Ich hänge mit meinem Blog ein paar Tage hinterher und heute ist Freitag, der 15.03.2019. Ich hatte heute einen wunderschönen Tag, an dem ich vom Abel Tasman Nationalpark weitergefahren bin bis nach Punakaiki an der Westküste der Südinsel. Auf der Fahrt habe ich mehrfach angehalten, um die Landschaft zu genießen, die längste Hängebrücke Neuseelands zu überqueren und in der Tauranga Bay eine Kolonie von Seehunden zu beobachten. Es war ein rundum schöner Tag. Von den Ereignissen heute in Christchurch habe ich erst nach der Ankunft in meiner Unterkunft erfahren. Ich bin fassungslos. Dies ist ohne Zweifel einer der dunkelsten Tage Neuseelands.
Von Wellington habe ich leider maximal einen ganz kleinen Ausschnitt kennenlernen können. Nachdem ich montags nachmittags am Hostel angekommen war, habe ich mich sofort auf einen Spaziergang am Hafen entlang bis zum Nationalmuseum Te Papa gemacht. Der Spaziergang durch das alte Hafenviertel hat mir sehr gut gefallen. Es ist schwer zu sagen warum, aber Wellington hat mir spontan deutlich besser gefallen als Auckland.
Als ich am Te Papa Museum angekommen bin, war es leider schon zu spät für einen Besuch. Aber ich hatte ja noch einen weiteren Tag in Wellington.

Zum Abschluss des Abends habe ich noch einen kurzen Schlenker über die Cuba Street, die Haupt-Ausgehstraße von Wellington, gemacht und in einer Seitenstraße bei Little Penang hervorragendes malaysisches Nasi Lemak gegessen.
Den nächsten Tag habe ich zunächst weitgehend im Hostel vertrödelt. Nach zwei Wochen Roadtrip auf der Nordinsel brauchte ich mal einen Tag ohne viel Sightseeing – leider hat es Wellington getroffen. Das Hostel lud aber auch sehr zum Verweilen ein. Angefangen beim kostenlosen und für ein Hostel sehr umfangreichen Frühstücksangebot, über die gemütliche Lounge bis zum eigenen Klein-Kino – hier fehlt es an gar nichts. Die meisten Reisenden, die hier wohnen, sind auch keine „short term guests“, wie ich, sondern wohnen hier länger und arbeiten in Wellington.
Nachmittags habe ich mich dann aber doch aufgerafft und bin noch einmal an der Waterfront entlang zum Nationalmuseum Te Papa gelaufen.
Auf dem Weg bin ich auch am Bahnhof von Wellington vorbeigekommen, vor dem ausgerechnet eine Statue von Mahatma Gandhi steht.
Bevor ich mir das Museum angesehen habe, habe ich an der Waterfront noch eine kleine Pause eingelegt und ein leckeres Eis von Kaffee Eis gegessen. Die Geschmacksrichtung „Indian Summer“, ein Joghurteis mit Ingwer und Kardamom, war eine echte Entdeckung.
Den Rest des Nachmittages habe ich im Museum verbracht. Das Museum ist sehr groß und sehr modern und neben verschiedenen kostenlosen Ausstellungen gibt es auch einige kostenpflichtige Sonderausstellungen. Die derzeitige Sonderausstellung sind die Terracotta Warriors. Da ich die Terrakotta-Armee schon in Xi’an gesehen habe, habe ich mir das Eintrittsgeld gespart und mir einige der kostenlosen Ausstellungen angesehen.
Eine der Ausstellungen beschäftigte sich mit dem Treaty of Waitangi. Und obwohl ich auch in Auckland im Museum schon einiges über den Vertrag von Waitangi gelernt habe, war die Ausstellung in Wellington nochmal um einiges instruktiver. So war mir z.B. nicht klar, dass den Vertrag von Waitangi natürlich zunächst nur eine begrenzte Zahl von Maori Chiefs unterschrieben haben, die in Waitangi anwesend waren. Im Nachhinein hat man mehrere Kopien gefertigt, von denen nur eine in englischer Sprache verfasst war und alle anderen in Maori, und hat die Kopien auf Reisen geschickt, um noch mehr Unterschriften einzusammeln.
Ebenfalls interessant war, dass die englische Fassung und die ursprüngliche Übersetzung in Maori deutliche Abweichungen enthalten. Ob dies bewusst gemacht wurde, um die Maori zu täuschen, oder ob es der Tatsache geschuldet ist, dass der Vertrag innerhalb von nur einem Tag übersetzt wurde, sei dahingestellt – jedenfalls wird heute im Rahmen der Auslegung des Vertrages (es gibt immer noch Verfahren betreffend Landrechte vor speziellen Tribunalen) auch die Maori-Fassung herangezogen.
Eine weitere Ausstellung beschäftigte sich mit der Veränderung der Fauna in Neuseeland aufgrund von importierten Tierarten und den heutigen Versuchen, die „exotischen“ Tierarten wieder auszurotten. Ein lustiger Nebenaspekt in diesem Zusammenhang ist, dass es in Neuseeland auf Kawau Island eine Population von vier verschiedenen Wallaby-Arten gibt, die in Australien selbst entweder vom Aussterben bedroht sind oder bereits als „extinct in the wild“ gelten. Daher werden tatsächlich Wallabies aus Neuseeland nach Australien umgesiedelt, bevor man sie in Neuseeland ausrottet.
Wie vielseitig das Museum ist, zeigt eine weitere Ausstellung, die sich mit dem Thema Einwanderung beschäftigt. Dort wird vor allem gezeigt, welchen Wellenbewegungen die Einwanderung nach Neuseeland unterworfen war. So gab es z.B. von 1947 bis 1975 ein „assisted migration scheme“, bei dem Einwanderern die Überfahrt bezahlt wurde, weil es zu wenig Arbeitskräfte gab. Dann gab es aber auch Phasen, in denen es der neuseeländischen Wirtschaft so schlecht ging, dass mehr Menschen wieder abgewandert sind, als zugewandert.
Nachdem ich mir diese drei Ausstellungen angesehen hatte, habe ich eine wohlverdiente kleine Kaffeepause eingelegt und mir ein sehr saftiges Stückchen Orange Almond Cake gegönnt.
Zum Abschluss habe ich noch die Ausstellung über die neuseeländische Beteiligung an der Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg angesehen. In der Ausstellung werden die Landung und die sich anschließenden monatelangen Kämpfe neuseeländischer, australischer, britischer und französischer Truppen mit Truppen des osmanischen Reichs sehr anschaulich dargestellt. So konnte man nicht nur etwas über den Lebensweg der vier Soldaten, sondern auch sehr viel über die Situation vor Ort lernen. Einer der vier, ein Arzt, hat während seiner Zeit in Gallipoli 3D-Bilder gemacht, die man sich heute mit einer entsprechenden Brille ansehen kann. Ich finde es faszinierend, dass es schon 1915 eine Kamera gab, mit der man 3D-Aufnahmen machen konnte. Auch sehr faszinierend war ein Querschnitte der Hügel, der die Gräben und Tunnelsysteme beider Seiten zeigten, und auch, wie nahe sich beide Seiten beim Graben gekommen sind. Leider hatte ich zum Ende hin nicht mehr genug Zeit, um mir die Ausstellung in Ruhe zu Ende anzusehen. Sehr schade. Aber nachdem die anderen Ausstellungen in eher überschaubarer Zeit zu bewältigen waren, hatte ich hier nicht mit so vielen Informationen gerechnet.