick auf den Xuanwuhu-See. Leider war alles wegen dem Smog etwas trübe.
Ansonsten war es aber ein sehr schöner Spaziergang. Hier oben konnte man der Hektik der Stadt wunderbar entfliehen.
Nachdem ich wieder von der Mauer hinuntergestiegen war, bin ich mit der U-Bahn in Richtung Sun Yat Sen-Mausoleum gefahren. Da es von der U-Bahn-Haltestelle bis zum Mausoleumsgelände aber noch recht weit war (und im Übrigen auch den Hügel hoch), bin ich bis dorthin mit einem Touristenbimmelbähnchen gefahren.
Oben angekommen habe ich zunächst an einem der vielen Restaurants Halt gemacht und mich für den Nachmittag gestärkt. Hier gab es nur ein Bildermenü an der Wand und nachdem ich zunächst eine Suppe serviert bekam, auf die ich gar nicht gezeigt hatte, war ich erstmal etwas irritiert. Sie tauchte aber auch nicht auf der Rechnung auf. Die Suppeneinlagen waren gelinde gesagt interessant. Noch am schmackhaftesten war das, was ich als „Blut-Tofu“ – gestocktes Schweineblut – identifiziert habe. Das Fleisch in der Suppe war hingegen nahezu ungenießbar. Die Dumplings und das andere Gericht waren okay, aber auch nichts Besonderes.
So gestärkt habe ich mir einen Audioguide ausgeliehen und mich auf den Weg zum Mausoleum gemacht. Der Audioguide war schon ziemlich genial. Man konnte ihn sich einfach ans Ohr klemmen und dann hat er erkannt wo man gerade war und die entsprechenden Erläuterungen in perfektem Englisch abgespielt.
Mit mir waren auch tausende Chinesen auf dem Weg zu Dr. Sun Yat-Sen’s Mausoleum. Andere Ausländer hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt den ganzen Tag über noch nicht gesehen und ich sollte ihnen auch erst am Ende meines Besuches am Mausoleum begegnen.
Während mir der Audioguide viel Interessantes über Dr. Sun Yat-Sen und die Gründe für den Bau seines Mausoleums in Nanjing erzählte, stieg ich langsam die vielen Treppenstufen zum Mausoleum hoch. Oben angekommen musste ich mich zum zweiten Mal an diesem Tag mit einer alten chinesischen Oma fotografieren lassen – ich glaube langsam wirklich, dass manche Chinesen, die als Touristen aus den Provinzen nach Peking oder in diesem Fall Nanjing kommen, noch nie in ihrem Leben einen Ausländer gesehen haben. Und solange sie mich freundlich fragen, ist es ja auch okay.
Anders als beim Mao-Mausoleum in Peking kann man Dr. Sun’s Leichnam hier nicht ansehen. Stattdessen umkreist man eine Statue von ihm.
Vom Mausoleum hat man einen weiten Blick über Nanjing – und bekommt einen besseren Eindruck von der Dimension der Mausoleums-Anlage.
Wieder unten angekommen, habe ich eine Art übergroßes Golf-Cart zu den Minggräbern genommen.
Die Tempelanlage, die ich mir dort zunächst angesehen habe, war – völlig untypisch für chinesische Verhältnisse – ziemlich verfallen und verwildert. Ich war begeistert. Die meisten Tempel hier sind doch alle gleich – zumindest was die Art der Dekorationen angeht. Und dann mal einen Tempel zu finden, der nicht disneylandmäßig wiederaufgebaut worden ist, hat schon was.
Etwas erstaunt war ich, als ich an einer der Hallen, in der u.a. Postkarten verkauft wurden, diesen Briefkasten im englische Stil mit Krone und den Initialen der Queen sah. Seltsam – was macht so ein Briefkasten hier?
Hauptattraktion der Tempelanlage war jedoch ein auf einer alten Citadelle gebauter Tempel. Der Tempel an sich war nichts Besonderes. Aber die Mauern um die Citadelle herum, von denen die rote Farbe abblätterte, haben mir sehr gut gefallen. Ich mag wohl einfach den Charme des Verfallenden.
Von der Tempelanlage bin ich dann den Sacred Way, d.h. den Weg, der zu der Tempelanlage führt, entlanggelaufen – allerdings in umgekehrter Richtung, da ich ja vom Tempel kam. Der erste Teil des Weges wird von verschiedenen Tierstatuen gesäumt, der zweite Teil von Statuen u.a. von Beamten und Generälen.
Zum Abschluss bin ich noch durch den sogenannten Sakura Garden, also den Kirschblüten-Garten, gelaufen. Er wurde 1995 mit Spenden von Bürgern der japanischen Stadt Fukuoka angelegt und im Jahr 2012 noch einmal erweitert. Heute finden sich hier 3000 japanische Kirschbäume. Es heißt, dass sich die heimischen Pflaumenblüten und die japanischen Kirschblüten gegenseitig ergänzen und ein Symbol für die chinesisch-japanische Freundschaft sind. Nachdem ich gestern die Gedächtnishalle für die Massaker von Nanjing im Jahr 1937 besucht und die dunkelste Seite der chinesisch-japanischen Geschichte kennengelernt hatte, war ich überrascht und berührt diesen wunderschönen, friedlichen Garten zu entdecken. An einem sonnigen Tag wäre die Blütenpracht sicher noch beeindruckender gewesen, aber auch so war es schön unter den Bäumen entlangzulaufen und in das Blütenmeer einzutauchen.
Zum Abschluss des Tages bin ich zur Deji Plaza zurückgekehrt und habe dort in einem kleinen Restaurant mal wiedersehr gut und günstig gegessen. Als einzelner Gast bekommt man hier oft keinen eignen Tisch, sondern bekommt einen Platz an einer langen Theke zugewiesen, wo man dann Schulter an Schulter mit anderen Gästen sitzt. In diesem Restaurant war die Theke direkt an der Küche, sodass ich den Köchinnen bei ihrer Arbeit zusehen konnte.
Als Vorspeise gab’s frittierte Fischbällchen.
Und als Hauptgericht Nudeln mit Rindfleisch in Satay-Sauce – als mal etwas nicht chinesisches.
Auf dem Rückweg zum Hostel habe ich mir dann noch kurzentschlossen einen Cupcake – Geschmacksrichtung „Salted Caramel“ – gekauft. Er war nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch sehr lecker.