Altstadt von Shanghai & Ocean Aquarium

An meinem ersten Tag in Shanghai bin ich erst gegen Mittag vom Hotel gestartet, weil ich in meinem abgedunkelten und sehr ruhigen Zimmer tatsächlich bis fast halb elf geschlafen hatte. Das war nach einigen kurzen Nächten allerdings auch nötig. 

Als ich das Hotel verließ bemerkte ich leider, dass das Wetter seit dem Vorabend nicht besser geworden war. Es regnete immer noch oder schon wieder. Und ich hatte keinen Schirm eingepackt. Aber zum Glück war auf der nächsten Straßenecke vom Hotel ein kleiner Supermarkt und dort habe ich für 45 RMB einen kleinen Schirm erwerben können.

Danach ging es zu Fuß in Richtung Altstadt. Dort habe ich dann einen – wiederum im Lonely Planet beschriebenen – Spaziergang gemacht. Die Gebäude in der Altstadt sind im klassischen chinesischen Stil gehalten. Hübsch anzusehen. 

Die erste Station des Spaziergangs war das Chenxiangge Kloster. Der Tempel mit seinen gelben Wänden ist eine Insel der Ruhe im hektischen Treiben der Altstadt. 

Vom Chenxiangge Kloster ging es hinein in die kleinen Gassen der Altstadt von Shanghai. Ich hatte den Eindruck, dass in Shanghai nicht alles besser ist als in Peking, aber das zumindest nicht alles so unfertig wirkt. In Peking wurde gefühlt an jeder Straßenecke, sei es in den Hutongs, sei es Mitten in der Innenstadt in der Nähe der Wangfujing-Straße, gebaut. Und zwar nicht nur an Gebäuden, sondern auch an den Straßen. Oft sah es so aus, als sei es noch gar nicht so lange her, dass die Straßen bzw. Gehwege neu gemacht wurden, aber trotzdem bröckelte schon wieder irgendetwas. In Shanghai bröckelte zumindest an den Straßen und Gehwegen fast nichts. Vielleicht haben sie in Shanghai die besser ausgebildeten Bauarbeiter …

Mein zweiter Stopp war der Tempel des Stadtgottes. In der Vergangenheit hatten viele chinesische Städte einen taoistischen Tempel des Stadtgottes. Dieser hier stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert. Er wurde während der Kulturrevolution schwer beschädigt, später aber wieder aufgebaut. 

Die Haupthalle des Tempels ist Huo Guang, einem General der Han-Dynastie, gewidmet. Vor seiner Statue saß eine Gruppe von Mönchen und diskutierte. Später machten sie dann noch Musik.

Rechts und links der Statue von Huo Guang stehen zwei „Assistenten“. Der eine – mit dem weißen Gesicht – notiert alle guten Dinge, die die Menschen getan haben, und der andere – mit dem schwarzen Gesicht (hier links im Bild oben) – notiert alle schlechten Dinge, die die Menschen getan haben. Auf jeder Seite der Halle stehen jeweils vier Statuen von Offizieren. Zwei notieren Informationen und Bitten, zwei geben die Informationen weiter, zwei leiten sie an den Stadtgott weiter und zwei beschäftigen sich mit den Antworten. So jedenfalls die englischsprachigen Erläuterungen.

In der hinteren Halle steht die Statue des rotgesichtigen Stadtgottes Qin Yubo. Er wurde in der Ming-Zeit zur Gottheit ernannt und trägt daher die Kleidung eines Beamten der Ming-Dynastie. Rechts und links an der Wand der Halle stehen Gongs, Laternen und Flaggen. Diese werden bei Prozessionen des Stadtgottes benutzt.

Neben den beiden Haupthallen gibt es im Tempel des Stadtgottes noch eine Reihe von kleineren Räumen, die unterschiedlichen Gottheiten gewidmet sind, wobei der „Gott des Reichtums“ (im Bild unten) gleich mehrfach vertreten ist. 

Da ich nicht gefrühstückt hatte, habe ich in einem kleinen vegetarischen Restaurant im Tempel zu Mittag gegessen, bevor ich weitergelaufen bin. Es gab auch eine englische Speisekarte und ich habe mich für Chili-Nudelsuppe entschieden. Dazu gab’s einen Milchtee. Die Suppe war deutlich weniger scharf, als ich es erwartet hatte und sehr lecker. 

Als ich nach dem Essen wieder aus dem Tempel herauskam, hatte es sich leider so richtig eingeregnet. Also musste ich die Kamera in den Rucksack verbannen und konnte im Folgenden nur noch mit dem Handy ein paar Schnappschüsse von den kleinen Gässchen machen, durch die der Rest des Spaziergangs führte. 

Am Ende der Tour war ich angesichts der Regens etwas unschlüssig, was ich mit dem Rest des Tages machen sollte. Ich entschied mich, erstmal wieder Richtung Hotel zu laufen. Auf dem Weg kam ich noch durch den Gucheng Park. Von hier hat man eigentlich einen guten Blick auf die Hochhäuser von Pudong, aber an diesem Tag konnte man die Spitzen der Hochhäuser überhaupt nicht sehen.

Aber der Park war auch ohne Aussicht einen Besuch wert. Mir hat insbesondere der große Bambushain gefallen.

Auf dem Weg Richtung Hotel habe ich weiter überlegt, was ich an so einem verregneten Nachmittag noch machen könnte und habe mich letztendlich dazu entschlossen mir das Shanghai Ocean Aquarium anzusehen. Dazu bin ich mit der U-Bahn rüber nach Pudong gefahren.

Das Shanghai Ocean Aquarium ist vor allem für seinen 155m langen Glastunnel einen Besuch wert. Aber dieser kommt erst ganz am Ende der als Einbahnstraße konzipierten Ausstellung. Zunächst fährt man in den obersten Stock. Dort gibt es u.a. eine Ausstellung über die Bedrohung der Hai durch die Fischerei. Diese Ausstellung war nicht besonders ansprechend gestaltet, dafür aber umso informativer. Ich fand es interessant, wie selbstkritisch mit dem Thema Konsum von Haifischflossenfleisch umgegangen wurde. Allerdings meine ich, dass noch mehr getan werden könnte, denn ein Großteil der Importe kommt wohl über Hongkong ins Land und da könnte man m.E. noch genauer hinsehen, was das importiert wird 

Der Ausstellung über die Haie schloss sich ein Bereich mit einer Vielzahl von großen und kleine Aquarien mit hübschen bunten Fischen aus allen Ecken dieser Erde. Die größeren Aquarien waren mehr nach oben hin offene Becken und sehr ansprechend gestaltet.

Ich habe so viele Fische fotografiert, dass ich die Bilder an dieser Stelle mal als Diashow einfüge.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ein echter Hingucker war die Rolltreppe, die eine Etage tiefer führte – sie lief in einem Glastunnel durch eines der Wasserbecken.

Fast schon künstlerischen Wert hatten die Becken in denen verschiedene Quallenarten gezeigt und mit bunten Farben angestrahlt und zum Leuchten gebracht wurden.

Das Highlight des Besuchs war aber der Gang bzw. besser gesagt die Fahrt durch den 155m langen Glastunnel, bei dem die Fische neben und über einem her schwammen. 

Als ich wieder aus dem Aquarium rauskam, war immer noch schlechtes Wetter, wie der nachfolgende Schnappschuss beweist.

Daher habe ich mich vom Aquarium unmittelbar in die IFC Mall begeben. Dort habe ich dann eine Filiale der Spa-Kette Dragonfly entdeckt und mich spontan für eine zweistündige Kombination aus orientalischer Fußmassage und chinesischer Massage entschieden. Die chinesische Massage tat ganz schön weh und die Masseurin war ziemlich oft der Meinung, dass an meinem Rücken etwas „bu hao“, also gar nicht gut sei. Auch wenn es jetzt weh tue, später würde es mir besser gehen, meinte sie noch. Und sie hatte natürlich recht. 

Nach der Massage habe ich mich in der IFC Mall auf die Suche nach einem Restaurant zum Abendessen gemacht. Meine Wahl fiel schließlich auf Din Tai Fung. Die Kette, die ursprünglich aus Taiwan stammt, mittlerweile aber Filiale in ganz Asien, Australien und den USA hat, ist spezialisiert auf Xiaolongbao – gedämpfte Dumplings gefüllt mit Suppe. Einige der Filialen der Kette in Hongkong haben sogar einen Michelin-Stern. Das Essen (Xiaolongbao, gedämpfte Aubergine mit Essig und Knoblauch, gebratenes Schweinefleisch) war definitiv sehr gut – das Ambiente war allerdings verbesserungswürdig. Ich kann es mir nur so erklären, dass für die chinesischen Gäste das Essen im Vordergrund steht und das Drumherum zweitrangig ist.

Entspannt und gesättigt bin ich danach zurück in mein Hotel gefahren. Alles in allem war es ein sehr gelungener Regentag in Shanghai.