Weiterreise nach Paihia (28.02.2019)

Am Donnerstag habe ich meinen Mietwagen abgeholt und bin von Auckland nach Paihia gefahren. Doch noch bevor ich den Mietwagen abgeholt habe, hatte ich meine erste schlechte Erfahrung in Neuseeland. Ich hatte die Jugendherberge gebeten, mir ein Taxi zu bestellen, weil ich mit meinem Gepäck nicht zur Mietwagenstation laufen wollte. Bei dem Taxi fiel mir sofort auf, dass die Taxifahrerin mir nicht beim Einladen meines Gepäcks geholfen hat. Aber das wäre ja noch zu verkraften gewesen. Echt krass war dann aber, dass sie mich nach dem Einsteigen gefragt hat, ob 20 NZD Cash für mich okay wären. Ich hatte vorher nachgeguckt, wie teuer die Fahrt ungefähr sein würde und hatte 7,50 NZD genannte bekommen. Also habe ich ihr ziemlich verständnislos gesagt, dass sie das Taxameter anmachen solle. Sie hat dann auch nicht den direktesten Weg zur Mietwagenstation genommen, sodass das Taxameter am Ende auf 11,50 NZD stand. Auch das hätte ich noch klaglos akzeptiert, aber richtig unverschämt wurde es dann, als sie mir von meinen 20 NZD Dollar nur 7 Dollar Wechselgeld geben wollte. Als ich ihr gesagt habe, dass ich noch Geld bekomme, sagte sie, das Taxameter stehe bei 12,70 NZD. Sie hatte es einfach weiterlaufen lassen, nachdem wir zum Stehen gekommen waren. Ich habe mich nicht darauf eingelassen und habe am Ende meine 8,50 NZD bekommen – aber was für eine Unverschämtheit. Ich denke sie hat gedacht, dass sie mich so richtig schön ausnehmen kann. Ich war vielleicht geladen!

Aber meine Stimmung wurde schnell wieder besser, weil die Mitarbeiterin der Mietwagenstation wirklich sehr freundlich war und alles sehr professionell ablief. Ich musste tatsächlich einen Fragebogen auf Deutsch dazu ausfüllen, wie viel Fahrerfahrung ich im Allgemeinen habe, ob ich schon mal links gefahren bin und ob ich die neuseeländischen Straßenverkehrsregeln kenne. Aber getestet wurde ich nicht 😉 

Bei der Übernahme hat die Mitarbeiterin das Auto von allen möglichen Seiten fotografiert, um vorhandene Schäden zu dokumentieren, und ich habe das dann auch gemacht. Es scheint Standard bei Apex zu sein, denn am Ende musste ich auf ihrem Handy unterschreiben, dass die Bilder den Zustand des Wagens korrekt darstellen. Ich finde, dass das ein sehr gutes System ist. Apex ist auch ansonsten aus meiner Sicht recht kundenfreundlich. Mein Ticket für die Fähre von Wellington nach Picton kann ich einmal kostenlos umbuchen und wenn ich einen weiteren Fahrer eintragen lassen wollte, könnte ich das jederzeit auch nachträglich an jeder Apex-Station machen. 

Nachdem ich schnell die Halterung für mein Handy installiert und bei Google Maps Paihia als Ziel eingegeben hatte, war ich um kurz vor 9 Uhr auch schon unterwegs. Aus Auckland bin ich ganz gut rausgekommen und bin dabei sogar über die Auckland Harbour Bridge gefahren. Viel sehen konnte ich natürlich nicht, weil ich mich auf die Straße konzentrieren musste. Das Linksfahren geht schon, nur wische ich noch hin und wieder die Scheiben, statt zu blinken. 

Auf der Fahrt nach Paihia habe ich immer wieder kurz angehalten, um mich ein bisschen auszuruhen, aber auf längere Pausen habe ich am Ende doch verzichtet, weil ich davon ausgegangen bin, dass ich am Nachmittag (wie an den Tagen zuvor auch) noch müder werden würde. 

Bei meinem ersten richtigen Stopp habe ich bei La Nonna Italian Bakery angehalten und mir neben einem Cappuccino auch einen herzhaften Muffin mit Spinat, Frischkäse und Kürbiskernen gegönnt.

Auf dem Weg habe ich auch an einem Aussichtspunkt angehalten, von dem sich ein ganz schöner Blick auf die hügelige Landschaft nördlich von Auckland eröffnete. 

Wie man sieht, war die Straße hier noch ein ganz gut ausgebauter Highway. Im weiteren Verlauf wurde die Straße immer kurviger und es war nicht daran zu denken, 100 km/h zu fahren. In vielen Kurven musste man 35 km/h fahren. Zudem gab es eine ganze Reihe von Baustellen, an denen gerade der Straßenbelag erneuert worden war und noch viel Split auf der Straße lag, sodass man dort dann nur 30 km/h fahren durfte. Für die 254 Kilometer von Auckland nach Paihia habe ich am Ende mit Pausen und einem kleinen Abstecher nach One Tree Point fünfeinhalb Stunden gebraucht.

One Tree Point

In Paihia wohne ich in der Haka Lodge. Leider bin ich in einem Vierer-Schlafsaal. Dieser ist sehr klein und ich habe ein oberes Stockbett, in dem ich nicht mal aufrecht sitzen kann. Naja. Dafür hat die Haka Lodge eine tolle Lounge mit Blick auf die Bay of Islands.

Blick aus der Lounge auf die Bay of Islands

Nachdem ich mich in der Lounge zwei Stunden ausgeruht hatte, bin ich kurz entschlossen noch mit der Fähre rüber nach Russell gefahren. Russell ist ein sehr hübsches kleines Örtchen. Deutlich weniger überlaufen als Paihia. Hier könnte ich es aushalten. 

Zur Geschichte von Russell schreibt Wikipedia:

„Russell war zum Ende des 18. Jahrhunderts noch eine Siedlung der ortsansässigen Māori und wurde Kororāreka genannt. Zum Beginn des 19. Jahrhunderts kamen Händler und Walfänger und errichteten in der Siedlung, die über einen idealen Hafen verfügte, das erste Handelszentrum Neuseelands. Das Zentrum wuchs schnell und bald war Kororāreka europäisch geprägt. Auch andere „Gäste“ kamen, geflohene Sträflinge von Australien, desertierte Seeleute und eben die rauen Gesellen der Walfangschiffe, die den Hafen anliefen. Der Spitzname „Hellhole of the Pacific“ („Höllenloch des Pazifik“) mag erahnen lassen, welches Leben in der Stadt zu dieser Zeit herrschte.

Kororāreka wurde zu Ehren des ehemaligen Kolonialstaatssekretärs und späteren englischen Premiers Lord John Russell in „Russell“ umbenannt und nach der Unterzeichnung des Vertrages von Waitangi 1840 für kurze Zeit Hauptstadt Neuseelands. Nachdem die Wahl für die neue Hauptstadt im September 1840 auf Auckland fiel, verlor der Māori-Stammesführer Hone Heke durch den Abzug der Regierung wichtige Einnahmen für Ankerplätze und sah sich daher von den weißen Unterzeichnern des Waitangi-Vertrages getäuscht. Er brachte den Mast mit dem Union Jack auf dem Flagstaff Hill mehrmals zu Fall und brandschatzte mit seinen Kriegern 1845 schließlich den Ort. Die Weißen flohen mit Schiffen nach Auckland und der Krieg im Norden begann. Erst nach zwei blamablen Niederlagen konnten die Briten 1846 bei Ruapekapeka siegen.“

Russell ist also nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch noch historisch bedeutsam.

 

Da ein Rundgang durch Russell selbst nicht sehr lange dauert, habe ich die Gelegenheit genutzt und bin auch noch zum Flagstaff Hill Lookout hochgelaufen. Es war anstrengend, aber die Aussicht entschädigte für die Strapazen.

Nach etwas mehr als einer Stunde in Russell habe ich die Fähre zurück nach Paihia genommen und den Abend mit Fish & Chips an der Promenade ausklingen lassen.