Am Freitagmorgen bin ich zu einer Tuk-Tuk-Tour rund um Battambang gestartet. Direkt am Anfang kam das Highlight der Tour – die Fahrt mit dem Bamboo-Train. Der Bamboo-Train nutzt die alten Schienen aus der französischen Kolonialzeit, aber die Züge sind keine Züge, sondern eher Holzplattformen auf Rädern. Die Kambodschaner nutzen sie als Transportmittel für Waren und Menschen. Und eine Touristenattraktion sind sie natürlich auch.
Nachdem mein Tuk-Tuk-Fahrer, Happy, ein paar Bilder von mir gemacht hatte, sind wir auch schon gestartet. Die Fahrt war ganz schön rasant!
An der Endhaltestelle sind wir ausgestiegen und ich habe in einer der Buden einen Kaffee getrunken und mich mit Happy unterhalten. Happy erzählte mir, dass er in den nächsten Tagen mit seiner Frau nach Bangkok fahren wolle, um dort drei Monate zu arbeiten. Seine fünfjährige Tochter würden sie bei seinen Schwiegereltern lassen. Es beginnen nun die Nebensaison und er könne in dieser Zeit als Tuk-Tuk-Fahrer in Battambang nicht mehr genug verdienen.
Von seiner Tochter erzählte Happy mit sehr viel Stolz. Er berichtete, dass sie in der Schule Englisch lerne, er ihr aber noch zusätzlichen Englischunterricht bezahle und er ihr gerne das Erlernen einer weiteren Fremdsprache ermöglichen wolle, damit sie später einen guten Job bekommen könne. Er war sehr daran interessiert, ob wohl Französisch, Deutsch oder Spanisch die bessere Wahl wäre. Er selbst wolle einen Kurs als Fremdenführer machen, weil er dann etwas mehr verdienen könne als jetzt als Tuk-Tuk-Fahrer.
Ansonsten erzählte er – wie auch schon Vanny in Siem Reap – recht offen, welche Probleme es in in Kambodscha gibt. Ich hatte den Eindruck, dass er richtig niedergeschlagen war, angesichts der im Land herrschenden Korruption und Misswirtschaft. Er liebe sein Land, aber wenn er könnte, würde er gerne in Singapur leben, sagte er.
Nach etwa einer halben Stunde sind wir wieder zurückgefahren. Einmal mussten wir anhalten und ein entgegenkommender „Zug“ musste demontiert und von den Schienen gehoben werden, um uns durchzulassen. Happy erzählte, dass eigentlich immer der weniger beladene Zug von den Schienen geräumt werde – manchmal würden die Fahrer aber auch eine Münze werfen.
Unser nächster Halt war ein Tempel, der während der Zeit der Khmer Rouge als Gefängnis genutzt wurde.
Ganz in der Nähe befindet sich der sogenannte „Well of Shadows“. Dort sind – wie auch an anderen Orten in Kambodscha in der Nähe von „killing fields“ – die Schädel und Knochen von Opfern des Khmer Rouge-Regimes aufgestapelt. Was diesen Ort so besonders macht, ist das auf Reliefs, die rund um den Schrein laufen, Szenen aus der Zeit der Herrschaft der Khmer Rouge gezeigt werden. U.a. die Räumung der Stadt Battambang, Massenzwangshochzeiten, die Wegnahme von kleinen Kindern aus ihren Familien sowie die Folterung und Tötung von Menschen.
Happy erzählte an dieser Stelle, dass die Khmer Rouge alle Intellektuellen hätten auslöschen wollen. Da die gesamte Stadtbevölkerung zur Arbeit aufs Land geschickt worden sei, sei es schwierig gewesen, diejenigen zu identifizieren, welche getötet werden sollten. Die Khmer Rouge hätten daher vorgegeben, dass sie für bestimmte Positionen – Lehrer, Ingenieure, Ärzte – Bewerber suchen würden. Wer sich meldete, wurde ermordet.
Nach diesem düsteren Stopp haben wir einen Halt an einem Stand am Straßenrand gemacht, wo „Bamboo Sticky Rice“ verkauft wird. Letztlich handelt es sich um Klebreis mit frischer Kokusnussmilch, der in einem Stück Bambus gegart wird. Sehr, sehr lecker.
Auf dem Weg zum nächsten Tempel haben wir dann noch kurz angehalten und Happy hat mir erklärt, wie Fischpaste und Trockenfisch hergestellt werden. Die Fische auf dem dritten Bild sind nicht von Natur aus so rot, sondern werden eingefärbt.
Anschließend sind wir weitergefahren zu einem modernen Tempel, hinter dem sich eine alte Tempelruine befindet. Nach den Tempeln um Siem Reap zwar nichts besonderes mehr, aber ich bin trotzdem einmal hochgeklettert und habe ein paar Bilder gemacht.
Ein besonders schönes Relief gab es allerdings.
Danach neigte die Tour sich langsam dem Ende zu. Auf dem Rückweg zum Battambang Resort haben wir noch einmal angehalten und zugesehen, wie Reispapier hergestellt wird. Dort habe ich dann auch gleich Springrolls – sowohl frische als auch frittierte – probiert. Sehr lecker. Den Tisch teilte ich mir mit einer Deutschen, die schon seit zwanzig Jahren in Australien lebt, zuletzt in Kununnurra. Wir haben uns gut unterhalten!
Im Resort hatte ich dann ein paar Stunden Zeit, mich auszuruhen, bevor es am späten Nachmittag noch mit dem Fahrrad zu einer Snack Tour ging. Die Snack Tour verdient aber einen eigenen Post.
(Das Video vom Bamboo-Train folgt morgen).