05.11.2012: Die Umgebung von Luang Prabang

Vorgestern war bislang der beste Tag der Reise. Und dabei hatte der Tag damit angefangen, dass ich um fünf mit Bauchkrämpfen aufgewacht war. Immer noch der verstimmte Magen vom Vortag. Beim Frühstück habe ich mich daher zurückgehalten und außer trockenem Baguette nur eine kleine Banane gegessen. Nachdem ich meinen Gastgeber nach Ingwertee gefragt hatte und er keinen vorrätig hatte, ist er kurzerhand losgelaufen und kam keine fünf Minuten später mit einem Stück frischen Ingwer zurück, aus dem mir dann ein ebenso frischer Tee gekocht wurde. Den restlichen Tee haben sie mir sogar noch in eine Flasche gefüllt, damit ich ihn mit auf meinen Tagesausflug nehmen konnte. Mr. Vong überschlägt sich förmlich für seine Gäste. Er wird auch nicht müde jeden Morgen seine Gäste mit zur Almosenprozession zu nehmen und alles zu erklären.
 
Um halb neun bin ich dann an meinem Guesthouse abgeholt worden und wenig später waren wir auf dem Weg zum Elephant Village. Auf der Fahrt hatte ich Gelegenheit mich mit einer der Guides, Phone, zu unterhalten. Phone’s Geschichte hat mir wieder einmal vor Augen geführt, wieviel Einsatz die Menschen hier zeigen, um aus ihrem Leben etwas zu machen.
 
Phone kommt aus einem Dorf vier Stunden nördlich von Luang Prabang. Vor ein paar Jahren kam sie nach Luang Prabang, um Geld zu verdienen. Da sie kein Englisch konnte, musste sie von früh bis spät als Putzfrau in verschiedenen Guesthouses arbeiten. Da sie nicht genug verdiente, wohnte sie bei ihrer Cousine und kümmerte sich nach der Arbeit auch noch um den Haushalt. Irgendwann hat sie dann beschlossen, dass sie Englisch lernen muss, um einen besseren Job zu bekommen. Also hat sie ein Jahr lang abends Englisch gelernt und zwar zunächst hauptsächlich Sprechen, ohne Lesen und Schreiben. Nach einem Jahr hat sie den ersten Versuch gestartet, ihre Englischkenntnisse umzusetzen und hat umsonst bei einer Freundin in deren Guesthouse gearbeitet. Dort hat sie dann einige Gäste kennengelernt, die sie gefragt haben, was ihr Traumjob sei. „Guide“ hat sie geantwortet und die Gäste haben ihr geholfen, ein zweiwöchiges unbezahltes Praktikum im Elephant Village zu bekommen. Während dieser Zeit haben sehr viele Kunden Emails mit ihren positiven Eindrücken von Phone an das Elephant Village geschrieben. Am Ende der zwei Wochen hat man ihr einen Job als Guide angeboten. Seit über zwei Jahren arbeitet sie jetzt als Guide. Sie verdient so gut, dass sie sich außerhalb der Stadt ein Haus und ein Stück Land kaufen konnte. Ich bin mir sicher, dass ihre Erfolgsgeschichte damit nicht enden wird.
 
Im Elephant Village angekommen, bestand zunächst Gelegenheit einen Kaffee zu trinken und sich etwas umzusehen. Die Elefanten, die hier aufgenommen werden, sind oft alt und/oder krank und häufig in ihrem früheren Leben als Arbeitselefanten in der Holzindustrie misshandelt worden. Hier werden sie jeden Tag vom Tierarzt des Elephant Village untersucht und ihre „Arbeit“ besteht darin, Touristen durch den Dschungel zu tragen oder sich von diesen im Fluss waschen zu lassen. Das neueste Projekt des Elephant Village ist ein Elefantenhospiz mitten im Dschungel, wo Elefanten, die zu alt oder zu krank sind, um im Dorf zu arbeiten, nichts weiter tun müssen und sollen, als durch den Dschungel zu laufen und ihre 250 kg Grünzeug am Tag zu fressen. Dabei werden sie dann von zahlenden Touristen gepflegt, die an einem speziellen dreitägigen Elephant Hospice Program teilnehmen. Eine Win-Win-Situation also für die Elefanten und die Touristen. 
 
 
 
Der eineinhalbstündige Ritt durch den Dschungel auf dem Elefanten war einfach großartig. Wir waren nur zu viert mit zwei Elefanten unterwegs und nach einer Weile durften wir vom Sitz herunterklettern und wie der Mahout (Elefantenführer) im Nacken des Elefanten reiten. Dabei werden die Beine hinter die Ohren des Elefanten geklemmt. Der Elefant hatte allerdings ganz schön drahtige Haare und da ich dummerweise eine kurze Hose anhatte, bin ich nach einer Weile doch wieder in den Sitz geklettert. Die Aussicht von dort oben war unglaublich! 
Mittags haben wir mitten im Dschungel ein Picknick gemacht. Es gab gebratenen Reis mit Gemüse und Hühnchen, der in ein Bananenblatt eingepackt war.
 
 
Anschließend ging es dann ohne die Elefanten zu Fuß weiter am Trail of Falls entlang zum Tad Sae Waterfall. Dort habe ich die Gelegenheit genutzt mich im Plunge Pool abzukühlen, bevor es mit dem Boot zurück zum Elephant Village ging.